Empfangen durch Jakob Lorber Himmelsgaben 1.400604.1
1.
Sage dem A. und allen seinen erwachsenen Angehörigen, als welche sind:
dessen Weib und Töchter: „Wer da suchet, der findet; wer da klopfet an,
dem wird aufgetan; und wer da bittet, dem wird gegeben, um was er
bittet, in der Fülle!“
2.
So jemand ein Weib hat, und das Weib liebet ihren Gemahl im stillen,
daß es nicht merken möchte die Welt, da sie meint, es werde die Welt
Unordentliches von ihr denken (so sie merken würde, daß sie mit ganzem
Herzen an ihrem Gemahl hänge), daher tut sie äußerlich kalt und
geschämig und läßt ihren Leib nicht berühren, während sie doch innerlich
brennt vor Begierde. So nun der Gemahl alle seine Mühe vergebens
verwendet, sein Weib heimelich und ganz ergeben zu machen, sie aber
stets schüchtern bleibt, teils ihrer Weiblichkeit, teils der Welt, teils
aber der Dumm- und Narrheit wegen – was wird wohl dieser Gemahl tun?
3.
Ich sage, er wird sein zimperlich dummes Weib aus Liebe in ihrer
Narrheit lassen bis an ihr Ende und wird sie nicht mehr auch nur mit
einem Finger berühren, wird aber seinen Samen legen auf fremden Boden,
da viel Unkraut und Disteln sind, und wird sich denken: „Kann ich da
auch keine Ernte halten, so will ich mir doch einen Samen ziehen, der da
sei meines Namens für eine künftige Saat und reiche Ernte.“
4.
Und Ich sage, dieser Mann hat, dieses als Züchtigung seinem Weibe,
recht getan, da er es aus Liebe tat. Und Ich sage nun auch euch: dieser
Gemahl bin Ich, und das sehr dumme Weib seid ihr!
5.
Nun habe Ich euch schon so oft angreifen und an Mein Herz drücken
wollen, doch ihr entwindet euch allezeit durch allerlei
Weltschüchternheiten und narrheitsvolle, gleichsam demütige,
weltzüchtige Gründe. Ihr haltet die Mir gehörige Liebe verschlossen in
euch und meinet, es werde die Zeit schon kommen, da Ich kommen und euch
anblasen werde, damit ihr Mich dann unermeßlich lieben könnet. Oder ihr
meinet auch, Ich werde diese Liebe in euch schon bemerken (vielleicht
durch irgendein Mikroskop). Allein ihr irret euch. Und so ihr beharret
darin, so werde Ich tun wie der Gemahl und euch in eurer Zimperlichkeit
lassen.
6.
Daher seid offen, wie Ich es bin! Und redet mit Mir im Vertrauen und in
offener, freier Liebe! Und Mein altes Buch wird keinen Buchstaben
haben, aus welchem euch nicht ein siebenfältiges Licht entgegenstrahlen
wird. Und in eurem Herzen werdet ihr, mit großer Schrift enthüllt, das
Geheimnis der großen Geisterwelt lesen.
7. Nun so sehet und höret das Verständnis der drei Verse des Lukas!
8.
So ein Mensch sittlich und recht lebt nach dem äußeren Gesetze und hält
dasselbe aus eigenem Antriebe und aus dem Gefühle des Rechtes streng
und genau und besiegt so auch standhaft durch den dem Verstande
untergeordneten Willen jede Versuchung – da sieht dann der Versucher und
Verführer, daß in diesem Hause für ihn nichts zu machen ist. Und so
verläßt er es denn ärgerlich – und fährt von dannen; durchsucht dann
alle solche dürren Stätten auf der ganzen Welt. Und da er sieht, daß an
solchen Stellen weder guter noch böser Samen Wurzel fassen kann, so sagt
er bei sich selbst: „Wo keine Feuchtigkeit ist, da gibt es Wüsten und
somit keines Bleibens daselbst für mich. Was soll ich nun tun? Ich will
wieder umkehren und sehen, wie nun meine erste Besitzung aussieht!“
9.
Er kehrt sich um und geht eilends dahin. – Nun findet er die Stätte
ganz gereinigt und wohl geschmückt mit Tugend und Siegeskränzen. Es
gefällt ihm nun sehr wohl daselbst, aber er fühlt sich zu schwach,
wieder davon Besitz zu nehmen, da er nur ein Geist des Fleisches ist.
10.
Da kehrt er zurück zur Hölle und nimmt dort sieben Geister mit, jeder
ärger denn er – als da sind: einen großen Schmeichler, einen großen
Heuchler, einen großen Lobredner, einen Ehrgeizigen, einen Stolzen,
einen Verächter und Verleumder und endlich noch einen Hof- und
Zeremonienmeister und einen Fein-, Wohl- und Vielschmecker, hinter
welchem letzten auch er selbst sich wieder befindet. Und so kommt dann
diese böse Rotte, bekommt leichten Einlaß und nimmt vollen Besitz
darinnen.
11.
Und so arg auch immer der erste Zustand war unter den Anfechtungen des
Fleisches, so wird aber doch dieser zweite Zustand um vieles ärger sein
als der erste, da der Wunsch dadurch sich in seinem Selbsttum gefangen
gegeben hat aller Bosheit, da all sein Rechttun nicht aus Liebe zu Mir,
sondern aus einer Eigenliebe hervorging und daher verzehret hat alle
(wahre Lebens-)„Feuchtigkeit“ in sich, daher er auch keine Früchte mehr
zu tragen imstande war und somit dürr und wie tot wurde.
12.
Denn sehet, Ich allein bin das Leben in euch – einzig durch eure Liebe
zu Mir, durch die rechte Haltung der Gebote sowohl im Handeln, wie im
Reden, wie im Denken aus Liebe zu Mir.
13.
Und möchtet ihr auch handeln so emsig wie die Bienen und Ameisen – so
ihr nicht das alles tut aus Liebe zu Mir, welche euch allein Kraft und
Leben gibt, zu widerstehen der Hölle und allen ihren ferneren
Versuchungen – so werdet ihr niemals Ruhe finden, weder hier noch dort.
Es wird euch ergehen wie den erwähnten Tierchen, denen Honig und Brut
genommen wird, trotz ihrer stechenden und zwickenden Waffen, indem sie
nur bloße Geschöpfe sind und geleitet werden durch den Instinkt,
gleichwie ein Mensch, der seinen Willen hat gefangennehmen lassen vom
kalten Verstande und ließ unbeachtet stehen die Liebe und somit auch
seine Freiheit und das wahre Leben aus ihr.
14.
Sehet, das ist das Verständnis dieser drei Verse! – Daher hütet euch
vor dem Verstande, so er anderswo herrührt als allein aus Meiner Liebe!
Lasset ihn stets derselben untertan sein, gleichwie die Gottheit
untertan ist Mir, ihrer ewigen Liebe; sonst werdet ihr werden gleich
einem solchen gefegten und geschmückten Hause, wie das Gleichnis der
drei Verse es euch zeigt. – Amen.