Aus der Philothea von Franz von Sales / erster Teil / 19. Kapitel
Soweit die für unseren Zweck notwendigen Betrachtungen. Bist du mit ihnen zu Ende, so geh mutig
und demütig an deine Generalbeichte. Ich bitte dich: Laß dich in keiner Weise durch Angst
verwirren! Der Skorpion ist giftig, wenn er sticht; zu einer breiigen Masse zerquetscht dagegen
ergibt er ein Heilmittel gegen seinen eigenen Stich.
So ist die Sünde eine Schande, wenn wir sie
begehen; in Beichte und Buße umgewandelt aber ist sie ehrenvoll und heilsam. Reue und Beichte
sind so wohltuend, daß sie die Häßlichkeit der Sünde tilgen und ihren Gestank vertreiben. Simon
der Aussätzige nannte Magdalena eine Sünderin; der Heiland verneinte es und sprach nur mehr vom
Salböl, das sie ausgoß, und von der Größe ihrer Liebe (Lk 7,44). Sind wir demütig, so wird uns die
Sünde unendlich mißfallen, weil Gott dadurch beleidigt wird; wir nehmen aber das Bekenntnis der
Sünden gern auf uns, weil Gott dadurch geehrt wird. Es ist uns eine Erleichterung, dem Arzt das
Übel zu nennen, das uns quält.
Kniest du vor deinem geistlichen Vater, dann stelle dir vor, du seist auf Golgata zu
Füßen des gekreuzigten Heilands. Sein kostbares Blut fließt aus allen Wunden, um dich von deiner
Schlechtigkeit reinzuwaschen. Ist es auch nicht das Blut des Heilands selbst, so sind es doch die
Verdienste seines vergossenen Blutes, die sich reichlich über den Beichtenden ergießen.
So schließe denn dein Herz auf, um die Sünden durch das Bekenntnis daraus zu entfernen. ln dem
Maß, als sie verschwinden, strömen die kostbaren Verdienste des göttlichen Leidens in dein Herz,
um es mit Segen zu erfüllen.
Sag aber bestimmt alles! Sag es einfach und schlicht. Bring damit dein Gewissen ein für allemal in
Ordnung. Dann höre die Mahnungen und Weisungen des Dieners Gottes und sprich in deinem
Herzen: "Rede, Herr, Dein Diener hört" (1.Sam 3,9). Ja, du hörst auf Gott, denn er hat seinen
Stellvertretern gesagt: "Wer euch hört, der hört mich" (Lk 10,16).
Nimm dann die folgende feierliche Erklärung zur Hand. Sie soll die Frucht deiner Reue sein.
Betrachte und erwäge sie daher gut. Lies sie so aufmerksam und mit dem Herzen empfindend, als es
dir nur möglich ist.