1. Stehe über dem Zeitlichen mit dem Blick auf das Ewige.
2. Bringe alle Nöte, Zweifel und Fragen vor Gott.
1. (Der Herr:) Mein Sohn, auf eines mußt du mit allem Eifer achten: Halte dich innerlich frei undbleibe deiner mächtig, wo du auch bist und was du auch nach außen tust und unternimmst. Stehe über den Dingen, nicht unter ihnen. Sei Herr
und Lenker deiner Handlungen, nicht ihr Knecht oder Sklave, vielmehr ein
freier, echter Hebräer, der in den Stand und in die Freiheit der Kinder Gottes
eintritt. Diese stehen über dem Gegenwärtigen und schauen zum Ewigen
hinüber. Sie sehen das Vergängliche mit dem linken Auge und mit dem rechten
das Himmlische. Das Zeitliche lockt sie nicht; sie hangen ihm auch nicht an.
Vielmehr stellen sie es in ihren eigenen Dienst, so wie es von Gott, dem
höchsten Werkmeister, angeordnet ist. Seine Schöpfung kennt keine Unordnung.
2. Wenn du bei allem, was sich ereignet, nicht am äußeren Scheine haften bleibst
und das, was dir zu Gesicht oder zu Ohren kommt, nicht mit den leiblichen
Sinnen betrachtest, sondern in jedem Falle alsbald mit Mose in die Stiftshütte
gehst, um den Herrn zu befragen, wirst du bisweilen eine göttliche Antwort
hören und, belehrt über viele Dinge der Gegenwart und Zukunft, zurückkehren.
Mose nahm stets seine Zuflucht zum Zelte, wenn er Zweifel und Fragen gelöst
haben wollte. Im Gebet suchte er seine Hilfe, wenn es galt, Gefahren und
Anschläge von seiten der Menschen abzuwenden. So mußt auch du in das stille
Heiligtum deines Herzens fliehen und inständig den Beistand Gottes erflehen.
Darum wurden Josua und die Söhne Israels, wie wir lesen, von den Gibeonitern
hintergangen: "sie hatten den Mund des Herrn nicht befragt" (Jos 9, 14), sondern
ihrer Leichtgläubigkeit zu sehr nachgegeben und sich durch Schmeichelworte
und falsche Frömmigkeit täuschen lassen.