Empfangen durch Jakob Lorber | Großes Evangelium Johannes | Band 7.36.2 - 3
Du kannst denken, was du willst, so kannst du dadurch
nicht sündigen, so dein Herz an einem unordentlichen Gedanken kein
Wohlgefallen findet. Findest du aber an einem schlechten Gedanken ein
Wohlgefallen, so verbindest du auch schon deinen Willen mit dem
schlechten, aller Nächstenliebe baren Gedanken und bist nicht ferne
davon, solchen Gedanken, der einmal schon von deinem Wohlgefallen und
von deinem Willen belebt worden ist, in die Tat übergehen zu lassen,
wenn dir die Umstände günstig erscheinen und die Tat ohne äußere Gefahr
zulassen. Daher ist die weise Überwachung der im Menschenherzen
vorkommenden Gedanken durch das geläuterte Licht des Verstandes und der
reinen Vernunft ja doch von der höchsten Wichtigkeit, weil der Gedanke
der Same zur Tat ist, und es könnte die notwendige und weise Überwachung
der Gedanken wahrlich nicht trefflicher ausgedrückt sein als eben
dadurch, daß da Moses sagt: ,Laß dich nicht gelüsten nach diesem und
jenem!‘
Denn so es dich einmal stark zu gelüsten anfängt, so ist dein
Gedanke schon belebt durch dein Wohlgefallen und durch deinen Willen,
und du wirst dann deine Not haben, solch einen belebten Gedanken in dir
völlig zu ersticken. Der Gedanke, und die Idee, ist ja, wie früher
gesagt, der Same zur Tat, die da die Frucht des Samens ist. Wie aber der
Same, so dann auch die Frucht!
Du kannst daher denken, was du willst; aber belebe
keinen Gedanken und keine Idee eher zur Frucht, als bis du ihn vor dem
Richterstuhle deines Verstandes und deiner Vernunft gehörig durchgeprüft
hast! Hat der Gedanke da die Licht- und Feuerprobe bestanden, dann erst
kannst du ihn zur Frucht oder Tat beleben, und es kann dich da dann
schon gelüsten nach etwas Gutem und Wahrem; aber nach etwas
Unordentlichem, das offenbar wider die Nächstenliebe geht, soll es dich
nicht gelüsten! Und darin liegt das, was Moses in seinem letzten Gesetze
ausgedrückt hat, und es liegt darin wahrlich wohl nie und nirgends der
Widerspruch mit den inneren Lebensfunktionen, den du mit Hilfe deines
scharfsinnigen Rabbi willst gefunden haben. Was soll, ja was kann aus
einem Menschen werden, wenn er nicht schon frühzeitig lernt, seine
Gedanken zu prüfen, zu ordnen und alles Unreine, Böse und Falsche aus
ihnen zu scheiden? Ich sage es dir, solch ein Mensch würde schlechter
und böser werden denn ein allerreißendstes und bösestes Tier!