Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3



Text des Tages: Vom Wesen der Furcht

Empfangen durch Jakob Lorber - Großes Evangelium Johannes 2.132.1 - 13
[132,01] Es fing aber, als die Sonne untergegangen war, von der Mitternachtgegend ein sehr kühler und heftiger Wind zu wehen an, so daß alle sich von neuem zu fürchten begannen, und der Hauptmann sagte: „Nun, wenn dieser Wind an der Stärke gleichweg also zunimmt, dann wird er uns am Ende doch noch in die Abgründe hinabstoßen; auch ist seine bedeutende Kühle eben nicht angenehm.“
[132,02] Sage Ich: „Laß den Wind wehen, denn nun ist seine Zeit! Denke aber dabei, daß er nicht Dessen Meister ist, der ihn geschaffen hat durch Seinen Willen und ihn nun hält und wehen läßt, wann Er will!“
[132,03] Der Hauptmann war mit dieser Erklärung zufrieden, legte sich aber dennoch so fest als möglich auf den Boden, und die andern folgten seinem Beispiele.
[132,04] Nur die Jarah blieb standhaft an Meiner Seite stehen und sagte: „Aber Herr, woher kommt es denn, daß sich diese Menschen so fürchten, da sie doch schon sicher durch gar viele Zeichen werden belehrt worden sein, daß Du ein Herr auch aller Elemente bist!? Besonders wundert mich das von Deinen eigenen Jüngern! Ah, so Du nicht da wärest, dann wäre es etwas anderes; aber da Du nun hier bist, wundert mich das sehr! – Herr, so Du willst, da sage mir den Grund von dieser Erscheinung!“

[132,05] Sage Ich: „Sieh, das macht die noch nicht ganz hinausgeschaffte alte Welt in ihren Eingeweiden! Wäre diese wie bei dir schon ganz aus ihnen verbannt, so hätten sie gleich dir keine Furcht und könnten auch keine haben, da der Geist stark genug ist, sich alle Natur untertänig zu machen.

[132,06] Sieh, wir stehen nun auf eines Berges Spitze, die noch nie von einem Menschen betreten ward! Denn wie du siehst, so sind die Felswände nach allen Seiten so steil, daß über dieselben auf eine natürliche Weise weder herauf- und ebensowenig hinabzukommen ist; du hast es gesehen, wie, nachdem wir mit der natürlichen Kraft den halben Berg erstiegen hatten, sich jede Möglichkeit verlor, weiter über die senkrecht steilen Wände hinaufzuklimmen. Der Hauptmann und alle andern fragten: ,Was nun?‘ – Ich aber stieg mit dir über die Wände voran, und alle folgten uns, ohne im geringsten müde zu werden. – Wie war denn solches möglich?
[132,07] Sieh, das machte der Geist im Menschen möglich! Ich habe auf diese Zeit die Geister im Menschen erweckt, und diese trugen ihre Fleischhülle hierher auf diese Höhe. Da aber ihre Geister solcher Tätigkeit noch ungewohnt sind, so begaben sie sich, wie Ich sie nur ein wenig ausließ, wieder in ihren Leib zur Ruhe, und des Leibes Seele ward mit Furcht erfüllt. Wäre aber ihr Geist in ihren Herzen vollwach geblieben, so hätten sie keine Furcht; denn der Geist selbst hätte die Seele mit der leuchtendsten Zuversicht erfüllt und ihnen die lebendigste Überzeugung ins Herz gelegt, daß ihm alle Natur untertan sein muß! Da aber solches der alten Welt wegen, von der ihre Seelen noch einen Teil in sich bergen, nicht für die Dauer stattfinden konnte, so befällt ihre Seelen auch noch immer etwas von der Weltfurcht, die du hier bei ihnen erfährst.

[132,08] Die Seele des Menschen lebt sich entweder durch eine falsche Richtung in ihr Fleisch hinein oder durch eine rechte Richtung in ihren Geist, der allzeit eins ist mit Gott, wie das Licht der Sonne eins ist mit ihr. Lebt sich nun eine Seele in ihr Fleisch hinein, das in sich tot ist und nur für eine bestimmte Zeit, wenn dem Leibe kein Schaden zugefügt wird, aus der Seele ein Leben empfängt, so wird die Seele in allem eins mit ihrem Fleische.
[132,09] Wenn die Seele sich aber stets mehr und mehr in ihr Fleisch hineinlebt, so daß sie am Ende selbst völlig zu Fleisch wird, dann befällt sie auch das Gefühl der Vernichtung, was eine Eigenschaft des Fleisches ist; und dieses Gefühl ist dann die Furcht, die den Menschen zu allen Dingen am Ende völlig unfähig und kraftlos macht!
[132,10] Ganz anders aber verhält es sich mit einem Menschen, dessen Seele durch eine rechte Richtung sich schon von frühester Jugend an in ihren Geist hineingelebt hat! Da sieht die Seele ewig keine mögliche Vernichtung vor sich! Ihr Gefühl ist gleich der Beschaffenheit ihres ewig unvernichtbaren Geistes; sie kann keinen Tod mehr sehen und fühlen, da sie eins ist mit ihrem ewig lebenden Geiste, der ein Herr ist über alle die sichtbare Naturwelt. Und die leicht begreifliche Folge für den noch im Fleische lebenden Menschen ist, daß ihm jede Furcht ferne ist; denn wo es keinen Tod gibt, da gibt es keine Furcht!
[132,11] Darum sollen die Menschen auch stets so wenig als möglich um Dinge der Welt sich sorgen, sondern allein darum, daß ihre Seele eins werde mit dem Geiste und nicht mit dem Fleische! Denn was nützt es dem Menschen, so er für sein Fleisch auch die ganze Welt gewönne, aber dafür den größten Schaden erlitte an seiner Seele? Denn auch diese ganze Welt, die wir nun in einem ziemlich weiten Umkreise schauen mit allen ihren den Wasserblasen gleich flüchtigen Herrlichkeiten, wird vergehen, und dieser ganze Himmel mit seinen Sternen auch zu seiner Zeit; aber der Geist wird bleiben ewig, so wie jegliches Meiner Worte.
[132,12] Aber es ist den Menschen, die sich einmal so recht fest in die Welt hineingelebt haben, unaussprechlich schwer zu helfen; denn sie sehen und setzen ihr Leben in die eitlen Dinge der Welt, leben in einer beständigen Furcht und sind auf dem geistigen Wege am Ende gänzlich unzugänglich! Nähert man sich ihnen aber auf dem Natur- oder Weltwege, so nützt man ihnen dadurch nicht nur nichts, sondern man fördert nur ihr Gericht und dadurch den Tod ihrer Seele!
[132,13] Wer aus den Weltmenschen dann seine Seele retten will, der muß sich eine große Gewalt antun und muß sich in allen Weltdingen auf das möglichste zu verleugnen anfangen. Tut er solches mit großem Fleiß und Eifer, so wird er sich retten und zum Leben eingehen; tut er es aber nicht, so kann ihm auch auf keinem andern Wege geholfen werden, außer durch große Leiden von seiten der Welt her, auf daß er lerne verachten die Welt und ihre Herrlichkeiten, sich zu Gott kehre und so anfange, Seinen Geist in sich zu suchen und sich mehr und mehr zu einen mit Ihm. Ich sage es dir: Der Welt Glückseligkeit ist der Seele Tod! – Sage Mir, du Meine allerliebste Jarah, nun, ob du dieses alles wohl verstanden hast!“



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