Aus der Philothea von Franz von Sales / erster Teil / 24. Kapitel
Wir haben gewisse natürliche Anlagen, die zwar nicht sündhaften Ursprungs und daher weder schwere noch läßliche Sünde sind. Wir müssen sie aber Unvollkommenheiten nennen; ihre Wirkungen sind Fehler und Verfehlungen. So war die hl. Paula nach Hieronymus sehr zur Trauer und Schwermut veranlagt, so daß sie beim Tod ihres Mannes und ihrer Kinder Gefahr lief, vor Gram zu sterben. Das war eine Unvollkommenheit, keine Sünde; es geschah ja gegen ihren Willen und ohne ihre Zustimmung.
Der eine ist von Natur aus leichtfertig, der andere mürrisch, ein dritter unnachgiebig; andere neigen zum Zorn, zur Verdrossenheit, zu Liebeleien... Es gibt jedenfalls ganz wenige Menschen, an denen man nicht irgendeine schlechte Anlage entdeckte.
Zwar scheinen diese Anlagen zu unserer Natur zu gehören und unsere Eigenart zu bilden, man kann sie aber mildern und mäßigen, wenn man sich Mühe gibt, die entgegengesetzten Tugenden anzustreben. Man kann sich sogar ganz davon freimachen und reinigen, und ich sage dir: Das muß man tun. Man hat ein Mittel gefunden, den bitteren Mandelbaum in einen süßen umzuwandeln; man schneidet an seinem Fuß eine Kerbe in die Rinde und läßt den Saft abfließen. Warum sollten wir nicht auch unsere schlechten Anlagen entfernen und besser werden können? Es gibt keinen so guten Charakter, daß er durch schlechte Gewohnheiten nicht verdorben, - und keinen so schlechten, daß er nicht durch die Gnade Gottes und eifriges Bemühen in Zucht genommen und überwunden werden könnte.
Ich werde dir nun Ratschläge geben und Übungen vorschlagen, mit deren Hilfe du deine Seele von jeder gefährlichen Vorliebe, von den Unvollkommenheiten und von der Anhänglichkeit an läßliche Sünde reinigen kannst. So wirst du dein Gewissen mehr und mehr gegen die Todsünde sichern. Möge Gott dir die Gnade geben, sie gut zu verwerten.
Wir haben gewisse natürliche Anlagen, die zwar nicht sündhaften Ursprungs und daher weder schwere noch läßliche Sünde sind. Wir müssen sie aber Unvollkommenheiten nennen; ihre Wirkungen sind Fehler und Verfehlungen. So war die hl. Paula nach Hieronymus sehr zur Trauer und Schwermut veranlagt, so daß sie beim Tod ihres Mannes und ihrer Kinder Gefahr lief, vor Gram zu sterben. Das war eine Unvollkommenheit, keine Sünde; es geschah ja gegen ihren Willen und ohne ihre Zustimmung.
Der eine ist von Natur aus leichtfertig, der andere mürrisch, ein dritter unnachgiebig; andere neigen zum Zorn, zur Verdrossenheit, zu Liebeleien... Es gibt jedenfalls ganz wenige Menschen, an denen man nicht irgendeine schlechte Anlage entdeckte.
Zwar scheinen diese Anlagen zu unserer Natur zu gehören und unsere Eigenart zu bilden, man kann sie aber mildern und mäßigen, wenn man sich Mühe gibt, die entgegengesetzten Tugenden anzustreben. Man kann sich sogar ganz davon freimachen und reinigen, und ich sage dir: Das muß man tun. Man hat ein Mittel gefunden, den bitteren Mandelbaum in einen süßen umzuwandeln; man schneidet an seinem Fuß eine Kerbe in die Rinde und läßt den Saft abfließen. Warum sollten wir nicht auch unsere schlechten Anlagen entfernen und besser werden können? Es gibt keinen so guten Charakter, daß er durch schlechte Gewohnheiten nicht verdorben, - und keinen so schlechten, daß er nicht durch die Gnade Gottes und eifriges Bemühen in Zucht genommen und überwunden werden könnte.
Ich werde dir nun Ratschläge geben und Übungen vorschlagen, mit deren Hilfe du deine Seele von jeder gefährlichen Vorliebe, von den Unvollkommenheiten und von der Anhänglichkeit an läßliche Sünde reinigen kannst. So wirst du dein Gewissen mehr und mehr gegen die Todsünde sichern. Möge Gott dir die Gnade geben, sie gut zu verwerten.