1. Wandle in Wahrheit; das ist Gottes Erziehungsgrundsatz.
2. Die Wahrheit gibt dir Einblick in deine Schwäche und Sündigkeit.
3. Die ewige Wahrheit bewahrt vor Überheblichkeit.
4. Sie schenkt uns die Sehnsucht nach dem Himmel.
1. (Der Herr:) Mein Sohn, "wandle vor mir in der Wahrheit" (1 Kön 2,4), und
suche mich stets "in der Einfalt deines Herzens" (Weish 1,1). Wer in Wahrheit vor mir
wandelt, ist vor bösen Anfällen beschützt. "Die Wahrheit wird ihn befreien" (Joh
8,32) von den Versuchern und den Verleumdungen der Ungerechten. "Wenn die
Wahrheit dich befreit hat, wirst du wahrhaft frei sein" (Joh 8, 36) und dich um
das eitle Gerede der Menschen nicht kümmern.
(Der Knecht:) Herr, es ist wahr. Wie du sagst, so möge es, ich bitte dich, an mir
geschehen. Deine Wahrheit belehre mich, sie beschütze und bewahre mich bis
zum seligen Ende. Sie befreie mich von jeder schlechten Neigung und ungeordneten
Liebe, und ich werde wandeln mit dir in großer innerer Freiheit.
2. (Der Herr:) Ich will dich lehren, spricht die Wahrheit, was recht und
wohlgefällig vor mir ist. Gedenke mit großem Abscheu und Schmerz deiner Sünden und
glaube nie, du wärest etwas wegen deiner guten Werke. In Wirklichkeit bist du ein
Sünder, von vielen Leidenschaften geknechtet und umstrickt. Von dir selbst aus neigst
du nur zum Nichts. Du fällst und unterliegst schnell, und schnell bist du verwirrt und
zerstreut. Nichts hast du, dessen du dich rühmen könntest, aber vieles, weshalb
du dich gering schätzen solltest. Du bist weit schwächer, als du begreifen kannst.
Nichts von allem, was du tust, erscheine dir groß. Nichts halte für bedeutend, nichts für
kostbar und bewunderungswürdig und des Lobes wert, nichts für erhaben,
lobensund wünschenswert außer dem Ewigen. Über alles gefalle dir die ewige Wahrheit,
und stets mißfalle dir deine übergroße Nichtswürdigkeit. Nichts fürchte, tadle
und fliehe so sehr als deine Fehler und Sünden; sie sollen dir mehr mißfallen als
jedweder Verlust an Gütern.
3. Manche "wandeln nicht aufrichtig vor mir" (vgl. Tob 3,5). Geleitet von einer
gewissen Neugier und Anmaßung, wollen sie meine Geheimnisse ergründen und
Gottes erhabene Tiefen begreifen, während sie sich und ihr Heil vernachlässigen.
Diese fallen oft in große Versuchungen und Sünden, weil ich ihrer Hoffahrt und Neugier widerstehe. Fürchte die Gerichte Gottes, zittere vor dem Zorn des Allmächtigen. Hüte dich, die Werke des Allerhöchsten zu ergründen, erforsche vielmehr deine Sünden und denke nach, wie sehr du gefehlt und wieviel Gutes du vernachlässigt hast. Manche stellen ihre Frömmigkeit nur in Büchern zur Schau, andere in Bildern, wieder andere in äußeren Zeichen und Gestalten. Manche führen mich im Munde, in ihrem Herzen aber kaum.
Diese fallen oft in große Versuchungen und Sünden, weil ich ihrer Hoffahrt und Neugier widerstehe. Fürchte die Gerichte Gottes, zittere vor dem Zorn des Allmächtigen. Hüte dich, die Werke des Allerhöchsten zu ergründen, erforsche vielmehr deine Sünden und denke nach, wie sehr du gefehlt und wieviel Gutes du vernachlässigt hast. Manche stellen ihre Frömmigkeit nur in Büchern zur Schau, andere in Bildern, wieder andere in äußeren Zeichen und Gestalten. Manche führen mich im Munde, in ihrem Herzen aber kaum.
4. Andere gibt es, die, im Geiste erleuchtet und von ihren Leidenschaften
geläutert, "ständig nach dem Ewigen trachten".! Sie hören nur ungern von irdischen
Dingen und unterwerfen sich nur mit Widerstreben den Bedürfnissen der Natur. Sie sind
es, die vernehmen, was der Geist der Wahrheit in ihnen redet. Denn er lehrt sie das
Irdische gering zu werten, das Himmlische zu lieben, die Welt abzutun und nach
dem Himmel Tag und Nacht zu verlangen.