Die Nachfolge Christi - drittes Buch - Kapitel 2
1. Die rechte Einsicht in die Offenbarung gibt Gott.
2. Das äußere Wort der Schrift tut es allein nicht.
3. Gott selber muß durch das geoffenbarte Wort gnadenhaft zum Herzen reden.
1. Die rechte Einsicht in die Offenbarung gibt Gott.
2. Das äußere Wort der Schrift tut es allein nicht.
3. Gott selber muß durch das geoffenbarte Wort gnadenhaft zum Herzen reden.
1. (Der Knecht:) "Rede, Herr, dein Diener hört" (1 Sam 3, 10). "Dein Knecht bin
ich. Gib mir Einsicht, daß ich deine Zeugnisse verstehe" (Ps 119,125). "Gib meinem
Herzen das Verlangen zu hören, was du sprichst" (Ps 79, 1). "Wie Tau möge
deine Rede träufeln" (Dtn 32, 2).
2. Einst sprachen die Kinder Israels zu Moses: "Sprich du zu uns, und wir
wollen hören. Nicht der Herr spreche zu uns, damit wir nicht etwa sterben" (Ex 20, 19).
So bitte ich nicht, nein, Herr, so nicht, vielmehr beschwöre ich dich mit dem
Propheten Samuel in Demut und voll Sehnsucht: "Rede, Herr, dein Diener hört." Nicht
Mose rede zu mir oder einer der Propheten, du vielmehr sprich, Herr und Gott, der Geist und das Licht aller Propheten. Du kannst mich allein und ohne sie vollkommen
belehren, sie aber vermögen ohne dich nichts. Mit Worten zwar können sie
dienen, den Geist geben sie nicht. Sie bringen das Wort zum Klingen, doch das Herz
entzünden sie nicht, solange du schweigst. Sie überliefern Buchstaben, "du aber
deutest ihren Sinn" (Lk 24, 45). Sie künden Geheimnisse, du hast den Schlüssel
für das Verständnis der Zeichen. Gebote verkünden sie, du gibst die Kraft, sie zu
halten.
Sie weisen den Weg, du gibst die Kraft, ihn zu gehen. Sie wirken nur nach außen, du belehrst und erleuchtest die Herzen. Sie begießen von außen, du gibst die Fruchtbarkeit (vgl. 1 Kor 3, 7). Sie machen laute Worte, du gibst den Zuhörern das Verstehen.
Sie weisen den Weg, du gibst die Kraft, ihn zu gehen. Sie wirken nur nach außen, du belehrst und erleuchtest die Herzen. Sie begießen von außen, du gibst die Fruchtbarkeit (vgl. 1 Kor 3, 7). Sie machen laute Worte, du gibst den Zuhörern das Verstehen.
3. Also nicht Moses spreche zu mir, sondern du, mein Herr und Gott, die ewige
Wahrheit, damit ich nicht etwa sterbe und keine Frucht bringe, wenn ich nur
äußerlich ermahnt und innerlich nicht entzündet wurde. Damit mir das Wort
nicht zur Verurteilung gereiche, wenn ich es nur gehört, aber nicht befolgt, nur gekannt,
aber nicht geliebt, nur geglaubt, aber nicht gehalten habe. Sprich also, Herr, dein
Diener hört. „Du hast Worte des ewigen Lebens" (Joh 6,69). Sprich zu mir, damit meine
Seele ein wenig getröstet, mein ganzes Leben gebessert, dir aber Lob und Ehre
und ewige Verherrlichung gezollt werde.