aus dem Großen Johannesevangelium Band 2 Kapitel 148 + 149 - empfangen durch Jakob Lorber
148. Kapitel
[148,01] Auf diesen Antrag des Essäers kommen alle mehr in Meine Nähe, und Ich berufe die beiden Essäer und sage, daß sie nun auf alles wohl acht haben sollen, was da beim Aufgange zu sehen sein werde; denn es werde daraus viel zu lernen sein!
[148,02] Die beiden Essäer treten nun näher zu Mir und sagen: „Herr, Herr, daß daraus endlos viel zu lernen wäre, das dürfte wohl eine ewige Wahrheit sein; aber wo ist unsere Seele einer so hohen Lehre fähig?! Wir sehen wohl mit lüsternen Augen in die lichtvollen Tiefen Deiner Wunderschöpfungen und erstaunen über die Maßen in unserem Gemüte; aber wir sind viel zu blind, nur die Wunder eines Tautröpfchens zu würdigen und zu begreifen, geschweige dann erst die, die in unmeßbaren Größen und Fernen leuchtend vor uns am Firmamente auf- und niedergehen! Auch über die über den Wölkchen hin- und herschwebenden Lichtpunkte haben wir schon mit dem Jünger Petrus geredet; aber er konnte uns darüber keinen genügenden Bescheid geben. – Wenn es Dir, o Herr, genehm wäre, so könntest Du uns darüber wohl ein paar Wörtlein kundtun!“
[148,01] Auf diesen Antrag des Essäers kommen alle mehr in Meine Nähe, und Ich berufe die beiden Essäer und sage, daß sie nun auf alles wohl acht haben sollen, was da beim Aufgange zu sehen sein werde; denn es werde daraus viel zu lernen sein!
[148,02] Die beiden Essäer treten nun näher zu Mir und sagen: „Herr, Herr, daß daraus endlos viel zu lernen wäre, das dürfte wohl eine ewige Wahrheit sein; aber wo ist unsere Seele einer so hohen Lehre fähig?! Wir sehen wohl mit lüsternen Augen in die lichtvollen Tiefen Deiner Wunderschöpfungen und erstaunen über die Maßen in unserem Gemüte; aber wir sind viel zu blind, nur die Wunder eines Tautröpfchens zu würdigen und zu begreifen, geschweige dann erst die, die in unmeßbaren Größen und Fernen leuchtend vor uns am Firmamente auf- und niedergehen! Auch über die über den Wölkchen hin- und herschwebenden Lichtpunkte haben wir schon mit dem Jünger Petrus geredet; aber er konnte uns darüber keinen genügenden Bescheid geben. – Wenn es Dir, o Herr, genehm wäre, so könntest Du uns darüber wohl ein paar Wörtlein kundtun!“
[148,03] Sage Ich: „Das hat sehr wenig zu bedeuten und ist eine ganz natürliche Erscheinung, gleich der eines mäßig wogenden Meeres. So das Meer wogt und du dich auf
irgendeinem rechten Punkte befindest, nach dem die gebrochenen Sonnenstrahlen hinfallen,
so wirst du dort ein ähnliches Lichtspiel sehen.
[148,04] Die Luft, die zum Einatmen für Menschen und Tiere tauglich ist, reicht nicht etwa bis zu den Sternen hin, sondern im äußersten Hochstande nur so weit über die Erde, als da ausmachete die vierfache Höhe dieses Berges, vom Meere an gerechnet; nach solcher Höhe ist dann die Erdluft scharf begrenzt, so wie das Wasser von der Luft, und hat gleich dem Wasser eine höchst glänzende, glatte Oberfläche, die gleich dem Meere sich in einem beständigen Wogen befindet.
[148,05] Wenn nun das Licht der Sonne auf diese erwähnten Luftwogen fällt, so strahlt es wie aus einem Wasserspiegel zurück; gehen die Luftwogen stark, so werfen sie das aufgenommene Licht dann und wann auch zur Erde herab, und am leichtesten, wenn scheinbar die Sonne sich noch unter dem Horizonte befindet, wo ihre Strahlen gewisserart von unten her auf die Fläche des Luftmeeres fallen. Und so sind diese munter hin und her schwebenden Lichter nichts als Widerscheine der Sonne, und ihre Beweglichkeit rührt von der Beweglichkeit der Wogen der Luft her.
[148,06] Daß sie aber jetzt, wo die Sonne kaum noch eine scheinbare Spanne unter dem Horizonte steht, besonders über den sehr lichten Wölkchen zu sehen sind, hat darin seinen Grund, daß die Luftwogen nun mehr das Licht von den von der Sonne schon stark beleuchteten Wölkchen aufnehmen und mit demselben gewisserart ein tändelndes Spiel treiben. – Seht, das ist die ganz natürliche Erklärung dieser Erscheinung!
[148,07] Aber über all das hat diese Erscheinung auch eine geistige Bedeutung, und diese ist für euren Verstand begreiflich folgende:
[148,08] Denkt und stellet euch also die geistige Sonne vor! Das von ihr ausgehende Licht wird von der stets wogenden Fläche des geschaffenen Lebensmeeres aufgenommen, und dieses spielt mit solchem Lichte, und es entstehen daraus allerlei Zerrbilder, die wohl noch den matten Glanz von sich strahlen lassen, aber dabei jede Spur der göttlichen Urform zerstören; also ist das ganze Heidentum und nun auch das Judentum ein solches Verzerren alles rein Göttlichen.
[148,09] Wenn ihr aber sehet einen ganz ruhigen Wasserspiegel, und es scheint die Sonne darein, so wird sie aus dem Wasserspiegel in derselben Majestät und Wahrheit widerstrahlen, als wie ihr sie sehet am Himmel. Und ebenso gehört ein ruhiges, leidenschaftsfreies Gemüt, das nur durch eine gänzliche Selbstverleugnung, Demut, Geduld und reinste Liebe erreicht werden kann, dazu, damit das Ebenmaß Gottes im Geiste des Menschen ebenso rein und wahr widerstrahle wie die Erdsonne aus einem ruhigsten Wasserspiegel.
[148,10] Ist das bei einem Menschen der Fall, so ist in ihm alles zur Wahrheit gediehen, und seine Seele ist dann fähig, ihren Blick in die Tiefen der Schöpfungen Gottes zu richten und alles schauen zu können in aller Fülle der reinsten Wahrheit. Aber sowie es in ihr zu wogen anfängt, so werden die Urbilder zerstört, und die Seele befindet sich dann schon notwendig auf dem Felde des Truges und der Täuschungen aller Art und Gattung und kann nicht zur reinen Anschauung gelangen, bis nicht in ihr die völlige Ruhe in Gott eingetreten ist. [148,11] Und das ist die wahre Sabbatruhe in Gott, und die Feier des Sabbats ist darum von Gott verordnet worden. Der Mensch soll sich da von jeder schweren, anstrengenden Arbeit enthalten, weil jede schwere Arbeit die Seele nötigt, dem Fleische ihre Kräfte zu leihen, und dabei mit demselben erregt wird, was den Spiegel ihres Lebenswassers in eine starke Bewegung versetzt, daß sie darum die rein göttliche Wahrheit in sich nimmer klar erkennen kann.
[148,12] Die wahre Sabbatruhe besteht demnach in einer vernünftigen Feier von aller schweren Arbeit; ohne Not soll man nicht die Hand an sie legen, aber in der Not ist jeder Mensch verpflichtet, seinem Bruder zu helfen.
[148,13] Mehr aber noch, als sich von aller schweren Arbeit enthalten, soll eine jede Seele jede Leidenschaft zur Seite schaffen! Denn die Leidenschaften sind Stürme der Seele; sie wühlen ihr Lebenswasser auf, und Gottes Ebenmaß wird dann in der Seele also zerrissen, wie das Ebenmaß der Sonne auf den Wogen des Meeres zerrissen wird. Es blitzt wohl das Bild der Sonne aus den Wogen, aber in welcher Verzerrtheit! Und so der Sturm lange währt, so entsteigen dem bewegten Meere bald schwere Dünste und füllen die Himmelsluft der Seele mit schweren Wolken; diese hindern dann das Licht der Geistessonne völlig, an das Lebensgewässer der Seele zu gelangen, – und die Seele wird finster, kann nicht mehr unterscheiden Wahres vom Falschen und hält das Blendwerk der Hölle für ein Himmelslicht. [148,14] Eine solche Seele ist dann aber auch schon soviel wie verloren! Es müßten
denn starke Winde kommen, das heißt starke Prüfungen von oben, daß durch sie zerrissen würde das arge Gewölke der Seele, diese sich dann sogleich begäbe in die wahre Sabbatruhe und dadurch zur Ruhe brächte ihr Lebensmeer, – ansonst ist für sie keine Rettung!
[148,15] Seht, das ist der für jedermann brauchbare Sinn geistig, den uns dieser schöne Sonnen-aufgang in seinen sonst ganz natürlichen Erscheinungen zeigt! Wer ihn an sich beachten wird, der wird in der Wahrheit und in allem Lichte verbleiben, und das ewige Leben wird sein Anteil sein; wer aber diese Lehre in den Wind schlagen und sie nicht beachten wird, der wird sterben für ewig!“
149. Kapitel
[149,01] (Der Herr:) „Nun aber gebet weiter acht! Die Sonne streckt gerade ihre Scheibe, besser ihre westlichste Kugelfläche, über den Horizont; was bemerket ihr nun?“
[149,02] Sagen die Essäer: „Sonst wohl nichts als die lichte Fläche, die bedeutend schnell aus der lichten Tiefe heraussteigt; das Lichtfischleinspiel hat sich nun plötzlich verloren, und die Wölkchen werden dünner und verlieren sich ebenfalls eins nach dem andern. Und nun steht schon die ganze Scheibe oder Kugel über dem Horizonte, und nun kommt auch ein ziemlich kühles Lüftchen vom Morgen her zu uns. Das ist aber auch alles, was wir entdecken.“
[149,03] Sage Ich: „Wendet eure Augen auch in die Ebenen und Täler der Erde hinab und saget, was ihr da sehet!“
[149,04] Die beiden Essäer beschauen die Tiefen der Erde und sagen darauf: „Wir sehen die Täler angefüllt mit graulichten Nebeln, auch des Meeres Fläche ist mit einem graulichten Dunste überzogen; aus den Tälern aber hebt sich der Nebel und bedeckt hie und da schon die niederen Hügel. – Soll etwa das alles auch irgendeine geistige Bedeutung haben?“
[149,05] Sage Ich: „Ganz sicher, umsonst und ohne geistige Anregung geschieht nichts auf der Erde! Wir aber wollen nun sehen, welch eine Bedeutung das hat!
[149,06] Die Sonne entspricht völlig dem Wesen Gottes; die Erde mit ihren Tälern, Flächen, Hügeln, Bergen, Flüssen, Strömen, Seen und Meeresflächen aber entspricht völlig dem Außenmenschen.
[149,07] Die Nebel, die sich zwischen die Sonne und die Erde stellen, entsprechen den mannigfachen leeren und kleinlichen Sorgen der Menschen, durch die das Licht der Sonne nur hie und da spärlich durchbrechen kann, und die Nebel steigen aufwärts und bedecken sogar die Berge; die Hügel und Berge aber entsprechen der besseren Einsicht der Menschen auf dieser Erde. Diese bessere Einsicht wird ebenfalls getrübt durch die kleinlichen und nichtigen Sorgen der halbblinden Menschen.
[149,08] Darum kommen aber nun Morgenwinde und treiben die Nebel von den Bergen und Feldern, auf daß sie zunichte werden und die Berge und Felder von der Sonne frei beleuchtet und erwärmt werden können, auf daß ihre Früchte des Lebens zur Reife gelangen mögen. – Ich meine, diese Entsprechung werdet ihr wohl verstehen!?“ [149,09] Sagen die beiden Essäer: „Ja Herr, die ist klar wie die Sonne dort! Oh, welch eine Herrlichkeit in dieser großen heiligsten Lehre! Oh, was alles wissen doch die Menschen nicht, das sie doch so wissen sollten, als sie wissen, daß sie leben! Herr, die uns nun gegebene Lehre von der wahren Sabbatruhe in Dir soll unsere Sache sein, sie einzuführen bei den Menschen. Diese übertrifft alles bisher Gesagte und von Dir Gelehrte; denn wir sehen in allen vorhergehenden Lehren nur eine Vorbereitung zur leichteren Beachtung dieser heiligsten Lehre! Wahrlich, dazu mußten sich auch alle Himmel auftun, auf daß den Menschen wiedergegeben werde diese heiligste Lehre der Lehren! – Aber nun kommt eine ganz andere Frage, und das an uns!
[149,10] Wie sollen wir Dir, o Herr, aber denn würdig danken für diese rein überhimmlische Lehre? Wir fühlen in der tiefsten Tiefe unseres Herzens, daß wir ihrer eigentlich gar nicht wert sind; Deine alleinige Gnade und Liebe nur konnte sie uns geben! O Herr, gib uns doch ein Gebot, wie wir Dich darum loben und preisen sollen!“
[149,11] Sage Ich, beiden Essäern Meine Hände auf die Achseln legend: „Meine lieben Freunde, tut danach, und ihr werdet Mir dadurch eine nicht mindere Freude machen, als Ich sie euch nun gemacht habe! Und euer Lohn wird kein geringer sein, so ihr auch die andern Menschen dazu bewegen werdet.“