von Peter Orzechowski auf Kopp-Online
Seit dem Zweiten Weltkrieg
durchpflügten nicht mehr so viele militärische Verbände die Wogen des
Mittelmeers wie in diesen Tagen. Die offizielle Propaganda will uns
glauben machen, dass es dabei nur um Seenotrettung und Jagd auf
Schleuserbanden geht. Militärbeobachter sehen in dieser
Flottenkonzentration jedoch den Aufmarsch für größere kriegerische Pläne
– und bestätigen einmal mehr die Prophezeiungen eines bevorstehenden
Dritten Weltkriegs.
»Ein neuer Nahostkrieg flammt plötzlich auf, große Flottenverbände
stehen sich im Mittelmeer feindlich gegenüber – die Lage ist gespannt«,
so beschreibt der bekannteste der bayerischen (und deutschen) Propheten,
Alois Irlmaier, den Beginn des Dritten Weltkriegs. Eine weitere
deutsche Seherin, Veronika Lueken, erhielt am 3. Juni 1981 die Vision,
in der sie »eine riesige Ansammlung von Schiffen« sieht. »Es sind
überall Schiffe. Sie schauen nicht aus wie Tanker, sondern wie
Schlachtschiffe … Ich sehe das Mittelmeer, und ich sehe Schiffe
hinausfahren.«
In meinem Buch Am Vorabend des Dritten Weltkriegs habe ich darauf hingewiesen, dass eine Flottenkonzentration im Mittelmeer von einigen europäischen Sehern als ein Vorzeichen des bevorstehenden Dritten Weltkriegs betrachtet wird. Auf andere Vorzeichen bin ich hier auf Kopp Online bereits früher eingegangen.
Warum sollen uns die Visionen überhaupt interessieren? Ich denke, wir
sollten sie beachten, wenn sie mit den tatsächlichen Ereignissen
übereinstimmen. Und in der Tat stellen wir einen Truppenaufmarsch an den
Grenzen zu Russland fest – was ich bereits in früheren Beiträgen als
Kriegsvorbereitung gewertet habe. Und jetzt beobachten wir einen
ähnlichen Aufmarsch auf See, genauer: im Mittelmeer.
Acht große Operationen mit Dutzenden Schiffen führen NATO-Verbände
momentan vor den südlichen Küsten Europas durch. Sehen wir sie uns
einmal genauer an. Da ist einmal die europäische Mission »Sophia« der
European Union Naval Force Mediterranean (EUNAVFOR Med). Sie soll
Flüchtlinge aus Seenot retten, gleichzeitig Jagd auf Schleuserbanden
machen und dem IS in Libyen Einhalt gebieten. Seit Juni 2015
patrouillieren Kriegsschiffe der EU-Staaten im Rahmen von »Sophia« vor
der Küste Libyens, mit immer weitreichenderen Kompetenzen.
Erst am Montag haben die EU-Außenminister neben der Verlängerung auch
die Ausweitung der Mission beschlossen. Um dem IS die Nachschubwege
nach Libyen abzuschneiden, soll das Einsatzgebiet
Richtung Ägypten verlagert werden – also näher an Syrien, die
eigentliche Konfliktregion, um die wohl demnächst von der NATO gekämpft
wird.
Davon ist natürlich beim EU-Ministerrat keine Rede. Er hat am Montag
erklärt, die Operation habe bisher zur »Neutralisierung« von 139
Schiffen und Booten und zur Festnahme von etwa 70 mutmaßlichen
Schleusern geführt, die den italienischen Behörden übergeben wurden.
Zugleich trug die Mission laut EU bisher zur Rettung von knapp 16 000
Menschenleben bei. Momentan sind vier Kriegsschiffe für die Mission
abbestellt, die deutsche »Frankfurt am Main« soll in wenigen Tagen von
der »Werra« und der »Datteln« abgelöst werden.
Auch die zweite Operation – Codename »Triton« –
wurde schon viel früher in Angriff genommen, nämlich im November 2014
als Nachfolgerin von »Mare Nostrum«, einer Mission der italienischen
Marine, die geschätzt mehr als 100 000 Menschen aus der Seenot rettete.
»Triton« hat jedoch ein anderes Ziel als »Mare Nostrum«: Nicht mehr die
Seenotrettung liegt im Fokus, sondern der Grenzschutz. Dafür sind 14
Schiffe sowie einige Flugzeuge und Hubschrauber in den Gewässern südlich
von Sizilien und rund um Malta im Einsatz.
Auch die »Poseidon«-Mission mit vier Schiffen und 15
Patrouillenbooten in der Inselwelt der Ägäis soll offiziell nur die
griechische Grenze überwachen, illegale Übertritte registrieren und
Flüchtlinge aus
den Hot-Spots wieder in die Türkei abschieben, gemäß
dem EU-Türkei-Deal. Allerdings kann das deutsche Marineschiff »Bonn«
mithilfe einer Mischung aus hochsensiblen Kameras und Radargeräten weit
mehr, als nur Menschen-Schmuggler-Boote zwischen der türkischen Küste
und den griechischen Inseln aufspüren: Die »Bonn« ist das schwimmende
Auge der NATO in der Ägäis.
Um die Ölbohrinseln des italienischen ENI-Konzerns und die
Schifffahrtsroute durch die Straße von Sizilien zu schützen, hat Italien
im März 2015 die Operation »Mare Sicuro« mit vier Schiffen gestartet,
darunter einem kleinen Flugzeugträger. Offizieller Grund für die
Mission: Die Sorge Italiens um den Handel und das Öl, der Bürgerkrieg in
Libyen und das Erstarken extremistischer Gruppen in Nordafrika. Damit
sichert »Mare Sicuro« die Südflanke.
Schon seit Oktober 2001, also kurz nach den Anschlägen auf das World
Trade Center in New York, patrouillieren NATO-Schiffe in der Operation
»Active Endeavour« durch das Mittelmeer. Sie überwachen den gesamten
zivilen Schiffsverkehr und Seehandel und melden verdächtige Schiffe.
Seit 2006 sind Schiffe der UN-Blauhelmmission »UNIFIL« vor der Küste
des Libanon – und damit auch vor den Küsten Syriens – im Einsatz. Es ist
der erste Flottenverband unter Führung der Vereinten
Nationen. Hauptaufgabe ist die Überwachung der libanesischen Küste und
der libanesischen Gewässer. Außerdem sollen die Schiffe den
Waffenschmuggel in den Libanon unterbinden.
Schwerpunkt der deutschen Marine dabei ist die Ausbildung
libanesischer Streitkräfte. Dafür liefert die Bundeswehr auch Material
wie Wachboote und Radarstationen. Acht Schiffe unter brasilianischer
Führung sind momentan in den Hoheitsgewässern des Landes im Einsatz,
darunter die deutsche Korvette »Braunschweig«, die im Ernstfall auch
militärische Gewalt anwenden darf.
Interessant ist, dass die meisten dieser Operationen von der Standing
NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) geführt werden und dem NATO Maritime
Component Command Naples in Neapel unterstehen. Zu dieser seit 1992
existierenden NATO Response Force gehören standardmäßig acht bis zehn
Schiffe der deutschen Marine, der niederländischen Marine, der
britischen Royal Navy, der griechischen Marine, der italienischen
Marine, der türkischen Marine, der spanischen Marine und der United
States Navy. Zeitweise beteiligen sich andere NATO-Staaten an dem
Verband.
Kommen wir zum Schwergewicht der NATO-Flottenkonzentration im
Mittelmeer: der Operation »Inherent Resolve«. Sie soll, laut
NATO-Sprech, den Kampf gegen den IS auch vom Mittelmeer aus führen. Dazu
kreuzen aktuell zwei Flugzeugträger der USA im östlichen Teil des
Meeres. Am 2. Juni fuhr
der Trägerverband der »USS Harry S. Truman« durch den Suezkanal ins
Mittelmeer, einen Tag später meldeten US-Medien schon Luftangriffe durch
die Flugzeuge der »Truman« in Syrien. Knapp zwei Wochen später
passierten die »USS Dwight D. Eisenhower« und ihre Begleitschiffe die
Straße von Gibraltar. Der Stoßgruppe der »Dwight D. Eisenhower« gehören
zwei Kreuzer und vier Torpedobootszerstörer, die mit lenkbaren Raketen
ausgerüstet sind, sowie neun Fliegerstaffeln an.
Schon Ende 2015 hatten Mitgliedsstaaten der NATO in Reaktion auf eine
verstärkte russische Militärpräsenz anlässlich der Syrien-Krise
Dutzende von Kriegsschiffen in das östliche Mittelmeer entsandt. In
diesem maritimen Raum unterhält alleine die Türkei zwischen Zypern und
den eigenen Küsten 34 Kampfschiffe. Hinzu kommen mittlerweile mehr als
60 Kampfschiffe von 13 anderen NATO-Staaten, darunter auch Deutschland,
wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldet.
Ich denke, in Anbetracht der massiven Flottenkonzentration im
Mittelmeer ist demnächst ein Militärschlag der NATO im Krieg um Syrien
zu erwarten. Ob er der Auslöser für den von den Sehern erwarteten
Dritten Weltkrieg sein wird, bleibt abzuwarten.
Auf Kopp-Online Lesen: http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/peter-orzechowski/wieder-eine-vorhersage-fuer-den-dritten-weltkrieg-erfuellt-flottenkonzentrationen-im-mittelmeer.html
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