Die Nachfolge Christi Kapitel 3
1. Bild und Bedeutung des friedfertigen Menschen.
2. Bin ich vielleicht ein Zerrbild des Friedfertigen?
3. Zwei Menschentypen; zu welchem gehöre ich?
1. Zuerst halte dich selbst im Frieden, dann kannst du auch andere zum Frieden führen. Ein friedfertiger Mensch stiftet mehr Nutzen als ein Gelehrter. Der leidenschaftliche Mensch kehrt selbst das Gute ins Böse; er glaubt das Böse leicht. Der gute, friedliebende Mensch wendet alles zum Guten. Wer in vollem Frieden lebt, denkt von keinem Arges. Der Unzufriedene hingegen und der Erregte wird bald von diesem, bald von jenem Verdacht gequält. Er hat selbst keine Ruhe und gönnt sie auch anderen nicht. Er sagt oft, was er nicht sagen darf, und versäumt seine eigene Pflicht. Was andere zu tun verpflichtet sind, darüber macht er sich Gedanken, seine eigene Pflicht aber vernachlässigt er.
2. Ereifere dich also zunächst über dich selbst, und dann magst du dich auch um deinen Nächsten sorgen. Du verstehst es meisterhaft, dein Tun zu entschuldigen und zu beschönigen, anderer Leute Entschuldigung aber willst du nicht annehmen. Richtiger wäre es, du klagtest dich selbst an und entschuldigtest deinen Bruder. Willst du ertragen sein, so ertrage auch andere. Sieh nur, wie weit du noch von jener wahren Liebe und Demut entfernt bist, die keinem zürnt und grollt als nur sich selbst. Es ist nichts Großes, mit guten, ruhigen Charakteren umzugehen; denn das ist uns allen von Natur angenehm. Ein jeder hat eben gern Frieden und bevorzugt die Gleichgesinnten. Mit schroffen Naturen aber, mit verkehrten, ungezügelten, von Widerspruchsgeist erfüllten Menschen friedlich leben können, das ist eine große Gnade und eine höchst lobenswerte,
1. Bild und Bedeutung des friedfertigen Menschen.
2. Bin ich vielleicht ein Zerrbild des Friedfertigen?
3. Zwei Menschentypen; zu welchem gehöre ich?
1. Zuerst halte dich selbst im Frieden, dann kannst du auch andere zum Frieden führen. Ein friedfertiger Mensch stiftet mehr Nutzen als ein Gelehrter. Der leidenschaftliche Mensch kehrt selbst das Gute ins Böse; er glaubt das Böse leicht. Der gute, friedliebende Mensch wendet alles zum Guten. Wer in vollem Frieden lebt, denkt von keinem Arges. Der Unzufriedene hingegen und der Erregte wird bald von diesem, bald von jenem Verdacht gequält. Er hat selbst keine Ruhe und gönnt sie auch anderen nicht. Er sagt oft, was er nicht sagen darf, und versäumt seine eigene Pflicht. Was andere zu tun verpflichtet sind, darüber macht er sich Gedanken, seine eigene Pflicht aber vernachlässigt er.
2. Ereifere dich also zunächst über dich selbst, und dann magst du dich auch um deinen Nächsten sorgen. Du verstehst es meisterhaft, dein Tun zu entschuldigen und zu beschönigen, anderer Leute Entschuldigung aber willst du nicht annehmen. Richtiger wäre es, du klagtest dich selbst an und entschuldigtest deinen Bruder. Willst du ertragen sein, so ertrage auch andere. Sieh nur, wie weit du noch von jener wahren Liebe und Demut entfernt bist, die keinem zürnt und grollt als nur sich selbst. Es ist nichts Großes, mit guten, ruhigen Charakteren umzugehen; denn das ist uns allen von Natur angenehm. Ein jeder hat eben gern Frieden und bevorzugt die Gleichgesinnten. Mit schroffen Naturen aber, mit verkehrten, ungezügelten, von Widerspruchsgeist erfüllten Menschen friedlich leben können, das ist eine große Gnade und eine höchst lobenswerte,
mannhafte Tat.
3. Es gibt Menschen, die sich selbst im Frieden halten und auch mit anderen im
Frieden leben. Es gibt aber auch Menschen, die selbst keinen Frieden haben und
auch andere nicht in Frieden lassen. Sie fallen anderen zur Last, sich selbst aber
am meisten. Andere wiederum erhalten sich in Frieden und bemühen sich,
andere zum Frieden zurückzuführen. Doch aller Friede, der uns in diesem armen
Leben beschieden ist, gründet mehr im demütigen Ertragen als im
Nichtempfinden der Widerwärtigkeiten. Wer am besten zu leiden versteht, wird
den tieferen Frieden besitzen. Der ist der Sieger über sich selbst und der Herr
der Welt, der Freund Christi und der Erbe des Himmels.