Aus der Philothea von Franz von Sales / erster Teil / 15. Kapitel
Einleitung des Herausgebers
Die Gerichtsbeschreibungen von Franz von Sales stammen aus einem katholischen Kontext und stimmen daher nur teilweise mit der Sichtweise des Herausgebers überein. Neuoffenbarungen wie die von Jakob Lorber z.B. legen ein endliches Gericht nahe (Rückführung der Schöpfung / Allversönung).
Vorbereitung
Versetze dich in Gottes Gegenwart. Demütige dich vor ihm. Bitte ihn um seinen Beistand. Stelle dir eine düstere Stadt vor, eingehüllt in Qualm von Pech und Schwefel, voll von Menschen, die sie nicht verlassen können.
Erwägungen
1. Die Verdammten im Abgrund der Hölle sind wie in einer solchen Stadt des Unglücks. Sie leiden unsagbare Qualen an allen Sinnen und Gliedern. Da sie diese zur Sünde mißbraucht haben, müssen sie an ihnen die Strafe der Sünde erleiden. Die Augen müssen den fürchterlichen Anblick der Teufel und der Hölle ertragen für die falschen und sündhaften Blicke; die Ohren werden nur mehr Weinen, Klagen und Verzweiflungsschreie hören, weil sie einst lasterhaften Reden zuhörten; ähnlich alle anderen Sinne.
2. Außer diesen gibt es noch viel ärgere Qualen. Die Verdammten sind der Herrlichkeit Gottes beraubt, auf ewig von ihrem Anblick ausgeschlossen. Absalom empfand schwerer als die Verbannung das Fernsein vom Anblick des Vaters (2.Sam 14,32); welch ein Schmerz erst, auf ewig der Hoffnung beraubt zu sein, jemals Dein gütiges Antlitz zu schauen, o mein Gott!
3. Erwäge besonders die ewige Dauer dieser Strafen, die allein schon die Hölle unerträglich macht. Können Zahnschmerzen oder die Hitze eines kleinen Fiebers uns eine Nacht lang und qualvoll machen, wie entsetzlich wird erst die ewige Nacht dieser Qualen sein! Verzweiflung ohne Ende, furchtbare Wut, grauenhafte Flüche wird sie gebären.
Affekte und Entschlüsse
1. Rüttle deine Seele auf mit den Worten des lsaias: "Meine Seele, könntest du ewig in diesen unauslöschlichen Flammen verzehrenden Feuers leben?" (Jes 33,14). Willst du wirklich deinen Gott auf ewig verlassen?
2. Gestehe: Ich habe es verdient, und wie oft verdient! Aber jetzt will ich den entgegengesetzten Weg einschlagen. Warum sollte ich mich auch in diesen Abgrund stürzen?
3. Ich will dies und jenes unternehmen, um die Sünde zu meiden; sie allein kann mich ja in den ewigen Abgrund stürzen.
Danke, opfere auf, bete.