Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3



DNC: Der Mensch soll sich nicht des Trostes würdig erachten

Die Nachfolge Christi  |  drittes Buch  |  Kapitel 52

1. Alles Trostes unwürdig, weiß ich um deine Liebe gegen den armen Sünder.
2. Ich gehöre zu den ganz armen Sündern.
3. Die Reue läßt mich Dich wiederfinden.

1. (Der Knecht.:) Herr, ich bin deines Trostes oder irgend einer geistigen Eingebung nicht würdig. Deshalb handelst du gerecht mit mir, wenn du mich Armen der Verlassenheit überlässest. Denn wenn ich auch ein Meer von Tränen vergießen könnte, so wäre ich deiner Tröstung dennoch nicht würdig. Ich habe nichts anderes verdient, als gegeißelt und bestraft zu werden, weil ich dich schwer und oft beleidigt und in vielen Dingen sehr gefehlt habe. Recht betrachtet, bin ich also auch nicht der geringsten Tröstung würdig. Doch du, milder und barmherziger Gott, du willst nicht, daß deine Werke zugrunde gehen. Um die "Reichtümer deiner Güte an den Gefäßen der Barmherzigkeit zu zeigen" (Röm 9,23), lässest du dich soweit herab, daß du deinen Knecht auch ohne alles eigene Verdienst und über menschliches Maß hinaus tröstest; denn deine Tröstungen sind nicht wie menschliches Gerede.
 
2. Was habe ich getan, Herr, daß du mir eine himmlische Tröstung spendest? Ich kann mich nicht erinnern, etwas Gutes getan zu haben, wohl aber, daß ich stets zur Sünde neige und zur Besserung zu träge bin. So ist es, ich kann es nicht leugnen. Würde ich anders sprechen, du stündest wider mich, und niemand würde mich verteidigen. Was anderes habe ich für meine Sünden verdient als die Hölle und das ewige Feuer? Ich bekenne in Wahrheit, daß ich alle Schmach und Verachtung verdiene. Es kommt mir nicht zu, unter deine Frommen gezählt zu werden. Wenn ich das auch nur ungern höre, so will ich doch um der Wahrheit willen meine Sünden wider mich selbst bekennen, damit ich um so leichter deine Barmherzigkeit zu erlangen verdiene. Was soll ich sagen in meiner Schuld und meiner tiefen Beschämung? Nur das eine Wort kann ich sprechen: Ich habe gesündigt, Herr, ich habe gesündigt, erbarme dich meiner, verzeihe mir! "Laß mich eine kleine Weile meinen Schmerz beweinen, bevor ich eingehe in das Land des Schattens und des Todesdunkels" (Ijob 10, 20 f.).
 
3. Nichts verlangst du so sehr von einem schuldigen elenden Sünder, als daß er sich in Zerknirschung wegen seiner Vergehen demütige. In wahrer Reue und in einem demütigen Herzen wird die Hoffnung auf Verzeihung geboren, das verstörte Gewissen versöhnt, die verlorene Gnade wiedergewonnen und der Mensch "vor dem kommenden Zorne" geschützt (Mt 3, 7). So begegnen sich dann Gott und die Seele in heiligem Kusse. Demütige Reue über die Sünden ist in deinen Augen, Herr, ein wohlgefälliges Opfer, das weit angenehmer vor dir duftet als brennender Weihrauch. Sie ist auch das liebliche Salböl, das du dir über deine heiligen Füße gießen lassen wolltest; denn "ein zerknirschtes und gedemütigtes Herz hast du noch nie verschmäht" (Ps 51,19). Dort ist eine Stätte der Zuflucht vor dem Zorne des Feindes, dort wird gebessert und abgewaschen, was anderswo zerrüttet und verunreinigt wurde.

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