Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3



Philothea: Erste Reinigung: von der Todsünde.


Aus der Philothea von Franz von Sales  /  erster Teil  /  6. Kapitel


Die erste Reinigung, der wir uns unterziehen müssen, ist die von der Sünde. Das Mittel dazu ist das  heilige Bußsakrament. Suche dir dafür den besten Beichtvater, den du finden kannst. Bediene dich eines Buches, das eine gute Anleitung zur Beichte enthält, wie Granada, Bruno, Arias, Auger. Lies es aufmerksam durch und merke dir im einzelnen, was du an Fehlern seit deiner Kindheit bis zur Stunde begangen hast. Kannst du dich auf dein Gedächtnis nicht verlassen, dann notiere, was du gefunden hast. Hast du auf diese Weise alles Sündhafte aus deinem Leben zusammengetragen, dann verabscheue und verwirf es durch die aufrichtigste Reue, deren dein Herz fähig ist. Erwäge, daß du durch diese Sünden die Gnade Gottes verloren, dem Himmel den Rücken gekehrt, die ewigen Peinen der Hölle verdient, auf die unendliche Liebe Gottes verzichtet hast.


Du siehst wohl, daß ich von einer Generalbeichte über dein ganzes Leben spreche. Sie ist gewiß nicht immer unbedingt notwendig, sicher aber für den Beginn eines frommen Lebens sehr nützlich. Deswegen rate ich dir dringend dazu. Die gewöhnlichen Beichten der Durchschnittschristen sind ja leider oft sehr mangelhaft; sie bereiten sich nur oberflächlich vor oder sie haben nicht die erforderliche Reue. Viele gehen sogar zur Beichte mit der heimlichen Absicht, wieder zur Sünde zurückzukehren, denn sie sind nicht entschlossen, die Gelegenheiten zur Sünde zu meiden, noch die notwendigen Mittel zur Besserung des Lebens anzuwenden. In all diesen Fällen ist eine Generalbeichte zum Heil der Seele notwendig.
Darüber hinaus führt uns die Generalbeichte zur Selbsterkenntnis, erweckt in uns eine heilsame Scham über das vergangene Leben; Bewunderung für die Barmherzigkeit Gottes, die mit solcher Langmut auf unsere Bekehrung gewartet hat; sie beruhigt das Herz, nimmt eine Last von der Seele, läßt gute Vorsätze reifen und gibt unserem geistlichen Vater Anhaltspunkte zu guten Ratschlägen nach unseren persönlichen Bedürfnissen. Haben wir ihm einmal unser Herz geöffnet, dann können wir uns in späteren Beichten vertrauensvoll aussprechen. Durch den Entschluß, ein frommes Leben zu führen, soll ja die vollständige Erneuerung des Herzens und die Hingabe der ganzen Seele an Gott erzielt werden. Du siehst also, daß ich dir mit Recht zur Generalbeichte rate.





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