Aus der Philothea von Franz von Sales / erster Teil / 18. Kapitel
Vorbereitung
Versetze dich in Gottes Gegenwart. Demütige dich vor ihm. Bitte ihn um seine Hilfe.
Erwägungen
1. Stelle dir wieder vor, du seist auf weitem Felde, allein mit deinem Schutzengel. Zur Linken denke dir Satan auf hohem Throne, umgeben von höllischen Geistern und einer großen Schar von Lebemenschen, die ihn entblößten Hauptes als ihren Herrn anerkennen und ihm huldigen, die einen durch diese Sünde, die anderen durch jene. Beachte die Haltung der unseligen Höflinge dieses abscheulichen Fürsten: Die einen wüten in Haß, Neid und Zorn; die anderen morden sich gegenseitig; wieder andere sind bleich in sich verbohrt vor Gier nach Reichtümern; andere der Eitelkeit ergeben, nur auf unsinnige und nichtige Vergnügungen bedacht; andere gemein, verliert und verkommen in ihrer zügellosen Gier. Sieh, wie unruhig sie alle sind, zerfahren, unbeherrscht. Sieh, wie sie einander verachten, und Liebe nur heucheln. Mit einem Wort, du hast vor dir ein unseliges, bedauernswertes Volk, bedrückt von einem verfluchten Fürsten.
2. Sieh, zur Rechten Jesus am Kreuz, wie er mit herzlicher Liebe für diese armen Untertanen Satans betet, damit sie sich von seiner Tyrannei befreien; wie er sie zu sich ruft. Um ihn versammelt siehst du eine große Schar Frommer mit ihren Schutzengeln. Betrachte die Schönheit dieses Reiches der Frömmigkeit: Wie herrlich ist diese Schar jungfräulicher Männer und Frauen anzusehen, weißer als Lilien; diese Witwenschar, geschmückt mit heiliger Selbstüberwindung und Demut. Sieh die Eheleute, die so herzlich miteinander leben und einander mit einer Ehrfurcht begegnen, die nicht denkbar ist ohne eine große Liebe. Sieh, diese Frommen verbinden die Sorge um das Hauswesen mit der Sorge um ihr Innerstes, die Liebe zum Gatten mit der Liebe zum himmlischen Bräutigam. Sieh dich um: Du findest sie alle in heiliger, gütiger, liebevoller Haltung; sie hören auf unseren Herrn und alle möchten ihn in ihrem Herzen tragen. Sie freuen sich, aber ihre Freude ist schön, liebevoll, geordnet. Sie lieben einander, aber ihre Liebe ist heilig und ganz rein. Wer unter diesen Frommen ein Leid trägt, quält sich nicht viel damit und verharrt in beherrschter Haltung. Sieh, wie der Anblick des Heilands sie erfreut, wie alle einmütig zu ihm hinstreben.
3. Satan und seinen traurigen, unseligen Anhang hast du bereits verlassen durch die guten Vorsätze, die du gefaßt hast. Du bist aber noch nicht zu Christus, dem König, gelangt, du hast dich noch nicht der glücklichen und heiligen Schar seiner Frommen beigesellt. Du stehst immer noch zwischen beiden Lagern.
4. Dein gekreuzigter König, ruft dich bei deinem Namen: Komm, geliebte Seele! Komm, ich will dich krönen (Hld 4,8).
Wahl
1. Abscheuliche Schar, niemals sollst du mich unter deiner Fahne sehen! Auf ewig entsage ich deinen Narreteien und Torheiten. Unseliger Fürst des Hochmuts, höllischer Geist, ich entsage dir und allem eitlen Gepränge, das du entfaltest. Ich verabscheue dich und deine Werke.
2. Mein guter Jesus, seliger König der ewigen Herrlichkeit, Dir wende ich mich zu; ich umfange Dich mit der ganzen Kraft meiner Seele. Ich bete Dich von ganzem Herzen an, ich erwähle Dich heute für immer zu meinem König. Dir will ich unverletzliche Treue bewahren. Ich gebe mich Dir ohne Widerruf hin und verpflichte mich zum Gehorsam gegen Deine heiligen Gesetze und Anordnungen.
3. Seligste Jungfrau, Unsere liebe Frau, ich erwähle Dich zu meiner Führerin, stelle mich unter Deine Fahne und komme in heiliger Ehrfurcht zu Dir. Heiliger Schutzengel, führe mich in diese heilige Gemeinschaft. Verlaß mich nicht, bis ich inmitten dieser heiligen Schar stehe. Mit ihr rufe ich zum Zeugnis meiner Wahl, die ich getroffen habe, jetzt und immer: Es lebe Jesus! Es lebe Jesus!