Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3



Text des Tages: Die Gnade unter der Obhut der Demut verbergen


Die Nachfolge Christi  |  drittes Buch  |  Kapitel 7

 
1. Schweige darüber, die Gnade der Hingabe ist nicht die größte, und sie bleibt auch nicht.
2. Vermeide Ungeduld und Trägheit, wenn sie ausbleibt, 

Überheblichkeit, wenn sie zu hoher Aszese drängt.
3. Laß dir in den inneren Gnadenwegen raten.
4. Die Klippen, an denen die Andacht zerschellt, sind: Sorglosigkeit und Hoffnungslosigkeit.
5. Die Entziehung der Gnade liegt in Gottes weisen Plänen.


1. (Der Herr:) Mein Sohn, es ist nützlicher und sicherer für dich, die Gnade der Hingabe geheim zuhalten, statt dich zu überheben, viel davon zu reden und großes Gewicht darauf zu legen. Achte vielmehr dich selbst gering und fürchte, die Gnade sei einem Unwürdigen gegeben worden. Man darf diesem Gefühl nicht zu sehr verhaftet sein, da es schnell ins Gegenteil umschlagen kann. Trägt dich die Gnade, so bedenke, wie arm und elend du gewöhnlich ohne die Gnade bist. Der Fortschritt im
geistlichen Leben liegt nicht darin, daß du die Gnade. der Tröstung hast, sondern darin, daß du die Entziehung der Gnade demütig, entsagend und geduldig erträgst, indem du im Eifer des Gebetes nicht erlahmst und deine übrigen Werke, die dir nach Gewohnheit zu tun obliegen, nicht gänzlich aufgibst. Verrichte sie, soweit es an dir liegt, nach bestem Können und Wissen und tue sie gern. Hast du das Empfinden, daß dein Geist dürre und ängstlich ist, dann gib dich nicht gänzlich auf.
 
2. Es gibt nämlich viele, die, wenn es bei ihnen nicht gut vonstatten geht, sogleich die Geduld verlieren und untätig werden. "Der Weg des Menschen liegt nicht immer in seiner Macht" (vgl. Jer 10, 23). Es ist Gottes Sache, zu geben und zu trösten, wann er will, wieviel er will und wem er will, so, wie es ihm gefällt, und nicht mehr. Manche haben sich in ihrer Unbesonnenheit um der Gnade der Andacht willen selbst zugrunde gerichtet. Sie wollten mehr tun, als sie konnten. Ohne ihre große Schwäche in Betracht zu ziehen, folgten sie mehr dem Zuge des Herzens als dem Urteil der Vernunft. Weil sie sich Größeres zutrauten, als es Gott wohlgefällig war, gingen sie schnell ihrer Gnade verlustig. Sie, die sich "ein Nest in den Himmel hineinbauten" (vgl. Obd 4), wurden arm und elend. Gedemütigt und verarmt sollten sie lernen, nicht mit eigenen Flügeln zu fliegen, sondern "unter meinen Fittichen Hoffnung zu schöpfen" (Ps 91,4).

3. Neulinge und Unerfahrene in den Wegen des Herrn unterliegen leicht der Täuschung und dem Truge, wenn sie sich nicht von erfahrenen Ratgebern leiten lassen. Wollen diese lieber nach ihrem eigenen Gutdünken vorgehen als der Erfahrung anderer Glauben schenken, so wird das für sie ein schlimmes Ende nehmen, falls sie sich von ihrer eigenen Meinung nicht abbringen lassen. Die sich selbst weise dünken, lassen sich nur selten in Demut von anderen leiten. Besser ist ein bescheidenes Wissen mit Demut und geringer Begabung, als große Schätze von Wissen mit eitler Selbstüberhebung. Besser ist es für dich, weniger zu besitzen, als vieles; denn das viele könnte dich zum Hochmut verleiten.
 
4. Wer sich gänzlich der Freude überläßt, handelt unbesonnen. Er vergißt seiner früheren Dürftigkeit und jener keuschen Furcht des Herrn, die ihn den Verlust der verliehenen Gnade fürchten läßt. Auch der offenbart wenig Tugend, der zur Zeit der Prüfung oder irgend welcher Schwierigkeit allzu mutlos wird und in seinem Denken und Empfinden weniger Vertrauen zu mir hegt, als er sollte. Wer sich zur Zeit des Friedens allzu sicher fühlen möchte, wird zur Zeit des Krieges oft viel zu gebrochen und verängstigt befunden werden. Verstündest du es, in dir selber demütig und maßvoll zu bleiben und deinen Geist recht zu beherrschen und zu zügeln, du würdest nicht so schnell in Gefahr und Sünde geraten.
 
5. Es ist ein guter Rat, darüber nachzudenken, was wohl eintreten wird, wenn die Glut des Geistes, der eben Feuer gefangen hat, wieder erlischt. In diesem Falle bedenke, daß sich das Licht wieder einstellen kann, das ich dir zur Warnung und mir zur Ehre vorübergehend entzogen habe. Eine solche Prüfung ist oft nützlicher, als wenn es immer nach deinem Wunsch und Willen ginge. Denn die Verdienste bemessen sich nicht danach, ob einer mehr Schauungen und Tröstungen empfing oder ob er in den Schriften bewandert war und einen höheren Rang bekleidete, sondern danach, ob er in wahrer Demut begründet und von göttlicher Liebe: erfüllt ist, ob er stets lauter und rein die "Ehre Gottes sucht, sich selbst geringschätzt und von anderen lieber mißachtet und gedemütigt als auf den Schild erhoben werden möchte.





LinkWithin

Related Posts with Thumbnails