Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3



DIE HORDEN DER HÖLLE MARSCHIEREN – TEIL II

Von Rick Joyner
Teil 1Teil 2Teil 3

Dies ist Teil II eines panorama-artigen Traumes und einer Vision, die ich Anfang 1995 erhielt. Wie die meisten Träume und Visionen ist auch diese Vision allegorisch zu verstehen. Ich habe mich bemüht, mich an das zu halten, was ich tatsächlich gesehen und erfahren habe. Es ist sehr zu empfehlen, zunächst Teil I zu lesen. Einige der wichtigsten Elemente dieses Teils könnten sonst schwer zu verstehen sein.
Wir standen im Garten Gottes unter dem Baum des Lebens. Es schien, als wäre die gesamte Armee versammelt und alle knieten vor dem Herrn Jesus. Er hatte uns gerade den Auftrag erteilt, in die Schlacht zurückzukehren um unserer Brüder willen, die noch immer gebunden waren, und für die Welt, die er noch immer liebte. Der Befehl war wunderbar, aber auch schrecklich. Er war wunderbar, einfach weil er von Ihm kam. Er war schrecklich, weil dies bedeutete, daß wir seine manifeste Gegenwart wieder verlassen mußten und auch den Garten, der schöner war als irgendetwas, das ich zuvor gesehen hatte. All das zu verlassen, um in den Kampf zu ziehen, schien unbegreiflich.


Der Herr fuhr fort: „Ich habe euch geistliche Gaben und Kraft sowie ein zunehmendes Verständnis von meinem Wort und meinem Königreich gegeben, aber die größte Waffe, die euch gegeben wurde, ist die Liebe des Vaters. Solange ihr in der Liebe des Vaters wandelt, werdet ihr niemals versagen. Die Frucht dieses Baumes ist die Liebe des Vaters, die sich in mir manifestiert. Diese Liebe, die in mir ist, muß euer tägliches Brot werden.“
Der Herr war nicht das, was wir eine herausragende Erscheinung nennen würden, sondern eher ziemlich gewöhnlich. Dennoch, die Gnade und Anmut, mit der er sprach, machten ihn zur attraktivsten Person, die ich jemals gesehen hatte. Seine Würde und Vornehmheit war jenseits menschlichen Ermessens. Kein Gemälde, bei dem versucht wurde, seine Erscheinung festzuhalten, konnte dies jemals wiedergeben, aber irgendwie entsprechen die meisten Bilder von Jesus ihm doch bis zu einem gewissen Grad. Ich begann, darüber nachzudenken, wie er alles war, was der Vater liebte und schätzte. Er ist tatsächlich voll von Wahrheit und Gnade bis zu dem Punkt, daß es schien,als ob nur noch Gnade und Wahrheit jemals von Bedeutung sein sollten.
Als ich die Frucht vom Baum des Lebens aß, schien die Erinnerung an alles Gute, das ich jemals erfuhr, meine Seele zu erfüllen. Als Jesus sprach, war es genauso, nur noch in einem stärkeren Ausmaß. Ich wollte diesen Ort nie mehr verlassen. Ich erinnerte mich, daß ich mir einmal gedacht hatte, es müßte im Himmel für diese Engel langweilig sein, die nichts anderes taten, als Ihn vor Seinem Thron anzubeten. Nun erkannte ich, daß es nichts wunderbareres und aufregenderes gab, als einfach Ihn anzubeten. Dies würde bestimmt der beste Teil im Himmel sein. Es war kaum mehr zu glauben, daß ich bei Anbetungsversammlungen so oft mit Langeweile gekämpft hatte. Ich erkannte, daß dies nur deswegen war, weil ich während dieser Zeiten fast überhaupt nicht mit der Realität in Berührung gekommen bin.
Anbetung im Geist und in der Wahrheit
Ich war beinahe überwältigt von dem Verlangen, zurückzugehen und diese Zeiten in Ordnung zu bringen, in denen ich während der Anbetung meinen Gedanken erlaubte, umherzuschweifen oder mich durch andere Dinge gefangennehmen ließ. Das Begehren, meine Anbetung und Bewunderung für Ihn auszudrücken, wurde beinahe unkontrollierbar. Ich mußte Ihn preisen! Als ich meinen Mund öffnete, war ich schockiert über die spontane Anbetung, die im selben Moment aus der ganzen Armee herausbrach. Ich hatte fast vergessen, daß überhaupt noch jemand dort war, aber wir waren alle in vollkommener Einheit. Die herrliche Anbetung konnte in keiner menschlichen Sprache ausgedrückt werden.
Während wir anbeteten, begann ein goldener Glanz vom Herrn auszugehen. Dann gab es ein Silber rund um das Gold. Dann hüllten uns Farben in einem Reichtum ein, wie ich sie mit meinen natürlichen Augen niemals gesehen hatte. Mit dieser Herrlichkeit betrat ich einen Bereich von Emotionen, die ich noch nie zuvor erfahren hatte. Irgendwie verstand ich, daß diese Herrlichkeit schon immer dort gewesen ist; als wir aber unsere Aufmerksamkeit auf Ihn richteten, wie wir dies in der Anbetung dort taten, begannen wir, einfach mehr von Seiner Herrlichkeit zu sehen. Je intensiver wir anbeteten, desto mehr Herrlichkeit nahmen wir wahr. Wenn das der Himmel war, dann war es viel, viel mehr, als ich mir jemals erträumt hatte.


Seinen Wohnort finden
Ich habe keine Ahnung, wie lange diese Anbetung dauerte. Es könnten Minuten oder auch Monate gewesen sein. In dieser Art von Herrlichkeit gab es einfach keine Möglichkeit mehr, Zeit zu messen. Eine Zeitlang schloß ich meine Augen, denn die Herrlichkeit, die ich mit meinem Herzen sah, war genauso groß wie die, die ich mit meinen physischen Augen sah. Als ich meine Augen wieder öffnete, stellte ich überrascht fest, daß der Herr nicht länger da war, sondern daß ein Trupp Engel dort stand, wo er gewesen ist. Einer von ihnen trat auf mich zu und sagte: „Schließe deine Augen wieder.“ Als ich dies tat, nahm ich die Herrlichkeit des Herrn wieder wahr und war sehr erleichtert.
Dann erklärte der Engel: „Was du mit deinen Herzensaugen siehst, ist realer als das, was du mit deinen physischen Augen siehst.“ Ich selbst hatte diese Aussage viele Male gemacht, aber wie wenig bin ich tatsächlich darin gewandelt! Der Engel fuhr fort: „Aus diesem Grund hat der Herr seinen ersten Jüngern gesagt, daß es besser für Ihn wäre wegzugehen, so daß der Heilige Geist kommen konnte. Der Herr wohnt in dir. Du hast dies viele Male gelehrt, aber du mußt dies leben, weil du vom Baum des Lebens gegessen hast.“
Dann begann der Engel, mich zurück zum Tor zu führen. Ich protestierte, weil ich nicht weg wollte. Erstaunt nahm mich der Engel bei den Schultern und blickte in meine Augen. Da erkannte ich ihn als den Engel Weisheit. „Du brauchst niemals diesen Garten zu verlassen. Dieser Garten ist in deinem Herzen, weil dein Schöpfer selbst in dir ist. Du hast den besten Teil begehrt, für immer anzubeten und in seiner Gegenwart zu sitzen, und das wird dir niemals genommen werden.“
Ich anerkannte das, was Weisheit zu mir sagte, und schaute dann hinter ihn auf die Früchte des Baumes des Lebens. Ich hatte den Drang, soviel ich konnte, davon mitzunehmen, bevor ich den Ort verließ. Weisheit erkannte meine Gedanken und schüttelte mich sanft. „Nein. Sogar diese Früchte verrotten, wenn sie in Furcht genommen werden. Diese Früchte und dieser Baum sind in dir, weil Er in dir ist. Du mußt glauben.“
Ich schloß meine Augen und versuchte, wieder den Herrn zu sehen, aber ich konnte es nicht. Als ich meine Augen wieder öffnete, schaute mich Weisheit noch immer an. „Du hast vom Himmlischen Bereich gekostet, und niemand möchte zurück in die Schlacht, wenn er dies einmal getan hat. Niemand möchte jemals die manifeste Gegenwart Gottes verlassen. Als der Apostel Paulus hierherkam, kämpfte er für den Rest seines Lebens darum, ob er bleiben und für den Herrn arbeiten oder hierher in sein Erbe zurückkehren sollte. Sein Erbe aber wurde umso größer, je länger er blieb. Nun, wo du das Herz eines echten Anbeters hast, willst du immer hier sein, und du kannst es, wenn du in wahre Anbetung hineintrittst. Je mehr du dich auf Ihn konzentrierst, desto mehr Herrlichkeit wirst du sehen, egal wo du bist.“
Letztlich beruhigten mich die Worte von Weisheit. Ich schloß wieder meine Augen, um dem Herrn für die wunderbare Erfahrung zu danken und für das Leben, das Er mir gegeben hat. Als ich das tat, begann ich wieder, Ieine Herrlichkeit zu sehen, und all die Emotion der vorangegangenen Anbetung durchflutete meine Seele. Die Worte des Herrn waren so laut und klar, daß ich sicher war, daß man sie hören konnte: „Ich werde dich niemals verlassen oder aufgeben.“ – „Herr, vergib meinen Unglauben“, antwortete ich. „Bitte hilf mir, daß ich Dich niemals verlasse oder aufgebe.“


Mit der Weisheit wandeln
Als ich meine Augen öffntete, hielt mich Weisheit noch immer an meinen Schultern fest. „Ich bin die wichtigste Gabe, die dir für deine Arbeit gegeben worden ist.“ sagte er. „Ich werde dir den Weg zeigen, dich auf dem Weg halten; aber nur die Liebe wird dich treu bleiben lassen. Die höchste Weisheit ist es, den Herrn zu lieben.“
Dann ließ mich Weisheit los und begann, zum Tor zu gehen. Ich folgte widerwillig. Ich erinnerte mich an die Begeisterung des Kampfes und an das Erklimmen des Berges, und wie stark das war; aber es war kein Vergleich zur Gegenwart des Herrn und der Anbetung, die ich gerade erfahren hatte. Das zu verlassen, würde das größte Opfer sein, das ich jemals gebracht hatte. Dann erkannte ich, daß ja all das in meinem Inneren war, und war erstaunt, daß ich das so schnell vergessen konnte. Ich begann über die große Schlacht, die in mir tobte, nachzudenken, zwischen dem, was ich mit meinen physischen Augen sah und dem, was ich mit meinem Herzen sah.
Ich ging auf den Engel zu, bis ich an seiner Seite ging, und fragte: „Ich bete seit 25 Jahren darum, in den dritten Himmel entrückt zu werden, wie es Paulus wurde. Ist das der dritte Himmel?“
„Es ist ein Teil davon“, antwortete er, „aber es gibt noch viel mehr.“
„Wird es mir gestattet sein, mehr zu sehen?“ fragte ich.
„Du wirst viel mehr sehen. Ich nehme dich jetzt mit, damit du jetzt mehr siehst“, antwortete er.
Ich begann, an das Buch der Offenbarung zu denken. „War die Offenbarung des Johannes Teil des dritten Himmels?“ fragte ich. „Ein Teil der Offenbarung des Johannes war aus dem dritten Himmel, aber das meiste war aus dem zweiten Himmel. Der erste Himmel war vor dem Fall des Menschen. Der zweite Himmel ist der geistliche Bereich während der Herrschaft des Bösen auf der Erde. Der dritte Himmel ist, wenn die Liebe und Herrschaft des Vaters wieder über die Erde vorherrschen durch euren König.“ – „Wie sieht der erste Himmel aus?“ fragte ich und fühlte dabei ein seltsames Kältegefühl, während ich fragte.
„Es ist weise, sich darüber jetzt keine Gedanken zu machen,“ antwortete mein Begleiter mit verstärkter Ernsthaftigkeit, während es schien, daß meine Frage ihn zu schütteln schien. „Es ist weise, jetzt danach zu trachten, den dritten Himmel zu kennen, so wie du es getan hast. Es gibt viel mehr über den dritten Himmel zu wissen, als du in diesem Leben erfahren kannst, und es ist der dritte Himmel, das Königreich, das du in diesem Leben predigen mußt. In den zukünftigen Zeitaltern wirst du über den ersten Himmel gelehrt werden, aber es ist nicht nützlich für dich, jetzt darüber etwas zu erfahren.“
Ich beschloß, mich an das Kältegefühl zu erinnern, das ich gerade gefühlt hatte. Weisheit nickte, und ich wußte, daß dies eine Bestätigung für meinen Gedanken war. „Was für ein großartiger Begleiter du bist“, mußte ich sagen, während eine Welle der Wertschätzung für diesen Engel über mich kam. „Du wirst mich wirklich am rechten Pfad halten.“
„Ich werde das tatsächlich“, antwortete er.
Ich war sicher, daß ich fühlte, wie eine Liebe von diesem Engel ausging, die einzigartig war, weil ich dies niemals von anderen Engeln empfand, welche ihre Verantwortung mehr aus Pflichtbewußtsein als aus Liebe wahrnahmen. Weisheit antwortete auf meine Gedanken, als hätte ich sie laut ausgesprochen.
„Es ist weise zu lieben, und ich wäre nicht Weisheit, wenn ich dich nicht lieben würde. Es ist auch weise, die Güte und die Strenge Gottes zu sehen. Es ist weise, Ihn zu lieben und zu fürchten. Du bist im Betrug, wenn du es anders hältst. Dies ist die nächste Lektion, die du lernen mußt“, sagte er mit unmißverständlichem Ernst.
„Ich weiß das und ich habe dies viele Male gelehrt“, antwortete ich und empfand das erste Mal, daß mich Weisheit vielleicht nicht völlig verstehen könnte.
„Ich bin seit langer Zeit dein Begleiter und ich kenne deine Lehren“, antwortete Weisheit. „Nun bist du dabei zu lernen, was einige deiner eigenen Lehren bedeuten. Wie du es selbst viele Male gesagt hast: ‚Es ist nicht der Glaube im Verstand, sondern im Herzen, der zur Gerechtigkeit führt.‘ “
Ich entschuldigte mich und fühlte mich ein wenig beschämt, daß ich Weisheit überhaupt in Frage gestellt hatte. Er akzeptierte meine Entschuldigung großzügig. Danach erkannte ich, daß ich ihn den größten Teil meines Lebens in Frage gestellt und herausgefordert hatte, oft zu meinem Schaden.


Die andere Hälfte der Liebe
„Es gibt Zeiten, den Herrn anzubeten“, fuhr Weisheit fort, „und es gibt Zeiten, Ihn mit der größten Furcht und dem größten Respekt anzubeten. So wie es eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Ernten gibt; und es ist weise, für beides die rechte Zeit zu kennen. Wahre Weisheit kennt die Zeiten und Zeitpunkte Gottes. Ich brachte dich hierher, weil es Zeit war, den Herrn in der Herrlichkeit Seiner Liebe anzubeten. Ich werde dich jetzt an einen anderen Ort führen, weil es Zeit ist, ihn in der Furcht seines Gerichtes anzubeten. Solange du nicht beide kennst, können wir voneinander getrennt werden.“
„Du meinst, wenn ich dort in dem herrlichen Lobpreis zurückgeblieben wäre, dann hätte ich dich verloren?“ fragte ich ungläubig.
„Ja. Ich hätte dich, wann immer ich gekonnt hätte, besucht, aber unsere Wege hätten sich selten gekreuzt. Es ist hart, eine solche Herrlichkeit und solchen Frieden zu verlassen, aber es ist nicht die gesamte Offenbarung des Königs. Er ist sowohl der Löwe von Juda und das Lamm. Für die geistlichen Kinder ist er das Lamm. Für die Reifenden ist er der Löwe. Für die völlig Reifen ist er beides, der Löwe als auch das Lamm. Du hast dies in deinem Verstand gewußt, und ich hörte dich dies lehren, aber jetzt wirst du es mit deinem Herzen erfahren, denn du bist dabei, den Richterstuhl Christi zu erleben.“


Die Rückkehr in den Kampf
Bevor ich die Tore des Gartens verließ, fragte ich Weisheit, ob ich für eine Weile niedersitzten könnte, um alles, was ich erfahren hatte, abwägen zu können. „Ja, du solltest dies tun“, sagte Weisheit, „aber ich habe einen besseren Platz für dich, dies zu tun.“
Ich folgte Weisheit aus den Toren hinaus, und wir begannen, den Berg hinunterzusteigen. Zu meiner Überraschung war die Schlacht noch immer im Gang, aber nicht annähernd so intensiv wie während unseres Aufstiegs. Auf den niedrigeren Leveln flogen noch immer Pfeile der Anschuldigung und der Anklage, aber der Großteil der verbliebenen, feindlichen Horde attackierte wild die großen, weißen Adler. Die Adler behielten klar die Oberhand.
Wir stiegen hinunter, bis wir beinahe ganz unten waren. Direkt über den Leveln „Errettung“ und „Heiligung“ war der Level „Danksagung und Lobpreis“. Ich erinnerte mich sehr gut an diesen Level, weil eine der größten Attacken des Feindes kam, als ich zum ersten Mal versuchte, diesen Level zu erreichen. Sobald wir hier angekommen waren, war der Rest des Anstiegs viel leichter, und wenn ein Pfeil durch die Rüstung drang, heilte es viel schneller.
Sobald mich der Feind auf diesem Level erblickte (der Feind konnte Weisheit nicht sehen), begann ein Schauer von Pfeilen auf mich herabzuregnen. Ich wehrte sie ganz leicht mit meinem Schild ab, so daß der Feind mit dem Beschuß aufhörte. Sie hatten fast keine Pfeile mehr und konnten es sich nicht mehr leisten, weitere zu verschwenden.
Die Soldaten, die noch immer auf diesem Level kämpften, sahen mich mit Erstaunen an, mit einer Ehrerbietung, die es mir sehr unbehaglich machte. Da erkannte ich zum ersten Mal, daß von meiner Rüstung und von meinem Schild die Herrlichkeit des Herrn strahlte. Ich sagte ihnen, sie sollten ohne stehenzubleiben auf die Spitze des Berges klettern, und auch sie würden dann den Herrn sehen. Sobald sie zustimmten zu gehen, sahen sie Weisheit. Sie fielen nieder, ihn anzubeten, aber er ließ es nicht zu und sandte sie auf ihren Weg.


Die Treuen
Ich wurde mit Liebe für diese Soldaten erfüllt, von denen viele Frauen und Kinder waren. Ihre Rüstung war erbärmlich, sie waren blutüberströmt, aber sie hatten nicht aufgegeben. Sie waren tatsächlich noch immer freudig und ermutigt. Ich sagte ihnen, daß sie mehr Ehre verdienten als ich, weil sie die größten Belastungen der Schlacht getragen und standgehalten hatten. Sie schienen mir nicht zu glauben, aber sie wertschätzten es, daß ich dies sagte. Ich fühlte jedoch, daß dies die Wahrheit war.
Jeder Level des Berges mußte besetzt gehalten werden, damit nicht die Geier kämen und ihn mit ihrem Gespei und Exkrementen besudelten, so daß es schwierig war, dort stehen zu können. Viele der Felsbänke wurden von Soldaten verschiedener Denominationen oder Bewegungen gehalten, welche die Wahrheit des Levels betonten, den sie verteidigten. Ich war erschüttert über die Einstellung, die ich gegenüber einigen dieser Gruppen gehabt hatte. Ich hatte gemeint, einige seien zumindest fernstehend und zurückgefallen, aber sie kämpften treu gegen einen schrecklichen Angriff des Feindes. Daß sie ihre Positionen verteidigten, hat mir vermutlich ermöglicht, so zu klettern, wie ich dies getan hatte.
Einige dieser Level waren so gelegen, daß man einen guten Teil des Schlachtfeldes oder des Berges überblicken konnte, aber einige waren so isoliert, daß die Soldaten auf diesen Leveln nur ihre eigene Position sehen konnten; und es schien, als wüßten sie über die übrige tobende Schlacht nichts. Oft waren sie durch Anklagen und Verleumdungen derart verletzt, daß sie widerstanden, wenn jemand von einem höheren Level herunterkam und sie ermutigte, höher zu klettern. Als jedoch einige vom Gipfel herunterkamen, die die Herrlichkeit des Herrn reflektierten, hörten sie mit großer Freude und begannen bald selbst, mit Kühnheit und Entschlossenheit zu klettern. Als ich all diese Dinge wahrnahm, sagte Weisheit nicht viel, schien aber an meiner Reaktion sehr interessiert zu sein.


Die entdeckte Realität
Ich beobachtete, wie viele Soldaten, die auf dem Gipfel waren, begannen, auf all die niedrigeren Level herunterzusteigen, um diejenigen zu unterstützen, die ihre Positionen auf diesen Wahrheiten eingenommen hatten. Als sie das taten, begann jeder Level mit der Herrlichkeit, die sie trugen, zu leuchten. Bald begann der ganze Berg mit einer Herrlichkeit zu leuchten, der die Geier und die verbliebenen Dämonen blendete. Bald war auf dem Berg so viel Herrlichkeit, daß es sich anfühlte wie im Garten.
Ich begann, dem Herrn zu danken und Ihn zu preisen, und war sofort wieder in Seiner Gegenwart. Es war schwierig, die Emotionen und die Herrlichkeit zu behalten, die mein innerstes Wesen überfluteten. Die Erfahrung wurde so intensiv, daß ich stoppte. Weisheit stand neben mir. Er legte seine Hand auf meine Schulter und sagte: „Du betrittst seine Tore mit Danksagung, seine Vorhöfe mit Lobpreis.“
„Aber das war so real! Ich fühlte, als ob ich wieder dort wäre,“ rief ich aus.
„Du warst dort,“ erwiderte Weisheit. „Es ist nicht realer geworden, sondern du bist es geworden. So wie der Herr dem Dieb am Kreuz sagte: ‚Heute‘ wirst du mit Mir im Paradies sein, kannst du das Paradies jederzeit betreten. Der Herr, sein Paradies und dieser Berg bleiben alle in dir, weil Er in dir ist. Was zuvor nur ein Vorgeschmack war, ist nun Realität für dich, weil du den Berg erklettert hast. Der Grund, daß du mich sehen kannst, und andere können das nicht, liegt nicht darin, daß ich deinen Bereich betreten habe, sondern daß du dorthin gekommen bist, wo ich wohne. Dies ist die Realität, die die Propheten kannten und die ihnen große Kühnheit gab, auch wenn sie alleine gegen Armeen standen.“


Die tödliche Falle
Dann schaute ich hinaus über das Blutbad unten und die langsam zurückweichende dämonische Armee. Hinter mir nahmen mehr von den herrlichen Kriegern ihren Platz am Berg ein. Ich wußte, daß dies reichen würde, um das, was vom Feind übrig war, anzugreifen und zu zerstören. „Nicht jetzt,“ sagte Weisheit. „Siehe da drüben.“ – Ich schaute in die Richtung, in die er zeigte, aber ich mußte die Augen vor dem Glanz, der aus meiner eigenen Rüstung strahlte, schützen, damit ich überhaupt etwas sehen konnte. Dann erhaschte ich einen flüchtigen Blick auf eine Bewegung in einem Tal.
Ich konnte es nicht ausmachen, was ich da sah, denn die Herrlichkeit, die von meiner Rüstung ausging, machte es schwierig, in die Dunkelheit zu sehen. Ich fragte die Weisheit um etwas, meine Rüstung zu bedecken, damit ich es sehen konnte. Er gab mir einen sehr einfachen Mantel zum Überziehen. „Was ist das?“ fragte ich, ein wenig gekränkt durch seine Grauheit. „Demut“, sagte Weisheit. „Du wirst ohne sie nicht fähig sein, sehr gut zu sehen.“ Bereitwillig legte ich ihn an und sofort sah ich Dinge, die ich zuvor nicht sehen konnte. Ich schaute in das Tal und auf die Bewegung, die ich gesehen hatte. Zu meinem Erstaunen war dort eine ganze Division der feindlichen Horde, die darauf wartete, jedem einen Hinterhalt zu legen, der sich von dem Berg wagte.
„Was für eine Armee ist das?“ fragte ich, „und wieso konnte sie die Schlacht unbeschadet überstehen?“
„Das ist der Stolz,“ erklärte Weisheit. „Dieser Feind ist am schwersten zu sehen, nachdem du in der Herrlichkeit warst. Diejenigen, die sich weigern, diesen Mantel anzuziehen, werden viel in der Reichweite dieses höchst heimtückischen Feindes leiden.“
Als ich mich am Berg umwandte, sah ich viele der herrlichen Krieger, die die Ebene überquerten, um die Überreste der feindlichen Horde zu attackieren. Keiner von ihnen trug den Mantel der Demut, und sie hatten den Feind nicht bemerkt, der sich anschickte, sie aus dem Hinterhalt zu überfallen. Ich startete los, um sie zu stoppen, aber Weisheit hielt mich zurück. „Du kannst dies nicht stoppen“, sagte er. „Nur die Soldaten, die diesen Mantel tragen, werden deine Autorität anerkennen. Komm mit mir. Es gibt noch etwas, das du sehen mußt, bevor du mithelfen kannst, in dem großen, bevorstehenden Kampf zu leiten.“


Die Grundlage der Herrlichkeit
Weisheit führte mich den Berg hinunter auf den alleruntersten Level, der „Errettung“ hieß. „Du meinst, dies sei der niedrigste Level,“ erklärte Weisheit, „aber dies ist das Fundament des gesamten Berges. Bei jeder Reise ist der erste Schritt der wichtigste und meistens ist er der schwierigste. Ohne 'Errettung' gäbe es keinen Berg.“
Ich war über das Blutbad auf diesem Level entsetzt. Jeder Soldat war sehr schwer verwundet, aber keiner von ihnen war tot. Massen hingen gerade noch an der Felskante. Viele schienen jeden Moment zu fallen, aber niemand fiel. Engel dienten überall den Soldaten mit einer solchen Freude, daß ich fragte: „Warum sind die so glücklich?“
„Diese Engel sehen den Mut, den es diese Krieger kostete durchzuhalten. Sie sind vielleicht nicht weiter vorwärts gegangen, aber keiner von ihnen gab auf. Sie werden bald geheilt sein und dann werden sie die Herrlichkeit des übrigen Berges wahrnehmen und zu klettern beginnen. Diese werden großartige Kämpfer der kommenden Schlacht sein.“
„Aber wäre es nicht besser für sie, mit den übrigen von uns den Berg zu erklettern?“ protestierte ich, ihren gegenwärtigen Zustand vor Augen.
„Es wäre besser für sie, aber nicht für dich. Dadurch, daß sie hier blieben, machten sie es dir leichter zu klettern, weil sie den Großteil des Feindes in Schach hielten. Sehr wenige von den höheren Leveln haben sich danach ausgestreckt, daß andere auf den Berg kommen, aber diese taten es. Auch wenn sie selbst nur gerade noch am Berg hingen, streckten sie sich aus, um andere hinaufzuziehen. Tatsächlich wurden viele der mächtigsten Krieger durch diese Getreuen auf den Berg gebracht. Diese sind nicht weniger Helden als die, die es bis auf den Gipfel schafften. Sie brachten große Freude in den Himmel, indem sie unnterbrochen andere zur 'Errettung' führten. Aus diesem Grund möchten alle Engel im Himmel kommen, diesen zu dienen, aber nur den vornehmsten Engeln wurde dies gestattet.“
Wieder fühlte ich große Beschämung über meine Einstellung diesen großartigen Heiligen gegenüber. Viele von uns haben sie verspottet, als wir auf die höheren Level kletterten. Sie hatten während der Schlacht viele Fehler gemacht, aber sie hatten mehr vom Herzen des Hirten gezeigt als der Rest von uns. Der Herr würde die neunundneunzig zurücklassen wegen des einen, das verloren ging. Diese waren an dem Platz geblieben, wo sie die Verlorenen noch immer erreichen konnten, und sie bezahlten dafür einen hohen Preis. Auch ich wollte helfen, wußte aber nicht, wo anzufangen.
Weisheit sagte dann: „Es ist recht, daß du helfen willst, aber am meisten wirst du dann helfen, wenn du dorthin gelangst, wozu du berufen wurdest. Diese alle werden geheilt werden und den Berg rasch erklimmen. Sie werden sich dir in dem Kampf anschließen. Diese sind die Furchtlosen, die niemals vor dem Feind zurückweichen.“


Die Macht des Stolzes
Ich dachte gerade darüber nach, daß mich der Abstieg vom Berg genausoviel gelehrt hat wie der Anstieg, als Lärm vom Schlachtfeld meine Aufmerksamkeit erregte. Mittlerweile waren es Tausende der mächtigen Krieger, die die Ebene überquerten, um den Überrest der feindlichen Horde anzugreifen. Der Feind floh in alle Richtungen, mit Ausnahme der einen Division: Stolz. Völlig unerkannt war sie direkt bis zur Rückseite der voranrückenden Kämpfer marschiert und war gerade dabei, einen Hagel an Pfeilen loszulassen. Da erkannte ich, daß die mächtigen Krieger auf ihren Rücken keine Waffenrüstung hatten. Sie waren dem, was im Begriff war, sie zu treffen, total ausgeliefert und verletzbar.
Weisheit bemerkte: „Du hast gelehrt, daß es für den Rücken keine Waffenrüstung gibt, was bedeutet, daß du verletzbar bist, wenn du vom Feind davonläufst. Du hast es jedoch niemals gesehen, daß es dich verletzbar macht, wenn du in Stolz voranmarschierst.“
Ich konnte nur zustimmend nicken. Es war zu spät, etwas zu tun; und es war unerträglich, dabei zuzusehen, aber Weisheit sagte, ich müsse. Zu meinem Erstaunen nahmen die Krieger überhaupt keine Notiz davon, als sie von den Pfeilen des Stolzes getroffen wurden. Der Feind setzte jedoch seinen Beschuß fort. Die Krieger bluteten und wurden rasch schwächer, aber konnten dies nicht erkennen. Bald waren sie zu schwach, um ihre Schilde und Schwerter zu halten und legten diese nieder, indem sie erklärten, daß sie sie nicht länger brauchen würden. Sie begannen, ihre Rüstung abzulegen, indem sie sagten, auch diese würden sie nicht länger brauchen.
Es erschien dann eine andere feindliche Division und kam schnell herauf. Sie hieß ‚Starke Verblendung‘. Sie ließen einen Hagel von Pfeilen los, die alle ihr Ziel trafen. Ich sah dann, wie nur einige wenige Dämonen der Verblendung diese einst großartige Armee von glorreichen Kämpfern abführte. Sie wurden in verschiedene Gefangenenlager gebracht, die nach den jeweiligen Lehren der einzelnen Dämonen benannt waren. Ich war erstaunt, wie diese großartige Gemeinschaft von Gerechten so vollständig vernichtet wurde, und sie hatten noch immer nicht erkannt, was sie getroffen hatte. „Wie konnten die, die so stark waren, die den ganzen Weg bis auf die Spitze des Berges gelangten, die den Herrn gesehen hatten, so verletzbar sein?“ platzte ich heraus.
„Der Stolz ist der Feind, der am schwersten zu sehen ist und der sich immer von hinten anschleicht“, sagte Weisheit. „Manchmal sind diejenigen, die auf den höchsten Höhen waren, in der größten Gefahr zu fallen. Du muß dir immer gewahr sein, daß du in diesem Leben jederzeit von jedem Level fallen kannst. 'Daher, wer zu stehen meint, sehe zu, daß er nicht falle.' Wenn du denkst, daß du am wenigsten anfällig bist, zu fallen, bist du tatsächlich am anfälligsten. Die meisten Menschen fallen unmittelbar nach einem großen Sieg.“


Weisheit für den Kampf
„Wie können wir davor bewahrt werden, derart angegriffen zu werden?“ fragte ich.
„Bleibe nahe bei mir, frage den Herrn, bevor du eine größere Entscheidung triffst, und behalte den Mantel an; und der Feind wird niemals in der Lage sein, dich rücklings zu treffen wie diese.“
Ich schaute auf meinen Mantel. Er sah so gewöhnlich und unbedeutend aus. Ich empfand, daß ich darin eher wie ein Obdachloser als wie ein Kämpfer aussah. Weisheit antwortete, als hätte ich dies laut ausgesprochen: „Der Herr ist den Obdachlosen näher als den Prinzen. Du hast nur in dem Maß Stärke, in dem du in der Gnade Gottes wandelst, und „er gibt dem Demütigen Gnade“. Keine feindliche Waffe kann diesen Mantel durchdringen, weil nichts seine Gnade überwinden kann. Solange du diesen Mantel trägst, bist du vor dieser Art von Attacke sicher.“
Dann begann ich zu schauen, wie viele Kämpfer noch auf dem Berg waren. Ich war schockiert zu sehen, wie wenige dort waren. Ich bemerkte dann, daß sie alle denselben Mantel der Demut trugen. „Wie konnte dies geschehen?“ wollte ich wissen.
„Als sie die Schlacht sahen, von der du gerade Zeuge warst, kamen sie alle zu mir um Hilfe, und ich gab ihnen ihre Mäntel“, antwortete Weisheit.
„Aber ich dachte, du wärest die ganze Zeit über mit mir gewesen.“
„Ich bin mit allen, die gehen, um den Willen des Vaters zu tun“, antwortete Weisheit.
„Du bist der Herr“ schrie ich.
„Ja“, antwortete Er. „Ich sagte dir, daß Ich dich niemals verlassen oder versäumen würde. Ich bin mit allen meinen Kämpfern, genauso wie Ich mit dir bin. Ich werde dir alles sein, was du brauchst, um meinen Willen auszuführen, und du hast Weisheit notwendig gebraucht.“ Dann
verschwand er.

Ränge im Königreich

Ich blieb inmitten einer großen Schar von Engeln zurück, die den Verwundeten auf dem Level ‚Errettung‘ dienten. Als ich an diesen Engeln vorbeiging, beugten sie ein Knie und zeigten mir den größten Respekt. Schließlich fragte ich einen von ihnen, warum sie dies tun, denn sogar der geringste unter ihnen war viel mächtiger als ich. „Wegen des Mantels“ antwortete er. „Dies ist der höchste Rang im Königreich“.
„Das ist bloß ein gewöhnlicher Mantel“, protestierte ich.
„Nein“, widersprach der Engel. „Du bist mit der Gnade Gottes gekleidet. Es gibt keine größere Kraft als diese!“
„Aber Tausende von uns tragen denselben Mantel. Wie kann er einen Rang ausdrücken?“
„Ihr seid die gefürchtesten Sieger, die Söhne und Töchter des Königs. Er trug denselben Mantel, als er auf dieser Erde ging. Solange du darin gekleidet bist, gibt es keine Macht im Himmel und auf der Erde, die vor dir bestehen kann. Jeder im Himmel und auf der Erde anerkennt diesen Mantel. Wir sind seine Diener, aber er wohnt in dir, und du bist mit seiner Gnade gekleidet.“
Ich wußte irgendwie, wenn ich diesen Mantel nicht tragen würde, und wenn meine herrliche Rüstung sichtbar wäre, dann könnte die Aussage des Engels und ihr Verhalten mir gegenüber in der Tat meinen Stolz nähren. Es war einfach unmöglich, sich stolz zu fühlen, wenn man so einen schäbigen, einfachen Mantel trug. Mein Vertrauen in den Mantel wuchs jedoch rasch.


Die Rückkehr der Adler
Dann sah ich, wie sich am Horizont eine große, weiße Wolke näherte. Ihr Anblick gab mir sofort Hoffnung. Es erfüllte sich tatsächlich die Atmosphäre mit Hoffnung, so wie die aufgehende Sonne die Dunkelheit der Nacht vertreibt. Als sie näherkam, erkannte ich die großen, weißen Adler, die vom Baum des Lebens weggeflogen waren. Sie landeten auf dem Berg und nahmen ihren Platz auf jedem Level an der Seite der Kämpfer ein.
Ich näherte mich vorsichtig und voll Respekt dem Adler, der in meiner Nähe landete, weil seine Gegenwart so ehrfuchtgebietend war. Als er mich mit seinen durchdringenden Augen ansah, wußte ich, daß ich nichts vor ihm verstecken konnte. Seine Augen waren so glühend und entschlossen, daß ich zitterte, und es mich schauderte, als ich nur in sie hineinschaute. Bevor ich noch fragen konnte, antwortete er mir.
„Du möchtest wissen, wer wir sind. Wir sind die versteckten Propheten, die für diese Stunde aufbewahrt worden sind. Wir sind die Augen derer, denen die göttlich mächtigen Waffen gegeben worden sind. Es wurde uns alles gezeigt, was der Herr tut, und alles, was der Feind gegen euch plant. Wir haben die Erde durchstreift und gemeinsam wissen wir alles, was man für den Kampf wissen muß.“
„Habt ihr die Schlacht, die gerade stattgefunden hat, nicht gesehen?“ fragte ich mit so viel Verwunderung, wie ich auszudrücken wagte. „Hättet ihr den Kämpfern nicht helfen können, die da gerade gefangen genommen worden sind?“
„Ja, wir alle sahen es und hätten helfen können, wenn sie es gewollt hätten. Aber unsere Hilfe hätte darin bestanden, sie zurückzuhalten. Wir können nur in den Schlachten kämpfen, die der Vater befehligt, und wir können nur denjenigen helfen, die uns glauben. Nur diejenigen, die uns als die Propheten aufnehmen, die wir sind, können den Lohn eines Propheten empfangen oder Nutznießer unseres Dienstes sein. Die in den Hinterhalt gerieten, hatten noch nicht den Mantel, den du trägst, und die diesen Mantel nicht haben, können nicht verstehen, wer wir sind. Wir brauchen uns alle gegenseitig, einschließlich derer hier, die noch verwundet sind und viele andere, die du noch nicht kennst.“


Das Herz des Adlers
Indem ich mit dem Adler sprach, begann ich sehr bald wie der Adler zu denken. Nach dieser kurzen Diskussion konnte ich in das Herz des Adlers sehen und ihn erkennen, wie er mich erkannte. Der Adler bemerkte dies.
„Du hast einige unserer Gaben,“ bemerkte der Adler, „obwohl sie nicht sehr gut entwickelt sind. Du hast sie nicht oft gebraucht. Ich bin hier, um diese Gaben in vielen von Euch wachzurufen und euch zu lehren, sie zu gebrauchen. Auf diese Weise wird unsere Kommunikation sicher werden. Sie muß sicher sein, oder wir werden viele unnötige Verluste erleiden, ganz zu schweigen davon, daß wir sonst viele große Gelegenheiten zum Sieg versäumen.“
„Von wo bist du gerade gekommen?“ fragte ich.
„Wir fraßen die Schlangen,“ antwortete der Adler. „Der Feind ist unser Brot. Wir ernähren uns davon, den Willen des Vaters zu tun, und das ist, die Werke des Teufels zu zerstören. Jede Schlange, die wir fressen, hilft uns, unsere Vision zu vergrößern. Jede Festung des Feindes, die wir niederreißen, stärkt uns, sodaß wir höher aufsteigen und länger in der Luft bleiben können. Wir kommen gerade von einem Fest, wo wir die Schlangen der Schande gefressen haben, die viele von euren Brüdern und Schwestern gefangen hielten. Sie werden bald hier sein. Sie werden mit den Adlern kommen, die wir zurückgelassen haben, damit sie ihren Weg finden und um sie vor den Gegenangriffen des Feindes zu schützen.“
Diese Adler waren sich ihrer selbst sehr sicher, aber nicht überheblich. Sie wußten, wer sie waren und wozu sie berufen waren. Sie kannten auch uns und sie kannten die Zukunft. Ihre Zuversicht machte mich wieder sicher, mehr noch jedoch die Verwundeten, die überall um uns herum lagen. Diejenigen, die vor kurzem noch zu schwach waren zu sprechen, setzten sich nun tatsächlich auf und hörten meinem Gespräch mit dem Adler zu. Sie sahen ihn an, wie ein verlorenes Kind seine Eltern ansieht, die es gerade gefunden hat.


Der Wind des Geistes
Als der Adler die Verwundeten ansah, änderte sich auch sein Gesichtsausdruck. Anstelle der wilden Entschlossenheit, der ich zuvor gegenüberstand, war er gegenüber den Verwundeten wie ein sanfter, mitfühlender, alter Großvater. Der Adler öffnete seine Flügel und begann, mit ihnen sanft zu schlagen, und brachte so einen kühlen, erfrischenden Luftstrom über die Verwundeten. Es war anders als jeder andere Lufthauch, den ich je zuvor fühlte. Mit jedem Atemzug fühlte ich, daß ich neue Kraft und Klarheit im Denken gewann. Bald standen die Verwundeten und beteten Gott mit einer Hingabe an, die mir Tränen in die Augen trieb. Wiederum empfand ich tiefe Scham darüber, daß ich diese auf diesem Level verspottet hatte. Sie schienen uns, die wir auf den Berg geklettert waren, so schwach und verkehrt, aber sie hatten viel mehr als wir ertragen und sie waren treu geblieben. Gott hatte sie bewahrt, und sie liebten Ihn mit großer Liebe.
Ich schaute den Berg hinauf. Alle Adler schlugen sanft mit ihren Flügeln. Jeder auf dem Berg wurde durch den Lufthauch, den sie aufwirbelten, erfrischt, und jeder auf dem Berg begann, den Herrn anzubeten. Anfänglich gab es einige Unstimmigkeiten zwischen der Anbetung, die von verschiedenen Leveln kam, aber nach einiger Zeit sang jeder auf jedem Level in vollkommener Harmonie. Niemals hatte ich auf der Erde etwas vergleichbar schönes gehört. Ich wollte, daß dies niemals endete. Bald erkannte ich, daß es derselbe Lobpreis war, den ich im Garten kennengelernt hatte, aber jetzt klang er noch reicher und voller. Ich wußte, es war deswegen, weil wir in der direkten Gegenwart unserer Feinde anbeteten, inmitten solcher Dunkelheit und solchem Bösen, das den Berg umgab, so daß es so noch viel schöner erschien.
Ich weiß nicht, ob diese Anbetung Stunden, Tage oder Minuten dauerte, aber irgendwann hörten die Adler auf, ihre Flügel zu schlagen; und es stoppte. „Warum habt ihr aufgehört?“ fragte ich den Adler, mit dem ich gesprochen hatte.
„Weil sie jetzt wiederhergestellt sind“, antwortete er und verwies auf die Verwundeten, die jetzt alle standen und in einer perfekten Verfassung erschienen. „Wahre Anbetung kann jede Wunde heilen“, fügte er hinzu.
„Bitte tue es nochmals“, bat ich.
„Wir werden dies viele Male tun, aber es liegt nicht an uns, zu entscheiden wann. Der Lufthauch, den du gespürt hast, war der Heilige Geist. Er leitet uns; wir können Ihn nicht leiten. Er hat die Verwundeten geheilt und hat begonnen, die Einheit zu bringen, die für die kommenden Schlachten nötig ist. Wahre Anbetung gießt auch das kostbare Öl auf das Haupt, Jesus, welches dann den ganzen Körper hinabfließt und uns mit Ihm und untereinander eins macht. Niemand, der mit ihm eins wird, bleibt verwundet oder unrein. Sein Blut ist reines Leben, und es fließt, wenn wir mit Ihm verbunden sind. Wenn wir mit Ihm verbunden sind, sind wir auch mit dem übrigen Leib verbunden, so daß sein Blut durch alle fließt. Heilst du nicht auch eine Wunde in deinem Körper so, daß du die Wunde schließt, so daß das Blut zum verwundeten Teil fließen kann, um Wiederherstellung zu bringen? Wenn ein Teil Seines Leibes verwundet ist, müssen wir uns in Einheit mit diesem Teil verbinden, bis er wieder völlig hergestellt ist. Wir sind alle eins in Ihm.“
Die Euphorie aus dem Lobpreis war noch immer so übermächtig, daß mir diese kleine Lehre als das Tiefgehendste erschien, was ich je gehört hatte, obwohl ich es bereits zuvor wußte und auch selbst gelehrt hatte. Als der Heilige Geist sich bewegte, schien jedes Wort herrlich, ungeachtet wie grundlegend es war. Es füllte mich auch mit so viel Liebe, daß ich jeden umarmen wollte, einschließlich dieser grimmigen alten Adler. Dann durchfuhr es mich wie ein Schock: ich erinnerte mich an die mächtigen Kämpfer, die gerade gefangen genommen waren. Der Adler spürte dies, aber sagte nichts. Er schaute mich lediglich aufmerksam an. Schließlich fragte ich: „Können wir diejenigen zurückgewinnen, die gerade verlorengegangen sind?“


Das verwundete Herz des Königs
„Ja. Es ist recht für dich, das zu empfinden, was du jetzt fühlst“, sagte der Adler schließlich. „Wir sind nicht vollständig, und der Lobpreis ist nicht vollständig, wenn nicht der gesamte Leib vollständig ist. Sogar im herrlichsten Lobpreis, sogar in der direkten Gegenwart des Königs empfinden wir alle diese Leere, solange wir nicht alle eins sind, weil dies auch unser König so empfindet. Wir sind alle betrübt wegen der Brüder in Gefangenschaft, aber wir sind noch mehr betrübt um das Herz unseres Königs. So wie du alle deine Kinder liebst und betrübt bist, wenn eines krank oder verwundet ist, so liebt auch Er alle Seine Kinder, aber die verwundeten und bedrückten haben im Moment das meiste Seiner Aufmerksamkeit. Um seinetwillen dürfen wir nicht aufgeben, bis alle wiederhergestellt sind. Solange irgend jemand verwundet ist, ist Er verwundet.“


Glaube, der Berge versetzt
Neben dem Adler sitzend, dachte ich tief über das nach, was er gesagt hatte. „Ich weiß, daß jetzt Weisheit durch dich zu mir spricht, weil ich seine Stimme höre, wenn du sprichst. Ich war vor dieser letzten Schlacht meiner selbst so sicher, aber ich wurde beinahe von derselben Vermessenheit fortgerissen wie diese und hätte sehr leicht mit ihnen gefangen werden können, wenn nicht Weisheit mich gestoppt hätte. Ich bin mehr mit Haß auf den Feind ausgezogen als in der Absicht, meine Brüder freizusetzen, obwohl das ein Teil meiner Motivation war. Ich denke jetzt, daß ich die meisten richtigen Dinge, die ich getan habe, seit ich das erste Mal zu diesem Berg gekommen bin und in der großen Schlacht gekämpft habe, aus den falschen Motiven heraus getan habe, und daß ich für viele verkehrte Dinge, die ich tat, gute Gründe hatte. Je mehr ich lerne, desto unsicherer fühle ich mich.“
„Du mußt schon sehr lange mit der Weisheit zusammen sein“, antwortete der Adler.
„Er (die Weisheit) war lange mit mir, bevor ich ihn erkannte, aber ich fürchte, daß ich ihm die meiste Zeit widerstanden habe. Irgendwie weiß ich, daß mir auch jetzt noch etwas sehr wichtiges fehlt, etwas, das ich haben muß, bevor ich wieder in die Schlacht ziehen kann, aber ich weiß nicht, was es ist.“
Die Augen des Adlers wurden durchdringender, als ich sie jemals zuvor gesehen hatte, als er antwortete: „Du kennst auch die Stimme von Weisheit, wenn er in deinem eigenen Herzen zu dir spricht. Du lernst gut, weil du den Mantel hast. Was du jetzt empfindest, ist wahrer Glaube.“
„Glaube!“ gab ich zurück. „Ich spreche von ernsten Zweifeln.“
„Du bist weise, dir selbst gegenüber zu zweifeln. Aber wahrer Glaube hängt an Gott und nicht an dir selbst und nicht an deinem Glauben. Du bist nahe an diesem Glauben, der diesen Berg versetzen kann, und er muß versetzt werden. Er muß an Orte versetzt werden, an die er bisher noch nicht gelangt ist. Aber du hast recht. Es geht dir noch immer etwas sehr wichtiges ab. Du brauchst noch immer eine große Offenbarung des Königs. Obwohl du auf die Spitze des Berges geklettert bist und von jeder Wahrheit auf dem Weg empfangen hast, auch wenn du im Garten Gottes gestanden bist und seine bedingungslose Liebe gekostet hast und jetzt seinen Sohn viele Male gesehen hast, verstehst du immer noch nur einen Teil des ganzen Ratschlusses Gottes, und das nur oberflächlich.“
Ich wußte, daß dies so wahr war, und ich war sehr angetan, es zu hören. „Ich habe so viele Menschen und so viele Situationen falsch beurteilt. Weisheit hat jetzt mein Leben viele Male bewahrt, aber die Stimme von Weisheit ist noch immer eine sehr kleine Stimme in mir, und der Lärm meiner eigenen Gedanken und Gefühle ist noch immer viel zu laut. Ich höre Weisheit durch dich viel lauter sprechen als ich ihn in meinem eigenen Herzen höre; ich weiß daher, daß ich dir nahe bleiben muß.“
„Wir sind auch hier, weil ihr uns braucht“, antwortete der Adler. Du hast Gaben bekommen, die ich nicht habe, und ich habe Gaben, die du nicht hast. Du hast Erfahrungen gemacht, die ich nicht gemacht habe, und ich habe Dinge erfahren, die du nicht erkannt hast. Die Adler sind euch bis zum Ende gegeben, und ihr seid uns gegeben. Ich werde für eine gewisse Zeit dir sehr nahe bleiben, und dann mußt du andere Adler an meiner Stelle annehmen. Jeder Adler ist anders. Uns zusammen ist es gegeben worden, die Geheimnisse des Herrn zu kennen, nicht Einzelnen.“


Die Türen der Wahrheit
Der Adler erhob sich dann von dem Felsen, auf dem er sich niedergelassen hatte, und stieg hoch über die Kante des Levels, auf dem wir standen. „Komm“, sagte er. Als ich mich näherte, sah ich Stufen, die zur untersten Basis des Berges führten. Dort war eine kleine Tür.
„Warum habe ich diese nicht früher gesehen?“ fragte ich.
„Als du das erste Mal auf den Berg kamst, bist du nicht lange genug auf diesem Level geblieben, um dich umzusehen“, antwortete er.
„Wie kannst du das wissen? Wo warst du, als ich das erste Mal zum Berg kam?“
„Ich würde es auch dann wissen, wenn ich nicht hier gewesen wäre, weil alle, die diese Tür übersehen, tun es aus demselben Grund; aber tatsächlich war ich hier“, antwortete er. „Ich war einer der Soldaten, an denen du auf deinem Aufstieg so rasch vorbeigegangen bist.“
Da erkannte ich in dem Adler einen Mann, dem ich bald nach meiner Bekehrung begegnet war und mit dem ich tatsächlich einige Gespräche gehabt hatte. Er setzte fort: „Ich wollte dir damals unbedingt nachfolgen. Ich war so lange auf diesem Level, daß ich eine Änderung brauchte. Ich konnte einfach nicht die verlorenen Seelen zurücklassen, die ich hier noch immer zu leiten versuchte. Als ich mich schließlich hingab, den Willen des Herrn zu tun, ob es nun bedeutete, zu bleiben oder zu gehen, erschien Weisheit und zeigte mir diese Tür. Er sagte, es sei eine Abkürzung zum Gipfel. Das ist der Grund, warum ich vor dir auf dem Gipfel war und in einen Adler verwandelt wurde.“
Ich erinnerte mich dann, daß ich auf einigen Leveln Türen dieser Art gesehen hatte. Ich hatte sogar in einige hineingeschaut und ich erinnere mich, wie erstaunt ich war über das, was ich sah. Ich ging in keine sehr weit hinein, weil ich so sehr auf die Schlacht und darauf konzentriert war, auf den Gipfel des Berges zu kommen. „Hätte ich durch irgendeine dieser Türen eintreten und direkt auf den Gipfel gelangen können?“ fragte ich.
„Ganz so einfach ist es nicht,“ meinte der Adler und schien ein wenig irritiert. In jeder Türe gibt es Durchgänge, von denen einer zur Spitze führt.“ Indem er meine nächste Frage offensichtlich schon kannte, setzte er fort: „Die anderen Durchgänge führen zu den anderen Leveln des Berges. Der Vater hat jeden so entworfen, daß jeder denjenigen Durchgang wählen würde, den er aufgrund seiner bereits erlangten Reife benötigen würde.“
„Unglaublich! Wie hat er das getan?“ dachte ich bei mir, aber der Adler hörte meine Gedanken.
„Es ist sehr einfach“, fuhr der Adler fort, als hätte ich meine Gedanken laut ausgesprochen, „Geistliche Reife ist immer von der Willigkeit bestimmt, das eigene Begehren um des Königreiches und um der anderen willen zu opfern.“
Ich merkte mir sorgfältig alles, was er sagte. Irgendwie wußte ich, daß ich durch die Tür vor mir gehen mußte, und daß es weise für mich wäre, alles, was ich konnte, von jemandem zu lernen, der schon vorher da war und die richtige Türe zur Spitze gewählt hatte.
„Ich bin nicht auf dem direkten Weg zum Gipfel gelangt und ich kenne auch niemanden, der das wäre“, setzte der Adler fort. „Aber ich bin viel schneller hingekommen als die meisten, weil ich so viel über Selbstverleugnung gelernt habe, als ich auf dem Level ‚Errettung‘ kämpfte. Ich habe dir diese Tür gezeigt, weil du den Mantel anhast und die Türe ohnehin gefunden hättest, aber die Zeit ist kurz, und ich bin hier, um dir zu helfen, rasch zur Reife zu gelangen. Es gibt auf jedem Level Türen, und sie führen zu Schätzen, die jenseits deiner Vorstellungskraft liegen. Man kann sie nicht physisch erreichen, aber jeder Schatz, den du in deinen Händen hältst, den kannst du in deinem Herzen auch weitertragen. Dein Herz soll das Schatzhaus Gottes sein. Wenn du wieder an den Gipfel kommst, wird dein Herz wertvollere Schätze in sich tragen als alle Schätze der ganzen Erde. Sie können dir niemals genommen werden, sondern gehören in Ewigkeit dir, weil sie Gottes sind. Geh rasch. Die Sturmwolken ziehen zusammen, und die große Schlacht ist nahe.“
„Wirst du mit mir gehen?“ bestürmte ich ihn. „Nein. Ich gehöre nun hierher. Ich habe viel zu tun, denen zu helfen, die verwundet worden sind. Aber ich werde dich hier wiedersehen. Du wirst viele meiner Brüder- und Schwestern-Adler treffen, bevor du zurückkommst, und sie werden dir an dem Ort, wo du sie triffst, mehr helfen können als ich.


Die Schätze des Himmels
Ich liebte diesen Adler bereits so sehr, daß ich es kaum ertragen konnte, ihn zu verlassen. Ich war sehr glücklich zu wissen, daß ich ihn wiedersehen würde. Nun zog mich die Tür wie ein Magnet an. Ich öffnete und trat ein. Die Herrlichkeit, die ich wahrnahm, war so phänomenal, daß ich sofort auf meine Knie fiel. Das Gold, Silber und die kostbaren Steine waren weit schöner als irgendetwas, das ich je auf der Erde gesehen hatte. Der Raum war so groß, daß er endlos schien. Der Boden war Silber, die Pfeiler Gold und die Decke war reiner Diamant, die in allen Farben leuchtete, die ich kannte und vielen Farben, die ich nicht kannte. Engel ohne Zahl waren überall, in verschiedene Roben und Uniformen gekleidet, die nicht irdischen Ursprungs waren.
Als ich begann, durch den Raum zu gehen, beugten sich alle Engel zur Ehrerbietung. Einer trat heraus und begrüßte mich namentlich. Er erklärte mir, daß ich in diesem Raum überall hingehen könnte und alles ansehen könnte, was ich wollte. Nichts wurde denen vorenthalten, die durch die Tür hereinkamen.
Ich konnte nicht einmal sprechen, so überwältigt war ich von der Schönheit. Schließlich bemerkte ich, das dies sogar noch schöner war als der Garten! „Dies ist einer der Räume in deines Vaters Haus. Wir sind deine Diener.“
Wärend ich ging, folgte mir eine große Schar von Engel. Ich drehte mich um und fragte den Anführer, warum sie mir folgten: „Wegen des Mantels“, sagte er. „Wir sind dir gegeben worden, um dir hier und in der kommenden Schlacht zu dienen.“
Ich wußte nicht, was ich mit den Engeln anfangen sollte, und so ging ich einfach weiter. Ein großer, blauer Stein zog mich an, der die Farben von Sonne und Wolken in sich zu tragen schien. Als ich ihn berührte, durchfluteten mich dieselben Gefühle, die ich hatte, als ich die Frucht vom Baum des Lebens aß. Ich fühlte Energie, große geistige Klarheit, und die Liebe für jeden und alles wurde größer. Ich begann, die Herrlichkeit des Herrn zu sehen. Je länger ich den Stein berührte, desto größer wurde die Herrlichkeit. Ich wollte meine Hand nie mehr vom Stein zurückziehen, aber die Herrlichkeit wurde so intensiv, daß ich wegschauen mußte.
Dann fielen meine Augen auf einen schönen grünen Stein. „Was hat dieser in sich?“ fragte ich den Engel, der dabeistand.
„Alle diese Steine sind Schätze der Errettung. Du berührst nun den himmlischen Bereich, und dieser ist die Wiederherstellung des Lebens“, setzte er fort.
Als ich den grünen Stein berührte, begann ich die Erde in reichen und spektakulären Farben zu sehen. Sie wurden immer reicher, je länger ich meine Hand auf dem Stein hatte, und meine Liebe für alles, was ich sah, wuchs. Dann begann ich, die Harmonie zwischen allen lebenden Dingen auf einem Level zu sehen wie noch nie zuvor. Ich begann, die Herrlichkeit des Herrn in der Schöpfung zu sehen. Sie begann zu wachsen, bis ich mich wegen der Intensität wieder abwenden mußte.
Dann erkannte ich, daß ich keine Idee hatte, wie lange ich dort gewesen war. Ich wußte, daß meine Erkenntnis von Gott und seinem Universum entscheidend gewachsen war, einfach indem ich diese beiden Steine berührte. Und es gab viele, viele mehr von ihnen. Es gab mehr in diesem einen Raum, als ein Mensch in einem ganzen Leben hätte aufnehmen können. „Wieviele Räume gibt es hier noch?“ fragte ich den Engel.
„Räume wie dieser sind auf jedem Level des Berges, den du erklettert hast.“
„Wie kann jemand jemals alles erfassen, was nur in einem einzigen dieser Räume ist, geschweige denn in allen Räumen?“ fragte ich.
„Du hast für immer Zeit, dies zu tun. Die Schätze, die in den grundlegendsten Wahrheiten unseres Herrn Jesus liegen, sind genug, um für ein Vielfaches unserer gegenwärtigen Lebensspanne zu reichen. Kein Mensch kann alles, was es über irgendeinenen dieser Schätze zu erkennen gibt, in nur einem Leben erkennen, doch du mußt nehmen, was du benötigst, und daranbleiben, dein Ziel zu erreichen.“
Ich begann, wieder an den bevorstehenden Kampf zu denken und an die Kämpfer, die gefangen genommen waren. Es war kein sehr angenehmer Gedanke an einem so herrlichen Ort, aber ich wußte, daß ich immer wieder an diesen Ort würde zurückkommen können und daß ich nur kurz Zeit hätte, zur Spitze des Berges zurückzufinden und wieder zurück an die Kampffront.
Ich wandte mich wieder zum Engel. „Du mußt mir helfen, die Tür zu finden, die zum Gipfel führt.“
Der Engel schaute verblüfft. „Wir sind deine Diener“, antwortete er, „aber du mußt uns führen. Dieser ganze Berg ist für uns ein Geheimnis. Wir alle wollten in dieses große Geheimnis eindringen, aber nachdem wir diesen Raum, den wir gerade ein wenig kennenlernten, verlassen, werden wir noch mehr lernen als du.“
„Wißt ihr, wo all die Türen sind?“ fragte ich.
„Ja. Aber wir wissen nicht, wo sie hinführen. Es gibt einige, die sehen sehr einladend aus, einige sind gewöhnlich und einige sind in der Tat abschreckend. Eine ist sogar schrecklich.“
„An diesem Ort gibt es Türen, die abschreckend sind?“ fragte ich ungläubig. „Und es gibt eine Tür, die schrecklich ist? Wie kann das sein?“
„Das wissen wir nicht. Aber wir können sie dir zeigen“, antwortete er.
„Bitte tu’ das“, antwortete ich.
Wir gingen eine ganze Zeit lang vorbei an unaussprechlichen Schätzen, an denen ich kaum vorbeigehenkonnte, ohne stehenzubleiben und sie zu berühren. Es gab auch viele Türen, über denen verschiedene biblische Wahrheiten standen. Als der Engel sie „einladend“ nannte, hatte er ihre Anziehungskraft ziemlich untertrieben. Ich wollte unbedingt durch jede einzelne gehen, aber meine Neugier auf die „schreckliche Tür“ ließ mich weitergehen. Dann sah ich sie. „Schrecklich“ war auch eine Untertreibung. Furcht ergriff mich, sodaß es mir den Atem verschlug.


Gnade und Wahrheit
Ich drehte mich von dieser Tür weg und wich rasch zurück. Es gab in der Nähe einen schönen roten Stein, zu dem ich beinahe hinsprang, um meine Hände darauf zu legen. Sofort war ich im Garten Gethsemane und sah den Herrn im Gebet. Der Schmerz, den ich sah, war noch schlimmer als die Tür, die ich gerade gesehen hatte. Ich zog meine Hand rasch vom Stein zurück und fiel erschöpft zu Boden. Ich wollte unbedingt zu den blauen und grünen Steinen zurück, aber ich mußte erst zu Kräften kommen und mich wieder orientieren. Die Engel waren alle sofort um mich herum und dienten mir. Ich bekam ein kräftigendes Getränk. Bald war ich stark genug, um aufzustehen und zurückzugehen. Die wieder zurückkehrende Vision von dem betenden Herrn zwang mich stehenzubleiben.
„Was war das dahinten?“ fragte ich.
„Wenn du den Stein berührst, können wir ein wenig von dem sehen, was du siehst, und ein wenig von dem fühlen, was du fühlst“, sagte der Engel. „Wir wissen, daß alle diese Steine große Schätze sind, und alle Offenbarungen, die sie enthalten, sind unbezahlbar. Wir sahen einen Moment lang die Pein, die der Herr vor seiner Kreuzigung hatte, und wir haben kurz gefühlt, was Er in dieser schrecklichen Nacht empfand. Es fällt uns schwer zu verstehen, warum unser Gott jemals derart leiden konnte. Dadurch schätzen wir es noch viel mehr, welche Ehre es ist, dir zu dienen, für den der Herr dies getan hat.“
Die Worte des Engels waren wie Blitzstrahlen in meine Seele. Ich hatte in dem großen Kampf gekämpft. Ich hatte den Gipfel des Berges erklommen. Ich war mit dem geistlichen Raum so vertraut geworden, daß ich Engel kaum noch bemerkte, und ich konnte mit den großen Adlern fast unter gleichen Bedingungen sprechen, doch konnte ich es nicht aushalten, in nur einem Moment die Leiden meines Königs zu teilen, ohne zu einem erfreulicheren Erlebnis zu fliehen. „Ich sollte nicht hier sein,“ schrie ich fast. „Ich verdiene mehr als jeder andere ein Gefangener des Bösen zu sein!“
„Mein Herr,“ sagte der Engel fast schüchtern, „wir verstehen, daß niemand hier ist, weil er es verdient. Du bist hier, weil du vor Grundlegung der Welt zu einem Zweck erwählt worden bist. Wir wissen nicht, was dein Zweck ist, doch wir wissen, daß er sehr groß für jeden auf diesem Berg ist.“
„Danke. Ihr seid sehr hilfreich. Meine Emotionen werden von diesem Ort sehr überbeansprucht und sie sind bestrebt, mein Verstehen zu überwältigen. Ihr habt recht. Niemand ist hier, weil er würdig ist. Wahrlich, je höher wir auf diesen Berg klettern, desto unwürdiger sind wir, hier zu sein, und desto mehr Gnade brauchen wir, um hier zu bleiben. Wie habe ich es je das erste Mal nach oben geschafft?“
„Gnade,“ antwortete mein Engel.
„Wenn du mir helfen möchtest,“ sagte ich dann, „wiederhole mir bitte dieses Wort, wann auch immer du mich in Verwirrung oder Verzweiflung siehst. Dieses Wort beginne ich besser zu verstehen als jedes andere Wort, und es bringt immer viel Licht in meine Seele.“
„Nun muß ich zurückgehen zu dem roten Stein. Ich weiß jetzt, daß es der größte Schatz in diesem Raum ist, und ich darf nicht gehen, bis ich diesen Schatz in meinem Herzen habe,“ sagte ich mit mehr Entschlossenheit in meinemn Worten, als ich zu diesem Zeitpunkt in meinem Herzen fühlte. Doch nichts desto trotz wußte ich, daß es wahr war.
Die Zeit, die ich bei dem roten Stein verbracht hatte, war die schmerzhafteste, die ich je erlebt hatte. Viele Male konnte ich einfach nicht mehr aufnehmen, sondern mußte meine Seele erfrischen, bevor ich wieder zurückkehrte. Es war extrem schwer, jedesmal zu dem roten Stein zurückzukehren, doch meine Liebe und Wertschätzung für den Herrn wuchsen dadurch mehr als irgend etwas, was ich je gelernt oder erfahren hatte.
Als schließlich die Gegenwart des Vaters am Kreuz von Jesus wich, konnte ich es nicht länger ertragen. Ich gab auf. Ich konnte erkennen, daß die Engel, die das gleiche erlebten wie ich, völlig damit übereinstimmten. Es war einfach keine Willenskraft mehr in mir, den Stein wieder zu berühren. Ich hatte nicht einmal mehr das Verlangen, zu dem blauen Stein zurückzugehen. Ich lag einfach auf dem Boden und weinte über das, wodurch der Herr hindurch gegangen war. Ich weinte auch, weil ich wußte, daß ich ihn im Stich gelassen hatte, genauso wie seine Jünger. Ich verließ ihn, als er mich am meisten brauchte, genauso wie sie es taten.
Nach dem, was wie mehrere Tage erschien, öffnete ich meine Augen. Ein anderer Adler stand neben mir. Vor ihm waren drei Steine, ein blauer, ein grüner und ein roter. „Iß sie,“ sagte er. Als ich das tat, wurde mein ganzes Sein erneuert, und beides, große Freude und große Nüchternheit durchfluteten meine Seele. Als ich aufstand, erblickte ich die gleichen drei Steine im Griff meines Schwertes und dann auf jeder meiner Schultern. „Diese gehören jetzt für immer dir,“ sagte der Adler. „Sie können nicht von dir genommen werden, und du kannst sie nicht verlieren.“
„Aber diesen letzten habe ich nicht beendet,“ widersprach ich.
„Christus alleine wird je diesen Test vollenden,“ erwiderte er. „Das hat alles gut gemacht. Doch du mußt jetzt weitergehen.
„Wohin?“ fragte ich.
„Das mußt du entscheiden. Aber da die Zeit drängt, werde ich vorschlagen, daß du versuchst, bald nach oben zu kommen,“ erwiderte der Adler, als er in offensichtlicher Eile abflog.
Dann erinnerte ich mich an die Türen. Sofort begann ich auf die Türen zuzugehen, die so anziehend gewesen waren. Als ich die erste erreichte, gefiel sie mir einfach nicht mehr. Dann ging ich zu einer anderen, und es fühlte sich genauso an. „Irgendetwas scheint sich verändert zu haben,“ bemerkte ich laut heraus.
„Du hast dich verändert,“ antwortete die gesamte Engelschar zugleich. Ich drehte mich, um sie anzusehen, und war darüber erstaunt, wie sehr sie sich verändert hatten. Sie hatten nicht länger den naiven Blick, den sie zuvor hatten, sondern sahen jetzt königlicher und weiser aus als alle Engel, die ich gesehen hatte. Ich wußte, daß sie wiederspiegelten, was auch in mir geschehen war, doch ich fühlte mich unwohl nur bei dem Gedanken an mich selbst.
„Ich bitte dich um deinen Rat,“ sagte ich zu dem Leiter.
„Höre auf dein Herz,“ sagte er. „Das ist der Ort, wo nun diese großen Wahrheiten wohnen.“
„Ich konnte nie meinem eigenen Herzen vertrauen,“ antwortete ich. „Es unterliegt so vielen Täuschungen, Irreführungen und selbstsüchtigem Ehrgeiz, daß es sogar schwer ist, über dem Lärm den Herrn zu mir sprechen zu hören.“
„Mein Herr, jetzt, wo der rote Stein in deinem Herzen ist, glaube ich nicht, daß es weiterhin der Fall sein wird,“ äußerte der Leiter mit uncharakteristischer Zuversicht. Ich lehnte mich an die Wand und dachte, daß der Adler nicht hier war, als ich ihn am dringendsten brauchte. Er war vorher hier gewesen und würde wissen, welche Tür man wählen müßte. Aber ich wußte, er würde nicht zurückkommen, und ich wußte, es war richtig, daß ich wählte. Als ich nachdachte, war die 'Schreckliche Tür' die einzige, über die ich nachdenken konnte. Aus Neugierde entschied ich, zurückzugehen und sie mir anzusehen. Ich war das erste Mal so schnell weggegangen, daß ich nicht einmal bemerkt hatte, welche Wahrheit sie repräsentierte.Als ich mich ihr näherte, konnte ich die Furcht in mir hochsteigen fühlen, doch lange nicht so schlimm wie das erste Mal. In starkem Kontrast zu den anderen Türen war es um diese Tür herum sehr dunkel, und ich mußte sehr nahe herangehen, um die Wahrheit über ihr zu lesen. Leicht überrascht las ich: ‚DER RICHTERSTUHL CHRISTI‘. – „Warum ist diese Wahrheit so fürchterlich?“ fragte laut, obwohl ich wußte, daß die Engel mir nicht antworten würden. Als ich mir die Tür ansah, wußte ich, daß es die war, durch die ich gehen sollte.
„Es gibt viele Gründe, daß sie fürchterlich ist,“ erwiderte die vertraute Stimme des Adlers.
„Ich bin sehr froh, daß du zurückgekommen bist,“ gab ich zurück. „Habe ich eine schlechte Wahl getroffen?“
„Nein, du hast gut gewählt. Diese Tür wird dich schneller auf den Gipfel des Berges bringen als irgendeine andere. Sie ist furchtbar, weil die größte Furcht in der Schöpfung ihre Quelle in dieser Tür hat – eine heilige Furcht Gottes. Die größten Weisheiten, die der Mensch in diesem oder in dem kommenden Leben kennen kann, befinden sich hinter diesen Türen; doch sehr wenige werden durch sie hindurchgehen.“
„Warum ist diese Tür so dunkel?“ fragte ich.
„Das Licht an diesen Türen spiegelt die Aufmerksamkeit wieder, die die Gemeinde gegenwärtig den Wahrheiten dahinter schenkt. Die Wahrheit hinter dieser Tür ist eine der am meisten vernachlässigsten in diesen Zeiten, doch sie ist eine der wichtigsten. Du wirst es verstehen, wenn du hindurchgehst. Die größte Autorität, die der Mensch empfangen kann, wird nur denjenigen gegeben, die durch diese Tür gehen. Wenn du Christus Jesus auf diesem Thron sitzen siehst, wirst du auch bereit sein, mit Ihm darauf zu sitzen.“
„Dann wäre diese Tür nicht so dunkel und abschreckend, wenn wir dieser Wahrheit einfach mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätten?“
„Das ist richtig. Wenn der Mensch die Herrlichkeit, die hinter dieser Tür geoffenbart ist, kennen würde, wäre sie eine der brillantesten,“ klagte der Adler. „Jedoch ist es immer noch eine schwierige Tür, um durchzugehen. Mir wurde gesagt, ich solle zurückkommen und dich ermutigen, denn du wirst es bald brauchen. Du wirst eine größere Herrlichkeit, doch auch einen größeren Terror sehen, als du je erlebt hast. Doch wisse, weil du jetzt den schwierigen Weg gewählt hast, wird es später viel einfacher für dich sein. Weil du jetzt bereit bist, dieser harten Wahrheit ins Gesicht zu sehen, wirst du später keinen Verlust erleiden. Viele lieben es, seine Güte kennenzulernen, doch sehr wenige sind bereit, seine Strenge kennenzulernen. Wenn du nicht beides kennst, wirst du immer in Gefahr von Täuschung und einem Abfall von seiner großen Gnade sein.“
„Ich weiß, daß ich niemals hierher gekommen wäre, wenn ich nicht die Zeit an dem Stein verbracht hätte, wie ich es tat. Wie könnte ich weiterhin versuchen, den einfachen Weg zu wandern, wenn es so gegensätzlich zu der Natur des Herrn ist?“

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