Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3



Philothea: Wie geschieht diese Reinigung?


Aus der Philothea von Franz von Sales  /  erster Teil  /  8. Kapitel 

Der erste Beweggrund für diese zweite Reinigung ist die lebendige und starke Überzeugung, daß die Sünde ein großes Übel ist, und eine tiefe, aufrichtige Reue als Folge dieser Erkenntnis. Ist diese Reue echt, so reinigt sie uns in Verbindung mit der Kraft des Sakramentes von der Sünde, selbst wenn sie nicht sehr tief wäre. Ist sie aber stark und lebendig, dann befreit sie uns außerdem von jeder Anhänglichkeit an die Sünde. Ein schwacher Haß, eine bloße Abneigung bewirkt, daß man den Gegenstand des Hasses nicht leiden kann und seine Gesellschaft meidet. Ein leidenschaftlicher, tödlicher Haß dagegen läßt uns nicht nur jenen meiden und verabscheuen, den man haßt; vielmehr fliehen wir auch den Verkehr mit seinen Verwandten und Freunden, ja wir verabscheuen sogar sein Bild und alles, was mit ihm zu tun hat. Wer die Sünde mit einer zwar echten aber schwachen Reue haßt, ist wohl entschlossen, nicht mehr zu sündigen; haßt er sie aber mit einer starken, tiefen Reue, dann verabscheut er nicht nur die Sünde selbst, sondern auch jede Anhänglichkeit an sie und alles, was mit ihr zusammenhängt und zu ihr führt.

Die Reue muß uns daher so tief und so stark erfassen, daß sie sich auch auf das geringste erstreckt, was mit der Sünde zusammenhängt. So verlor Magdalena so völlig den Geschmack an der Sünde und ihren Freuden, daß sie nie mehr daran dachte. David beteuert, daß er nicht nur die Sünde haßte, sondern alle ihre Spuren und Pfade (Ps 119,104.128). Darin besteht die Erneuerung der Seele, die dieser Prophet mit der Wiedergeburt des Adlers vergleicht (Ps 103,5).
Um diese Reue zu erwecken, mußt du dich aufmerksam in den folgenden Betrachtungen üben. Sie werden dann mit der Gnade Gottes die Sünde und die wichtigsten Anhänglichkeiten an sie in deinem Herzen entwurzeln. Zu diesem Zweck habe ich sie zusammengestellt. Halte die Betrachtungen nacheinander in der Reihenfolge, wie ich sie angegeben habe; nimm täglich nur eine
vor, womöglich am Morgen; das ist die beste Zeit für die Tätigkeit des Geistes. Tagsüber denke sie immer wieder durch. Weißt du noch nicht, wie man betrachtet, so lies vorher, was darüber im
zweiten Teil steht.





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