Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3



Schrifttexterklärungen: „Wenn sie euch da sagen: ‚Siehe, Er ist in der Wüste!‘, so gehet nicht hinaus, – ‚Siehe, Er ist in der Kammer!‘, so glaubet es nicht!“ – „Wo ein Aas ist, da werden sich sammeln die Adler“


Empfangen durch Jakob Lorber Schrifttexterklärungen 14. Kapitel –  (bezugnehmend auf Matthäus 24,26 und 24,28) 12. Januar 1844 abends

[14,01] Schreibet nur hin, was ihr habt!
[14,02] „Wenn sie euch da sagen: ‚Siehe, Er ist in der Wüste!‘, so gehet nicht hinaus, – ‚Siehe, Er ist in den Kammern!‘, so glaubet es nicht!“ – „Wo ein Aas ist, da werden sich sammeln die Adler.“
[14,03] Ihr habt gerade wieder solche Texte gewählt, die das, was wir für unsere Sache brauchen, als ein offenes Schild gerade auf der Nase tragen. Es wäre wirklich hoch zu verwundern, wenn ihr das sogar mit dem bloßen Verstande nicht auf den ersten Blick recht tüchtig wahrnehmen solltet.
[14,04] Was ist denn eine Wüste? Eine Wüste ist ein Boden, da kein Leben ist. Was ist denn aber eine geistige Wüste? Sicher nichts anderes als ebenfalls ein Feld oder ein Boden, auf welchem Ich nicht wandle und daher auch niemals anzutreffen bin.
[14,05] Wo ist aber dieses Feld oder dieser Boden, auf den so häufig hinausgegangen wird, um allda zu finden die Wahrheit und den Grund des Lebens? – Es ist dieser Boden und dieses Feld nichts anderes als die gesamte Literatur! Und demnach könnte dieser Text auch also heißen:
[14,06] „Wenn man zu euch sagen wird: ‚Siehe, die wahre Weisheit, die lebendige Wahrheit ist in den Büchern; leset sie, und ihr werdet sie finden!‘, da sage Ich dann darauf: ‚Gehet nicht hinaus in diese Wüste; denn da ist weder Weisheit noch die innere, lebendige Wahrheit zu finden!‘, sondern Ich sage: ‚Gehet in die Liebe zu Mir und zu eurem Nächsten, suchet in der Tat Mein Reich, so wird euch alles andere in der höchsten Überfülle hinzugegeben werden!‘“
[14,07] Ich meine, über diesen Text bedarf es wohl keiner weiteren Erklärung mehr, indem seine Bedeutung nur zu sehr mit den Händen zu greifen ist. So leicht aber der erste Text ist, ebenso leicht ist auch der zweite, demzufolge niemand glauben soll, daß Ich in den Kammern sei, wenn man das von Mir aussagt.
[14,08] Was sind denn diese ‚Kammern‘? – Kammern sind in naturmäßiger Sphäre geheime Gemächer, in denen nicht leichtlich etwas Offenkundiges zum Vorschein kommt. Gewöhnlich sind sie die Werkstätten mehr oder weniger politischer Falschmünzerei. So hat auch ein jeder Mensch ein paar Herzkammern und weiß nie, was in ihnen vorgeht. Nun wüßten wir so ziemlich die naturmäßige Bedeutung einer Kammer. Selbst eine sogenannte Rumpelkammer enthält gewöhnlich Gegenstände, die von der Öffentlichkeit abgesperrt sind; und der Besitzer von einer solchen Rumpelkammer weiß oft selbst kaum, was alles für unnützes Zeug in ihr der Vermoderung und dem Schimmel übergeben ist.
[14,09] Was aber ist nach solchem naturmäßigen Vorbild eine geistige Kammer? Ich brauche euch dafür keine eigene Erklärung zu geben, sondern euch bloß einige solcher Kammern anzuführen, und ihr werdet auf der Stelle auf ein Haar wissen, wie ihr damit daran seid. Diese geistigen Kammern heißen: allerlei Konfessionen, Sekten, klösterliche Vereine, Konklaven, allerlei Mystizismen, Konzilien, Konsistorien. Wir haben genug; denn ihr könnt euch selbst noch eine Menge derlei Vereine, Kongregationen und Brüderschaften hinzudenken. Diese passen alle hierher.
[14,10] Demnach könnte der Text so heißen: „Wenn man euch sagen wird: ‚Das Reich Gottes oder die lebendige Wahrheit oder die reine Lehre Christi ist in dieser oder jener Konfession oder Sekte‘, usw., oder: ‚Das ist die alleinseligmachende Kammer!‘, so glaubet es nicht; denn der Herr ist nur bei denen, die Ihn lieben im Herzen und in Werken!“
[14,11] Wo zwei oder drei in Meinem Namen oder in Meiner Liebe (es versteht sich von selbst) tätig beisammen sind, da bin Ich mitten unter ihnen; aber da sicher nicht, wo man sich statt über Mein Wort und Meine Liebe nur über weltliche, militärische und Geldangelegenheiten beratet, – wo diejenigen, die sich Meine Priester nennen, auch Festungsbau, Maschinenwesen und Eisenbahnen projektieren.
[14,12] Auch hier, meine Ich wieder, daß der Text so klar gegeben ist, daß ihn wohl auch jedermann mit den Händen greifen kann, wie er genau für unsere Sache paßt, in der es ebenfalls nicht genügt, daß man nur in ihr Geheimnis eingeht wie in eine Kammer, sondern daß man danach tätig ist.
[14,13] Das ist alles richtig. Wir haben aber noch einen dritten Text. Wie werden wir diesen hierherbringen, daß er auch passe für unsere Sache? Das wird noch leichter gehen, als wie mit den zwei früheren!
[14,14] „Wo ein Aas ist, da sammeln sich die Adler.“
[14,15] Wer ist denn das ‚Aas‘ nun auf dieser Welt, vor dem sie sich ihre Nüstern verstopft und es sie ekelt, wenn man von diesem Aase spricht? Dieses Aas habe Ich leider die Ehre Selbst zu sein!
[14,16] Wer sind denn die freilich wohl etwas selten gewordenen ‚Adler‘? – Das sind die wenigen ganzen Liebhaber Dessen, der euch hier dieses kundgibt! Diese wenigen Liebhaber haben ein scharfes Gesicht und eine scharfe Nase; oder sie haben ein tiefes lebendiges Gefühl und demzufolge eine untrügliche Urteilskraft, was zusammengenommen ist der lebendige Glaube.
[14,17] Warum versammeln sich denn die Adler, wo ein Aas ist? Weil ihnen ihr Instinktgefühl sagt: „Da gibt's für uns eine lebendige Kost!“ Darum fliegen sie denn auch hin und sättigen sich zur Übergenüge.
[14,18] Also wissen es auch Meine wahrhaftigen Verehrer und Liebhaber, daß Ich ein wahres Brot des ewigen Lebens bin, und dieses Brot ist Meine Liebe; diese genießen sie in vollen Zügen und ernähren sich dadurch zu einem Leben, das ewig nimmer von ihnen genommen wird.
[14,19] Also weiß es der Hungrige, daß er essen muß vom wahren Brote, wenn er gesättigt werden will. Wird er aber auch satt, so ihr ihm statt des Brotes ein Kochbuch zu lesen geben möchtet?
[14,20] Oder was würde ein Adler in kurzer Zeit für ein Gesicht machen, so ihr ihn fangen und dann einsperren möchtet in eine Rumpelkammer? Wird er sich wohl sättigen an den verschimmelten und vermoderten Gegenständen? Sicher nicht; er wird darin schwach werden und der Tod wird über ihn kommen!
[14,21] Also gehet auch ihr nicht in die Kammern, darinnen wohl ein Aas des Todes, ein Aas Balaams, ein Aas des Heiden- und Götzentums modert, sondern flieget mit den Adlern hinauf in die Höhe, und ihr werdet leicht gewahr, wo das Aas ist, das euch Leben bringt!
[14,22] Die Höhe ist die reine Erkenntnis Meines Wortes, und das Aas ist das lebendige Wort, das der Welt zum Ekel geworden ist, und die Welt es flieht wie die Pest, wo sie dasselbe wittert. Wollt ihr das erfahren, so fangt nur an, mit einem Weltmenschen, Nummer eins, über die Bibel und dann, Nummer zwei, gar über die Möglichkeit eines inneren, lebendigen Wortes aus Mir zu reden, so wird er euch im besten Falle fürs Narrenhaus zeitig finden; oder wenn es etwas schlimmer geht, so wird er euch sogleich als staatsgefährliche Narren publik machen, und es wird bei euch hoch an der Zeit sein, sich aus seiner Sphäre zu begeben.
[14,23] Aus dem aber geht doch etwa klar hervor, wer nun das ‚Aas‘ ist und wer die ‚Adler‘, und was die ‚Kammern‘, und was die ‚Wüste‘!
[14,24] Gehet daher auch ihr weder in die Wüste noch in die Kammern, sondern suchet in der Freiheit eures Geistes das Aas, so werdet ihr das wahre Leben finden!
[14,25] Ich meine, das wird auch wieder klar sein; aber darum dennoch das nächste Mal wieder um eine Zentralsonne weiter!






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