Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3



Schrifttexterklärungen: „Er kam in Sein Eigentum, und die Seinen nahmen Ihn nicht auf“

„Pilatus antwortete: ‚Was ich geschrieben, habe ich geschrieben!"

Empfangen durch Jakob Lorber Schrifttexterklärungen 10. Kapitel –  (bezugnehmend auf Johannes 1,11 + 19,22)
8. Januar 1844 abends

 

[10,01] Ihr aber könnt, wie früher, wieder einen Text wählen; tut demnach solches frei! –
[10,02] „Er kam in Sein Eigentum; und die Seinen nahmen Ihn nicht auf.“ – „Pilatus antwortete: ‚Was ich geschrieben, habe ich geschrieben!‘“
[10,03] Die Texte sind gut und richtig gewählt und bezeichnen die Sache schon in ihrer ersten Stellung, wie ihr zu sagen pfleget, auf ein Haar.

[10,04] Wer kam in Sein Eigentum, und die Seinen nahmen Ihn nicht auf? Wer der ‚Er‘ ist, wird hoffentlich bekannt sein; Sein Eigentum sind die Menschen, wie sie sein sollten in der von Mir aus geschaffenen Ordnung, liebtätig nämlich gegen ihre Brüder und voll Ernst der Liebe gegen Gott, ihren Schöpfer.
[10,05] „Aber die Seinen nahmen Ihn nicht auf.“ – Die Seinen sind, die Er von Anbeginn zumeist für Sich erzogen hatte und hat zu ihnen allzeit gesandt Lehrer und Propheten und hat sie geführt und geleitet wunderbar.

[10,06] Warum nahmen sie Ihn denn nicht auf? – Weil Er sie die wahren Wege der tätigen Liebe zum ewigen Leben lehrte; die Seinen aber waren Freunde der Trägheit, Freunde des Wohllebens und Freunde der Herrschaft und Herrlichkeit, und diese vereinbart sich nicht mit der Lehre von der Demut und der tätigen Liebe.

[10,07] Sie sprachen: „Wir haben Moses und die Propheten, welche wir lesen; was brauchen wir da mehr? Was brauchen wir von dir, der du den Sabbat schändest und gering achtest Moses und die Propheten, indem du ihre Satzungen nicht hältst? Ist es nicht genug, so wir die Schrift lesen und studieren und darüber ellenlange Erklärungen schreiben? Was willst du von uns für eine andere, Gottes würdigere Tätigkeit? 
[10,08] Ist Gott nicht ein Geist, dessen Wesen man sich unter keinem Bilde vorstellen soll? Wie sollte man diesen wohl würdiger ehren und preisen, als wenn man Sein Wort, welches Er durch Moses und die Propheten geredet hat, fortwährend von Anfang bis zu Ende liest und dasselbe sich selbst und anderen erklärt, damit Gott in Seinem Wollen stets klarer und klarer begriffen werde?
[10,09] Was machst du aus dir selbst? Wir haben Abraham zum Vater und haben Moses und die Propheten-, bist du denn mehr denn diese? Was willst du uns lehren, das uns diese nicht gelehrt hätten?
[10,10] Was ist wohl des Menschen Liebetat vor Gott? Sie ist nichts als ein eitler Gedanke. Der Mensch kann nichts tun; denn in Gott allein wohnt alle Tatkraft. Also bist du ein falscher Lehrer und ein falscher Prophet und bist ein Volksaufwiegler!

[10,11] Wir haben die Schrift vom Alpha bis zum Omega in unserem Kopfe; ist das nicht Tätigkeit genug? Oder sollten wir etwa die Schrift nicht studieren und dadurch gering achten die heilige Gabe, welche uns der Herr Gott Zebaoth durch Moses und die Propheten beschieden hat?
[10,12] Du bist einer, der dem göttlichen Willen widerstrebt und sich dennoch für einen Lehrer und Propheten Gottes ausgibt! Steht es aber nicht geschrieben, daß ein jeder falsche Prophet und Zauberer solle mit dem Feuertode bestraft werden?

[10,13] Dieser gemeine Zimmermannssohn, der kaum zu lesen versteht und ebensowenig etwa imstande ist, seinen Namen zu schreiben, unterfängt sich, uns alten Schriftgelehrten eine Lehre, welche dem Geiste Mosis schnurgerade entgegenstrebt, aufzubürden!“
[10,14] Sehet, das sind eine Menge Entgegnungen, laut welcher Derjenige, der in Sein Eigentum gekommen war, von den Seinigen nicht aufgenommen wurde.

[10,15] Warum? Weil Ihn die Seinigen, wie es auch geschrieben steht, nicht erkannt haben!
[10,16] Warum aber erkannten sie Ihn nicht? Weil sie nur pure Leser und Auswendiglerner, aber nie Täter des Wortes Gottes waren.
[10,17] Auf dieselbe Weise komme Ich auch jetzt fortwährend in Mein Eigentum; aber die Meinen wollen Mich nicht aufnehmen und erkennen, daß Ich es bin!
[10,18] Warum wollen sie denn das nicht? Weil ihnen auch, im besten Falle sogar, das Lesen und Hören, wie auch das Angaffen Meiner Werke lieber ist als eine kleine Tätigkeit nach Meinem Worte. Daher aber wird auch der Geist in Meinem Eigentum, welches das Herz ist, nicht lebendig und erkennt Mich nicht, weil Mich Mein Eigentum nicht lebendig tätig aufnehmen will.
[10,19] Ich aber sage: Alle diese Schriftgelehrten werden dereinst auch sagen: „Herr! Herr! Wir haben ja in Deinem Namen aus Deinem Worte heraus geweissagt, gepredigt und gelehrt!“
[10,20] Ich aber werde zu ihnen sagen: „Weichet von Mir; Ich habe euch noch nie erkannt! Wer euch zu Lehrern und Weisen gedungen hat, zu dem gehet auch hin, damit euch euer Lohn werde! Ich kam wohl zu euch und habe bei euch an die Türe Meines Eigentums geklopft; aber niemand von euch sprach: ‚Komme herein, und belebe unsren Geist, auf daß wir tätig und kräftig werden möchten nach Deinem Worte!‘ Ihr begnügtet euch mit den Schätzen eures Kopfes; aber Meine Scheuern in eurem Herzen habt ihr leer gelassen und habt all Mein Eigentum in euch verwirkt. Daher möget ihr nun ‚Herr! Herr!‘ schreien, wie ihr wollt, so mag Ich euch aber dennoch nicht erkennen; denn die Meinen erkenne Ich an Meinem Eigentum in ihnen. Ihr aber habt kein Eigentum aus Mir in euch; darum mag Ich euch auch nicht erkennen!“
[10,21] Pilatus bekannte Mich auch auf diese Weise: Er heftete das Zeugnis seines Bekenntnisses über den schmählich Getöteten, während er früher den Lebendigen geißeln und ans Kreuz heften ließ. Sein Bekenntnis steht auch geschrieben, und zwar über dem Haupte des Gekreuzigten zum Zeugnisse für alle die, welche das Bekenntnis Gottes wohl in ihrem Kopfe, aber keines in ihrem Herzen tragen. Über ihrer Stirne steht es wohl geschrieben: „JESUS NAZARENUS, REX JUDAEORUM“, und sie beharren auch auf dieser Inschrift, welche soviel sagt als: „Herr! Herr!“; aber im Herzen ist keine Inschrift, welche da sagen möchte: „O Herr, sei mir armem Sünder gnädig und barmherzig!“ „Vater unser“ ist im Kopfe; aber „Lieber Vater“ ist nicht im Herzen.
[10,22] Pilatus beharrte wohl auf seiner Inschrift und wollte keine andere hinaufsetzen; denn er sprach selbst: „Was geschrieben ist, das ist geschrieben!“ Warum erwies er aber dem Lebendigen früher nicht die Ehre wie hernach dem Toten?
[10,23] Der Grund liegt in dem, warum auch alle die Gelehrten lieber bei ihren Kopfbegründungen und der daraus hervorgehenden toten Verehrung verbleiben, als nur in die geringste lebendige Tat der wahren Liebe eingehen wollen. Denn sie sind Zwielichtler, welche glauben oder vielmehr der Meinung sind: „Ist an der Sache etwas, so wollen wir durch unser Bekenntnis ihr nicht in den Weg treten; ist aber an der Sache nichts, so haben wir so oder so dadurch nichts verloren. Denn bringt man dem eine Ehre, das da irgend sein soll, so gewinnt man, wenn ‚es‘ ist, und verliert nichts, wenn ‚es‘ nicht ist.“
[10,24] Desgleichen dachte auch Pilatus: „Ist der Gekreuzigte ein höheres Wesen, so habe ich ihm meine Ehre bezeigt; ist er es aber nicht, so bin ich auch gerechtfertigt; denn in dem Falle dient meine Inschrift als ein amtliches Pasquill, aus dem jeder ersehen kann, aus welchem Grunde dieser hier gekreuzigt ward.“ 
[10,25] Meinet ihr, daß bei Mir der erste Grund gelten wird, so es mit dem zweiten seine geweisten Wege hat? – Ich sage euch: Da wird es vorzüglich darauf ankommen, daß diejenigen, die so zu Mir „Herr! Herr!“ rufen, von Mir sicher nicht angehört, erkannt und angenommen werden. Denn das Bekenntnis des Kopfes wird niemand dem ewigen Leben auch nur um ein Haar näher bringen; denn wer zu Mir will, der muß Mich vorher durch die lebendige Liebe in sich aufnehmen, und seine eigene Liebe zu Mir wird es ihm sagen, daß Ich bin und zu ihm komme und ihm gebe das ewige Leben.
[10,26] Niemand aber kann das lieben, das nicht ist; wohl aber kann er in seinem Kopfe über alles Nicht- Seiende verschiedene Phantome aufstellen, und also auch Mich Selbst darunter. Aber da bin Ich nicht, und da wird Mich auch nie jemand finden und wird nie zur lebendigen Überzeugung von Mir und vom ewigen Leben gelangen; denn da hänge Ich tot unter der Inschrift Pilati!
[10,27] Nur wer da ein Täter wird sein Meines Wortes, der wird an Meinem Grabe, da er den Toten suchte, mit der Flamme seines Herzens den Auferstandenen und den ewig Lebendigen finden!
[10,28] Ich meine, das dürfte doch auch wieder klar sein; aber darum nächstens dennoch um eine 

Zentralsonne weiter.




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