Die Nachfolge Christi | drittes Buch | Kapitel 43
1. Das wahre Wissen quillt aus Gottes Wort und Wesen.
2. Das wahre Wissen überstrahlt alles Menschenwissen.
3. Das wahre Wissen drängt zur Lebensbesserung. 4. Das wahre Wissen vermittelt Gott auf die verschiedenste Weise.
2. Das wahre Wissen überstrahlt alles Menschenwissen.
3. Das wahre Wissen drängt zur Lebensbesserung. 4. Das wahre Wissen vermittelt Gott auf die verschiedenste Weise.
1. (Der Herr:) Mein Sohn, laß dich nicht verwirren durch schöne, scharfsinnige
Worte der Menschen. "Das Reich Gottes besteht nicht im Worte, sondern in der
Kraft" (1.Kor 4, 20). Auf meine Worte aber achte. Sie entzünden das Herz und erleuchten
den Geist, führen zur Reue und bringen mancherlei Trost. Lies niemals ein Wort, um gelehrter und weiser erscheinen zu können. Sei bestrebt, deine Fehler
abzulegen; das wird dir mehr Nutzen bringen als die Kenntnis vieler schwieriger
Fragen. Hast du vieles gelesen und erkannt, kehre immer wieder zu dem einen
Urgrund zurück; das ist notwendig.
2. Ich bin es, der "die Menschen das Wissen lehrt" (Ps 94, 10). Ich gebe den Kleinen ein Verstehen, das heller ist, als Menschenlehre es vermitteln kann. Zu wem ich spreche, der wird schnell weise sein und viel zunehmen im Geiste. Wehe denen, die wer weiß was alles von den Menschen zu erfahren suchen und sich um die Frage, wie sie mir dienen können, kaum kümmern. Kommen wird die Zeit, da der Meister der Meister, Christus, der Herr der Engel, erscheint, um allen ihre Lektion abzuhören, d.h. um jedes Gewissen zu prüfen. Dann wird "Jerusalem mit Laternen durchsucht" (Zef 1, 12), das "dichteste Dunkel wird offenbar werden" (1 Kor 4, 5), und die Zungen werden keine Beweise mehr vorbringen.
3. Ich bin es, der den demütigen Geist in einem Augenblick so erhebt, daß er gründlicher in die ewige Wahrheit eindringt, als wenn einer zehn Jahre an den Schulen studiert hätte. Meine Lehre ist kein Schwall von Worten, kein Durcheinander von Meinungen, kein Suchen nach Anerkennung, keine Beweisfechterei. Ich bin es, der da lehrt, die Augen vom Irdischen abzulenken, das Gegenwärtige zuverschmähen, das Ewige zu suchen und zu kosten, die Ehren zu fliehen, Ärgernisse zu ertragen, alle Hoffnung auf mich zu setzen, außer mir nichts zu wünschen und mich über alles glühend zu lieben.
4. Einer, der mich innig liebte, wurde dadurch des Göttlichen inne und sprach wunderbare Worte. Indem er alles verließ, hat er größere Fortschritte gemacht, als wenn er hohen Studien obgelegen hätte. Doch rede ich zu diesen nur über allgemeine, zu jenen über besondere Fragen. Dem einen erscheine ich in lieblichen Zeichen und Bildern, den anderen enthülle ich die Geheimnisse in einer Fülle von Licht. Die heiligen Bücher reden mit einer Sprache, aber sie unterrichtet nicht alle in gleicher Weise. Denn ich bin innerlich als Lehrer tätig, ich, die Wahrheit. Ich "erforsche das Herz" (Weish 1, 6), ich kenne die Gedanken, ich treibe zur Tat, ich teile einem jeden zu, wie ich es für recht finde.