Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3



DNC: Der Tag der Ewigkeit und die Bedrängnisse dieses Lebens

Die Nachfolge Christi  |  drittes Buch  |  Kapitel 48

1. Meine Seele frohlockt im Blick auf den Himmel.
2. An die Erde gefesselt sehne ich mich nach dem Himmel.
3. Gebet um die Überwindung des Irdischen und um das heiße Verlangen nach dem Himmlischen.

1. (Der Knecht:) O selige Bleibe in der Stadt des Himmels! Du lichter Tag der Ewigkeit, den keine Nacht verdunkelt, den die Wahrheit immerfort in Fülle durchstrahlt! Du immer froher, sicherer Tag, der nie ins Gegenteil umschlägt! Daß er doch aufstrahlte! Daß doch alles Zeitliche schon vorüber wäre! Zwar leuchtet er den Heiligen ununterbrochen in nie getrübter Klarheit, den Pilgern auf Erden aber nur von weitem und wie "in einem Spiegel" (1 Kor 13, 12). Die Bürger des Himmels wissen, wie freudenreich jener Tag ist; "die verbannten Kinder Evas" leiden des Lebens Bitterkeit und Ekel. 

2. Die Tage dieser Zeit sind "kurz und böse" (Gen 47, 9), voller Schmerzen und Ängste. Da ist der Mensch von den vielen Sünden verunreinigt, von vielen Leidenschaften umstrickt, von großer Furcht gefangen, von vielen Sorgen gehetzt, von starker Neugier abgelenkt, in viele Torheiten verwickelt, von vielen Irrtümern umstrickt, von vieler Arbeit erschöpft, mit Versuchungen belastet, von den Lüsten entnervt und an das Kreuz der Armut geheftet. Wann wird das Ende dieser Übel kommen, wann werde ich aus der elenden Knechtschaft der Laster befreit werden? Wann werde ich nur mehr deiner gedenken, Herr, wann vollkommen froh sein in dir? Wann werde ich ohne jedes Hindernis, in der wahren Freiheit sein, ohne Beschwerden des Geistes und des Leibes? Wann wird der dauerhafte, unzerstörbare, gesicherte Friede kommen, der Friede im Innern und nach außen, der Friede, der auf ganz festem Grunde ruht? Guter Jesus, wann werde ich eine dauernde Stätte haben, dich zu schauen, wann die Herrlichkeit deines Reiches genießen, wann wirst du mir alles in allem sein? Wann bin ich bei dir in deinem Reiche, das du deinen geliebten Freunden von Ewigkeit bereitet hast? Verlassen bin ich, arm und verbannt in feindlichem Lande, wo mich Kriege über Kriege und schwere Heimsuchungen umgeben. Tröste mich in meiner Verbannung, mildere meinen Schmerz; denn all mein Sehnen geht zu dir. Eine Last ist mir alles, was diese Welt mir zum Troste bietet. Dich selbst möchte ich zuinnerst verkosten; danach verlange ich, doch ich kann dich nicht erreichen. Dem Himmlischen möchte ich anhangen, doch die zeitlichen Sorgen und die ungebändigte Natur ziehen mich nach unten. Dem Geiste nach möchte ich über allen Dingen stehen, das ungezügelte Fleisch aber zwingt mich, wider meinen Willen unter ihnen zu stehen. So liege ich unglückseliger Mensch mit mir selber im Kampfe und "bin mir selber zur Last" (Ijob 7,20). Der Geist zieht mich nach oben, die Leibnatur nach unten. Was stehe ich doch innerlich aus, wenn sich mein Geist der Betrachtung himmlischer Dinge hingibt und mich im nächsten Augenblick ein Schwarm sinnlicher Gedanken beim Gebet überfällt!

3. Mein Gott, weiche nicht von mir, wende Dich nicht zürnend von "deinem Diener ab" (Ps 71,12; 27,9). "Laß deine Blitze zucken und zerstreue sie, sende deine Pfeile" (Ps 44, 6), und alle Trugbilder des Feindes werden zerflattern. Gib meinen Sinnen den Zug zu dir. Laß mich all das Weltliche vergessen. Verleihe mir die Kraft, die Trugbilder der Laster mit Verachtung schnell von mir zu weisen. Eile mir zu Hilfe, ewige Wahrheit, daß keine weltliche Torheit mich zum Wanken bringe. Komm, himmlische Freude! Vor deinem Angesichte fliehe alle Unreinheit! Verzeihe und vergib mir in deiner Barmherzigkeit, sooft ich im Gebete an etwas anderes denke als an dich. Ich bekenne aufrichtig, daß ich mich an Zerstreuungen gewöhnt habe. Sehr oft bin ich nicht dort, wo ich dem Leibe nach stehe oder sitze, sondern mehr dort, wohin die Gedanken mich tragen. Dort bin ich oft, wo mein Gedanke ist, und dort ist oft mein Gedanke, wo meine Liebe ist. Schnell tritt mir ins Bewußtsein, was mich von Natur ergötzt oder mir durch Gewohnheit lieb geworden ist. Darum hast du als die Wahrheit offen gesagt: "Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz" (Mt 6,21). Liebe ich den Himmel, so denke ich auch gern an Himmlisches. Liebe ich die Welt, so erfreue ich mich an ihren Freuden und trauere ich über ihr Leid. Liebe ich das Fleisch, dann bin ich oft voll von sinnlichen Vorstellungen. Liebe ich den Geist, dann ist es mir ein Vergnügen, mich mit Dingen der Geisteswelt zu befassen. Was immer ich liebe, darüber spreche und höre ich gern; und entsprechende Bilder begleiten mich nach Hause. Selig der Mensch, der um deinetwillen, Herr, allen Geschöpfen den Abschied gibt, der seiner Natur Gewalt antut und die niedrigen Begierden in der Glut des Geistes ans Kreuz schlägt. So kann er dir mit heiterem Gewissen das Opfer eines reinen Gebetes darbringen, und so wird er, innen und außen von allem Irdischen gelöst, würdig sein, unter den Chören der Engel zu stehen.




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