Heinrich (ürspr. Harry) Heine, Dichter, geb. am 13.12.1797
in Düsseldorf, gest. am 17.2.1856 in Paris
Heirich Heine berichtet über sich selbst in dem Nachwort
zu seinem letzten Buch: Romanzero, das er nicht lange vor seinem
Tod noch fertiggestellt hatte, folgendes: "Ich bedaure, daß meine jugendliche Unbesonnenheit
solches Unheil angerichtet. Die würdige Waschfrau kann ich leider
nicht wieder ins Leben zurückrufen, und den zartfühlenden Oheim,
der jetzt zu Berlin in der Gosse liegt, kann ich nicht mehr des Schnapses
entwöhnen; aber ihn selbst, meinen armen Hanswurst Maßmann,
will ich in der öffentlichen Meinung wieder rehabilitieren, indem
ich alles, was ich über seine Lateinlosigkeit, seine lateinische Impotenz,
seine magna linguae romanae ignorantia jemals geäußert habe,
feierlich widerrufe.
So hätte ich denn mein Gewissen erleichtert. Wenn man auf dem Sterbebette liegt, wird man sehr empfindsam und weichselig und möchte Frieden machen mit Gott und der Welt. Ich gestehe es, ich habe manchen gekratzt, manchen gebissen, und war kein Lamm. ...
Seit ich selbst der Barmherzigkeit Gottes bedürftig,
habe ich allen meinen Feinden Amnestie erteilt; manche schöne Gedichte,
die gegen sehr hohe und sehr niedrige Personen gerichtet waren, wurden
deshalb in vorliegender Sammlung nicht aufgenommen. Gedichte, die nur halbweg
Anzüglichkeiten gegen den lieben Gott selbst enthielten, habe ich
mit ängstlichstem Eifer den Flammen überliefert. Es ist besser,
daß die Verse brennen als der Versifex. Ja, wie mit der Kreatur,
habe ich auch mit dem Schöpfer Frieden gemacht, zum größten
Ärgernis meiner aufgeklärten Freunde, die mir Vorwürfe machten
über dieses Zurückfallen in den alten Aberglauben, wie sie meine
Heimkehr zu Gott zu nennen beliebten. Andere, in ihrer Intoleranz, äußerten
sich noch herber. Der gesamte hohe Klerus des Atheismus hat sein Anathema
über mich ausgesprochen, und es gibt fanatische Pfaffen des Unglaubens,
die mich gerne auf die Folter spannten, damit ich meine Ketzereien bekenne.
Zum Glück stehen ihnen keine andern Folterinstrumente zu Gebote als
ihre Schriften. Aber ich will auch ohne Tortur alles bekennen. Ja, ich
bin zurückgekehrt zu Gott, wie der verlorene Sohn [zu diesem Gleichnis
Jesu siehe Lk 15,11-32], nachdem ich lange
Zeit bei den Hegelianern die Schweine gehütet. ...
So hätte ich denn mein Gewissen erleichtert. Wenn man auf dem Sterbebette liegt, wird man sehr empfindsam und weichselig und möchte Frieden machen mit Gott und der Welt. Ich gestehe es, ich habe manchen gekratzt, manchen gebissen, und war kein Lamm. ...
Geschrieben zu Paris, den 30. September 1851
Heinrich Heine"
Quelle: http://www.textlog.de/heine-gedichte-nachwort.html