Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3



DNC: Dankbarkeit für Gottes Gnade

Aus "Die Nachfolge Christi" von Thomas von Kempen  |  Zweites Buch  |  Wege zum inneren Leben  |  Kapitel 10

1. Hasche nicht nach ihr.
2. Danke für sie.
3. Führe sie auf Gott zurück und bleibe demütig. 

4. Sei auch für die kleinste Gabe dankbar. 

 
1. Warum suchst du Ruhe, wo du doch zur Arbeit geboren bist? (vgl. Ijob 5,7). Mache dich mehr auf die Übung der Geduld als auf Tröstungen, mehr auf das Kreuztragen als auf Freude gefaßt. Wer in der Welt nähme nicht gern Tröstungen und geistliche Freuden entgegen, wenn er sie immer haben könnte? Die geistlichen Tröstungen übertreffen alle Freude der Erde und alle Sinnenfreuden. Denn alle weltlichen Vergnügungen sind eitel oder unedel. Die geistigen Freuden allein beglücken und adeln. Sie entsprießen den Tugenden und sind den reinen Seelen von Gott eingegossen. Doch diese geistlichen Tröstungen kann niemand ständig nach seinem Belieben genießen, da die Zeit der Versuchung schnell wiederkehrt.
 

2. Ganz stark aber stehen der himmlischen Heimsuchung die falsche Freiheit des Geistes und das große Selbstvertrauen entgegen. Gott handelt gut, indem er uns die Gnade der Tröstung schenkt, der Mensch aber handelt schlecht, wenn er nicht mit Dank alles Gott zurückerstattet. Deshalb können die Ströme der Gnade uns nicht zufließen: wir wissen dem Spender keinen Dank und lassen nicht alles zum Urquell zurückfließen. Die Gnade ist nämlich immer dem zugedacht, der in würdiger Weise für sie dankt, dem Hochmütigen aber wird genommen, was dem Demütigen geschenkt zu werden pflegt.  
Ich will keinen Trost, der mir die Zerknirschung nimmt. Ich begehre nicht nach einer Beschauung, die zum Hochmut führt. Denn nicht alles Hohe ist heilig, nicht alles Angenehme gut, nicht jedes Verlangen rein, und nicht alles, was als wertvoll gilt, ist Gott wohlgefällig. Aber gern nehme ich die Gnade an, die mich demütiger und gottesfürchtiger macht und bereiter, mich selbst zu verlassen.

3. Wer durch das Geschenk der Gnade und durch die Zuchtrute der Entziehung der Gnade belehrt wurde, wird nicht wagen, sich irgend etwas Gutes zuzuschreiben, vielmehr wird er seine Armut und seine Blöße offen eingestehen. "Gib Gott, was Gottes ist" (Mt 22, 21), und schreibe dir zu, was dein ist, d. h.: danke Gott für die Gnade, dir allein aber sprich die Schuld und die dafür verdiente Strafe zu. Setz dich immer zuunterst, und du wirst den obersten Platz erhalten; denn das Oberste besteht nicht ohne das Unterste. Die größten Heiligen vor Gott sind in ihren Augen die Geringsten. Je herrlicher ihr Ruhm, um so demütiger sind sie in ihren eigenen Augen. Voll von Wahrheit und himmlischer Glorie, "begehren sie keinen eitlen Ruhm" (Gal 5, 26). In Gott gegründet und gefestigt, können sie sich nicht überheben. Die alles, was sie Gutes empfangen haben, Gott zuschreiben, suchen von anderen keinen Ruhm. Sie wollen einzig nur die Ehre, die von Gott kommt, und wünschen, daß Gott in ihnen und in allen Heiligen über alles gelobt werde; nur dieses eine Begehren kennen sie.
 

4. Sei also dankbar auch für das Kleinste, und du wirst des Größeren gewürdigt. Das Geringste gelte dir für ein Größtes, und das meist Verachtete sei dir eine besondere Gabe. Wenn du auf die Würde des Gebers siehst, wird dir kein Geschenk geringfügig und wertlos erscheinen. Was Gott, der Allerhöchste, dir schenkt, kann nicht gering sein. Auch wenn er Strafen und Schläge austeilt, muß man ihm danken, da er alles, was er über uns kommen läßt, zu unserem Heile wendet. Wer Gottes Gnade behalten will, sei dankbar für die empfangene Gnade und bleibe geduldig, wenn sie ihm entzogen wird. Er bete, daß sie zurückkehre, sei behutsam und demütig, daß er sie nicht verliere.




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