Aus "Die Nachfolge Christi" von Thomas von Kempen Kapitel 51
1. Dein erbsündliches Wesen zieht dich leicht von der Betrachtung himmlischer Dinge ab.
2. Wenn du dich gehemmt fühlst, gib dich schlichter Arbeit hin und warte: Die Neigung kommt wieder.
1. Dein erbsündliches Wesen zieht dich leicht von der Betrachtung himmlischer Dinge ab.
2. Wenn du dich gehemmt fühlst, gib dich schlichter Arbeit hin und warte: Die Neigung kommt wieder.
1. (Der Herr:) Mein Sohn, du kannst nicht immer in einem glühenden Verlangen nach der Tugend leben, noch in einem höheren Grade der Beschauung verharren. Infolge der erbsündlichen Verderbtheit mußt du zuweilen auch in die Niederungen hinabsteigen und die Last des gebrechlichen Lebens auf dich nehmen, wenn du es auch nicht gern tust und es nur Ekel in dir auslöst. Solange du den sterblichen Leib trägst, wirst du ihn als eine unangenehme Last empfinden. Notwendig und oft wird
aus deinem niederen Wesen etwas wie eine Klage über die Bürde aufstehen, die der Leib für dich bedeutet, weil du dich nicht unaufhörlich geistlichen Studien und der Betrachtung göttlicher Dinge widmen kannst.
2. Dann empfiehlt es sich, schlichte äußere Werke vorzunehmen, dich in guten Beschäftigungen zu entspannen, mein Kommen und meinen himmlischen Besuch mit festem Vertrauen abzuwarten und deine Verbannung und die Dürre des Geistes geduldig zu ertragen, bis ich dich wieder besuche und von allen Ängsten befreie. Ich werde dich dann die Mühen vergessen machen und dich die innere Ruhe verkosten lassen. Ausbreiten werde ich vor dir die Auen der Heiligen Schrift, daß du mit frohem Herzen den Weg meiner Gebote zu "laufen beginnst" (Ps 119,32). Dann wirst du sprechen: "Die Leiden dieser Zeit sind nicht zu vergleichen mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar werden wird" (Röm 8, 18).