Empfangen durch Jakob Lorber | Großes Evangelium Johannes Band 2.208+209
208. Kapitel
[208,01] (Der Herr:) „Sieh, es ging in der Nacht eine Maid daher geringen Standes. Sie war irgendwo in Geschäften ihrer Herrschaft, verspätete sich aber so sehr, daß sie auf dem Rückwege von der Nacht eingeholt wurde. Am halben Wege aber trifft sie ein Haus, in dem ein frommer Einsiedler wohnt, wie es ähnliche in allen Gegenden Judäas gibt, die des Reiches Gottes wegen, wie sie es vorgeben und auch wirklich in ihrem Lebensplane haben, ein sogenanntes strenges Leben führen. Die in schon tiefer stürmischer Nacht heimkehrende Maid pocht an des Klausners Tür und bittet um Einlaß und Herberge für die Nacht.
[208,02] Der Klausner geht nun hinaus und ersieht, daß die Flehende eine Maid ist, durch deren Eintritt seine Hütte ja doch offenbarst verunreinigt werden könnte. Darum spricht
er, von heiligem Eifer ergriffen: ,Betritt, du unreines Wesen, meine gottgeweihte, reine Hütte
ja nicht; denn sie würde unrein durch dich und ich endlich unrein durch sie! Ziehe darum weiter und gehe hin, von wannen du gekommen bist!‘ Mit diesen Worten schließt er die Tür
und überläßt ganz leichten Gemütes und froh, dieser ihn verunreinigenden Gefahr
losgeworden zu sein, die weinende Maid ihrem herben Lose. Er kehrt darauf frohen Mutes ins
Innere seiner Hütte und preist Gott, daß Er ihn vor solch einer Gefahr für seine Seele so
gnädigst beschützt hat, und kümmert sich der armen Maid nimmer; ob diese in finsterer Nacht
irgend verunglückt oder nicht, das ist ihm gleich.
[208,01] (Der Herr:) „Sieh, es ging in der Nacht eine Maid daher geringen Standes. Sie war irgendwo in Geschäften ihrer Herrschaft, verspätete sich aber so sehr, daß sie auf dem Rückwege von der Nacht eingeholt wurde. Am halben Wege aber trifft sie ein Haus, in dem ein frommer Einsiedler wohnt, wie es ähnliche in allen Gegenden Judäas gibt, die des Reiches Gottes wegen, wie sie es vorgeben und auch wirklich in ihrem Lebensplane haben, ein sogenanntes strenges Leben führen. Die in schon tiefer stürmischer Nacht heimkehrende Maid pocht an des Klausners Tür und bittet um Einlaß und Herberge für die Nacht.
[208,03] Nach einer Stunde aber kommt dieselbe Maid, vom Sturme übel zugerichtet, zum Hause eines verrufenen Zöllners, der vor den Augen der reinen Juden ein
großer Sünder ist. Dieser hört die arme Maid schon von weitem jammern, da er an seiner
Schranke Wache hält und auch sonst kein Freund vom frühen Sichschlafenlegen ist, daher
man ihm auch von der reinen Judenseite den Beinamen ,Ordnungsloser Lump‘ gegeben hat.
[208,04] Dieser sündige Lump aber zündet schnell eine Fackel an und eilt der jammernden Maid entgegen; und als er sie daherhinkend und weinend findet, tröstet er sie, nimmt sie auf seinen kräftigen Arm, trägt sie in sein Haus, reicht ihr Speise und Trank und bereitet ihr ein gutes und weiches Lager. Am Morgen aber beschenkt er sie noch, sattelt darauf zwei Lasttiere und läßt sie, sie begleitend, also ihre noch ziemlich ferne Heimat ganz gestärkt und wohlgemut erreichen. –
[208,05] Siehe, der Klausner ist ein strenger Büßer und lebt gleichfort in einem sich selbst auferlegten Strafzwange und vermeidet alles sorgfältigst, was irgend seine als rein geglaubte Seele nur im geringsten verunreinigen könnte, und meint, daß Gott an ihm schon ein bedeutend großes Wohlgefallen haben müsse; zugleich aber liegt es ihm auch sehr daran, daß die Welt ihn für einen makellosen Heiligen Gottes halte, und das um so mehr, weil es von ihm allgemein bekannt ist, daß sein Gemach noch nie von einem weiblichen Fuße betreten ward. Natürlich trägt ihm solch eine sittliche Reinheit auch so manche Prozente in seine Hütte, die sicher in eine Abnahme kämen, so irgend am Ende dennoch verraten werden könnte, daß seine Hütte doch einmal verunreinigt ward durch den Fuß einer Maid, von der man denn doch nicht wissen könne, wann sie allenfalls ihre unreine Zeit habe.
[208,06] Dem Zöllner aber ist das einerlei, ob die Welt schwarz oder weiß von ihm spricht, sein Haus hält man stets für das unreinste und zwar so, daß ein echter Jude es ja nicht betreten wird, weil er sich darin auf wenigstens zehn Tage lang verunreinigen könnte. Daher ist dem Zöllner denn auch einerlei, was die Leute von ihm und seinem Hause reden, und er handelt darum frei nach dem Drange seines Herzens und denkt sich dabei: ,Bin ich schon ein großer Sünder und voll Unlauterkeit, so will ich aber dennoch Barmherzigkeit üben, auf daß ich dereinst auch Barmherzigkeit vor Gott finden möge!‘
[208,07] Sage du Mir, Mein lieber Josoe: Welche von den beiden würdest du am Ende den Vorzug geben?“
[208,08] Sagt Josoe lächelnd: „Oh, ohne alle Umstände dem Zöllner; denn wenn es auf der Welt lauter solche Klausner gäbe, da sähe es mit dem Leben der Menschen bald ein Ende habend und somit übel aus! Der dumme Klausner könnte mir mit seiner sittlichen Reinheit alle Stunde zehnmal gestohlen werden! Wahrlich, hätte ich den Himmel zu verleihen nach dem Tode, so wäre der Klausner sicher der letzte, dem ich im untersten Himmel den letzten Platz anwiese, und er käme mir nicht weiter, als bis er würde wie der Zöllner! – Habe ich recht oder nicht?“
209. Kapitel
[209,01] Sage Ich: „Vollkommen; denn also ist es auch! Und Ich sage es, wer da nicht wird wie der Zöllner, wird in Mein Reich wahrlich nicht eingehen; denn auch Mir kann alle die lieblose Sittenreinheit für ewig gestohlen werden!
[209,02] Ja, eine freie, wahre, innere Sittenreinheit mit der wahren, alles opfernden Nächstenliebe ist bei Mir über alles; aber eine solche, wie wir sie beim Klausner gesehen haben, gilt bei Mir nicht einen Stater. Wer rein ist, der soll bloß rein sein im Herzen vor Gott, aber die Welt soll nicht viel wissen davon; denn wenn die ihn darum lobt, so wird er von Mir wenig Lob zu erwarten haben.
[209,03] Am besten aber ist es, wenn der Mensch stets sagt: ,O Herr, sei mir, dem Sünder, gnädig!‘, und urteilt über niemand Arges, betet für seine Feinde und tut sogar noch jenen zu aller Zeit Gutes, die Übles von ihm reden und wo möglich ihm auch Übles zufügen.
[209,04] Wahrlich, wer das ist und tut, der ist nicht nur rein vor Mir – und hätte er auch noch so manche Sünde auf sich, die ihn sein Fleisch dann und wann zu begehen nötigte –, sondern er ist dabei vollauf Mein Bruder und mit Mir ein König der Himmel und aller ihrer Herrlichkeiten! Denn wird eines Menschen Fleisch oft auch von argen Dämonen gereizt, so wandelt aber dennoch seine Seele gleichfort in Meinem Geiste.
[208,04] Dieser sündige Lump aber zündet schnell eine Fackel an und eilt der jammernden Maid entgegen; und als er sie daherhinkend und weinend findet, tröstet er sie, nimmt sie auf seinen kräftigen Arm, trägt sie in sein Haus, reicht ihr Speise und Trank und bereitet ihr ein gutes und weiches Lager. Am Morgen aber beschenkt er sie noch, sattelt darauf zwei Lasttiere und läßt sie, sie begleitend, also ihre noch ziemlich ferne Heimat ganz gestärkt und wohlgemut erreichen. –
[208,05] Siehe, der Klausner ist ein strenger Büßer und lebt gleichfort in einem sich selbst auferlegten Strafzwange und vermeidet alles sorgfältigst, was irgend seine als rein geglaubte Seele nur im geringsten verunreinigen könnte, und meint, daß Gott an ihm schon ein bedeutend großes Wohlgefallen haben müsse; zugleich aber liegt es ihm auch sehr daran, daß die Welt ihn für einen makellosen Heiligen Gottes halte, und das um so mehr, weil es von ihm allgemein bekannt ist, daß sein Gemach noch nie von einem weiblichen Fuße betreten ward. Natürlich trägt ihm solch eine sittliche Reinheit auch so manche Prozente in seine Hütte, die sicher in eine Abnahme kämen, so irgend am Ende dennoch verraten werden könnte, daß seine Hütte doch einmal verunreinigt ward durch den Fuß einer Maid, von der man denn doch nicht wissen könne, wann sie allenfalls ihre unreine Zeit habe.
[208,06] Dem Zöllner aber ist das einerlei, ob die Welt schwarz oder weiß von ihm spricht, sein Haus hält man stets für das unreinste und zwar so, daß ein echter Jude es ja nicht betreten wird, weil er sich darin auf wenigstens zehn Tage lang verunreinigen könnte. Daher ist dem Zöllner denn auch einerlei, was die Leute von ihm und seinem Hause reden, und er handelt darum frei nach dem Drange seines Herzens und denkt sich dabei: ,Bin ich schon ein großer Sünder und voll Unlauterkeit, so will ich aber dennoch Barmherzigkeit üben, auf daß ich dereinst auch Barmherzigkeit vor Gott finden möge!‘
[208,07] Sage du Mir, Mein lieber Josoe: Welche von den beiden würdest du am Ende den Vorzug geben?“
[208,08] Sagt Josoe lächelnd: „Oh, ohne alle Umstände dem Zöllner; denn wenn es auf der Welt lauter solche Klausner gäbe, da sähe es mit dem Leben der Menschen bald ein Ende habend und somit übel aus! Der dumme Klausner könnte mir mit seiner sittlichen Reinheit alle Stunde zehnmal gestohlen werden! Wahrlich, hätte ich den Himmel zu verleihen nach dem Tode, so wäre der Klausner sicher der letzte, dem ich im untersten Himmel den letzten Platz anwiese, und er käme mir nicht weiter, als bis er würde wie der Zöllner! – Habe ich recht oder nicht?“
209. Kapitel
[209,01] Sage Ich: „Vollkommen; denn also ist es auch! Und Ich sage es, wer da nicht wird wie der Zöllner, wird in Mein Reich wahrlich nicht eingehen; denn auch Mir kann alle die lieblose Sittenreinheit für ewig gestohlen werden!
[209,02] Ja, eine freie, wahre, innere Sittenreinheit mit der wahren, alles opfernden Nächstenliebe ist bei Mir über alles; aber eine solche, wie wir sie beim Klausner gesehen haben, gilt bei Mir nicht einen Stater. Wer rein ist, der soll bloß rein sein im Herzen vor Gott, aber die Welt soll nicht viel wissen davon; denn wenn die ihn darum lobt, so wird er von Mir wenig Lob zu erwarten haben.
[209,03] Am besten aber ist es, wenn der Mensch stets sagt: ,O Herr, sei mir, dem Sünder, gnädig!‘, und urteilt über niemand Arges, betet für seine Feinde und tut sogar noch jenen zu aller Zeit Gutes, die Übles von ihm reden und wo möglich ihm auch Übles zufügen.
[209,04] Wahrlich, wer das ist und tut, der ist nicht nur rein vor Mir – und hätte er auch noch so manche Sünde auf sich, die ihn sein Fleisch dann und wann zu begehen nötigte –, sondern er ist dabei vollauf Mein Bruder und mit Mir ein König der Himmel und aller ihrer Herrlichkeiten! Denn wird eines Menschen Fleisch oft auch von argen Dämonen gereizt, so wandelt aber dennoch seine Seele gleichfort in Meinem Geiste.
[209,05] Es müssen ja auch oft die Engel in die Hölle, in den Pfuhl aller Laster, steigen, und wenn sie zurückkehren, sind sie wieder so rein wie zuvor in dem höchsten aller
Himmel. Und also ist es nicht selten mit Meinen Brüdern auf dieser Erde: steigen sie auch
schon ihrem Äußersten nach manchmal in die Hölle, um auch dort die göttliche Ordnung und
Willensmacht aufrechtzuerhalten, so bleibt dennoch ihre Seele rein im Zusammenhange mit
Meinem Geiste in ihr.
[209,06] Kurz, den die Sünde fein demütig macht wie unsern Zöllner, der ist durch die Sünde als ein Engel nur auf einen Augenblick zur Hölle gestiegen, um daselbst Ruhe und Ordnung zu schaffen; sowie er aber zurückgekehrt ist, so ekelt es ihn davor, und seine Seele ist rein wie zuvor. Den als Sünder aber seine Sünden nur zum Hochmute treiben, und so der Sünder im Hochmute verbleibt, der ist schon ein Teufel, ob er äußerlich noch so rein schiene vor den Menschen.
[209,07] Ich sage aber zu euch allen: Was immer für Sünder und Sünderinnen in euer Haus hilfesuchend kommen, so sollet ihr ihnen nimmer die Türe weisen, sondern ihnen helfen, als hätten sie nie gesündiget; und habt ihr ihnen erst geholfen, so sollet ihr dabei auch alles aufbieten, um die Sünder für die Zukunft zu bessern auf dem Wege der Liebe und der Weisheit, aber jener wahren Weisheit, die stets nur aus der Liebe hervorgeht!
[209,08] Eine Ehebrecherin ist bei den Juden nach Moses wirklich eine Sünderin, die sofort gesteinigt werden soll, und zwar auf dem kürzesten Wege von jedermann, der ihr nach der Tat zuerst begegnet. Ich aber sage euch: Wer die Flüchtige aufnimmt in sein Haus und sucht sie zu retten doppelt – geistig und leiblich –, der wird dereinst von Mir mit freundlichen Augen angesehen werden, und seine Schuld wird in den flüchtigen Sand eingegraben werden, dessen Furchen der Wind verwehen soll! Wer aber einen Stein nach ihr wirft und ist selbst nicht frei von jeglicher Sünde, der wird dereinst ein schweres Gericht von Mir aus zu bestehen haben! Denn wer Mir wiederbringt, was da verloren war, der soll im Himmelreiche dereinst eines großen Lohnes wert befunden werden; wer aber da richtet, wenn auch gerecht nach dem Gesetze, der wird dereinst auch gerecht und streng nach Meinem Gesetze gerichtet werden!“
[209,09] Fragt hier Cyrenius: „Herr, was Du nun geredet, ist klar und wahr bis auf einen Punkt, der mir noch etwas unklar ist, und ich möchte darum wohl um eine noch etwas nähere Erörterung bitten. Der unklare Punkt aber ist – –“
[209,10] Sage Ich: „Der unklare Punkt ist: wie ein sonst reiner Mensch durch eine an seinem Leibe begangene Sünde in die Hölle steigen, dort Ordnung und Ruhe schaffen und endlich wieder ganz rein aus derselben zurückkehren kann.
[209,11] Sieh, das ist ganz leicht zu verstehen, wenn man nur weiß, was eigentlich die Sünde und die Hölle sowohl im engsten und desgleichen auch im weitesten Sinne ist! – Ich werde somit diese beiden Begriffe eurem Verständnisse näherzubringen versuchen, und so habet denn dabei recht acht mit eurer ganzen Seele!“
[209,06] Kurz, den die Sünde fein demütig macht wie unsern Zöllner, der ist durch die Sünde als ein Engel nur auf einen Augenblick zur Hölle gestiegen, um daselbst Ruhe und Ordnung zu schaffen; sowie er aber zurückgekehrt ist, so ekelt es ihn davor, und seine Seele ist rein wie zuvor. Den als Sünder aber seine Sünden nur zum Hochmute treiben, und so der Sünder im Hochmute verbleibt, der ist schon ein Teufel, ob er äußerlich noch so rein schiene vor den Menschen.
[209,07] Ich sage aber zu euch allen: Was immer für Sünder und Sünderinnen in euer Haus hilfesuchend kommen, so sollet ihr ihnen nimmer die Türe weisen, sondern ihnen helfen, als hätten sie nie gesündiget; und habt ihr ihnen erst geholfen, so sollet ihr dabei auch alles aufbieten, um die Sünder für die Zukunft zu bessern auf dem Wege der Liebe und der Weisheit, aber jener wahren Weisheit, die stets nur aus der Liebe hervorgeht!
[209,08] Eine Ehebrecherin ist bei den Juden nach Moses wirklich eine Sünderin, die sofort gesteinigt werden soll, und zwar auf dem kürzesten Wege von jedermann, der ihr nach der Tat zuerst begegnet. Ich aber sage euch: Wer die Flüchtige aufnimmt in sein Haus und sucht sie zu retten doppelt – geistig und leiblich –, der wird dereinst von Mir mit freundlichen Augen angesehen werden, und seine Schuld wird in den flüchtigen Sand eingegraben werden, dessen Furchen der Wind verwehen soll! Wer aber einen Stein nach ihr wirft und ist selbst nicht frei von jeglicher Sünde, der wird dereinst ein schweres Gericht von Mir aus zu bestehen haben! Denn wer Mir wiederbringt, was da verloren war, der soll im Himmelreiche dereinst eines großen Lohnes wert befunden werden; wer aber da richtet, wenn auch gerecht nach dem Gesetze, der wird dereinst auch gerecht und streng nach Meinem Gesetze gerichtet werden!“
[209,09] Fragt hier Cyrenius: „Herr, was Du nun geredet, ist klar und wahr bis auf einen Punkt, der mir noch etwas unklar ist, und ich möchte darum wohl um eine noch etwas nähere Erörterung bitten. Der unklare Punkt aber ist – –“
[209,10] Sage Ich: „Der unklare Punkt ist: wie ein sonst reiner Mensch durch eine an seinem Leibe begangene Sünde in die Hölle steigen, dort Ordnung und Ruhe schaffen und endlich wieder ganz rein aus derselben zurückkehren kann.
[209,11] Sieh, das ist ganz leicht zu verstehen, wenn man nur weiß, was eigentlich die Sünde und die Hölle sowohl im engsten und desgleichen auch im weitesten Sinne ist! – Ich werde somit diese beiden Begriffe eurem Verständnisse näherzubringen versuchen, und so habet denn dabei recht acht mit eurer ganzen Seele!“