Empfangen durch Jakob Lorber, Himmelsgaben, HIM 2.430101.0-10 – 1. Januar 1843
[HIM 2.430101.1] „Suchet, so sollt ihr finden, bittet, so wird man
euch geben, und klopfet an, so wird euch aufgetan!“ – Oder: „Betet ohne
Unterlaß“ – d.h. habet eure Herzen beständig bei Mir, und das
vollkommen, nicht aber stets zur Hälfte auch bei der Welt, so werdet ihr
gar bald und leicht finden, was ihr suchet, ebenso leicht und bald
empfangen, um was ihr bittet, und die Pforten des Lebens werden euch
ohne weiteren Verzug aufgetan werden.
[HIM 2.430101.2] So aber jemand also beschaffen ist, daß er nur
suchet in der „Mauer“, die da angestopft ist voll von heidnischen
Schnitz- und Pinselwerken, und bittet vor Statuen und betet vor dem
gebackenen Brote und klopfet an die Steine, wahrlich, der wird wenig
finden, noch weniger empfangen, und die Steine werden sich nicht an sein
Klopfen kehren!
[HIM 2.430101.3] So aber da jemand sagen möchte: „Herr, ich habe
schon eine geraume Zeit gesucht, gebeten und geklopft, und es hat sich
dennoch nichts Eigentliches finden lassen, noch habe ich etwas
Bestimmtes erhalten, noch hat sich vor mir etwas aufgetan!“ – dem sage
Ich: Freund, was sprichst du?! – Höre und siehe, Ich will dir gute
Bilder zeigen, und diese sollen Mich rechtfertigen bei dir, auf daß du
dich nicht grämest über Meinen Verzug!
[HIM 2.430101.4] Siehe, es hatte ein Bräutigam eine reiche und
überaus schöne Braut. Die Braut aber war überaus klug und sprach bei
sich selbst: „Ich weiß, was ich tun will, damit es sich zeige, ob mein
Bräutigam es völlig ernstlich mit mir meine. Ich werde verreisen und er
soll nicht erfahren wohin. So ich aber verreise, da will ich es also
anstellen, daß ich es nur tue zum Scheine und verbleibe in Wirklichkeit
dennoch in der Nähe des Bräutigams, damit mir nichts entgehe und ich es
genau merke, wie sein Herz beschaffen ist.“
[HIM 2.430101.5] Da aber die Braut verreist, da sagt der Bräutigam
bei sich: „Siehe, meine Braut ist verreist und hat mir die Treue meines
Herzens heilig anempfohlen und hat mich auch versichert, sie werde in
aller Kürze wiederkommen. Allein statt ihr Wort zu halten, schreibt sie
nur einen Brief um den andern, ermahnt mich stets zur Treue und will
selbst doch nicht kommen. Was soll das? Sie vertröstet mich immer und
sagt: „Ich komme, ich komme morgen“ – und siehe, sie kommt nicht! – Was
kann sie wohl haben, darum sie also stets verzieht?“
[HIM 2.430101.6] Die nahe Braut aber, verkleidet als ein Diener beim
Bräutigam, spricht zum Bräutigam: „Mein Herr, erlaube dem Diener ein
Wort mit dir zu sprechen, denn ich weiß es genau, was deine Braut
verziehen macht. Siehe, deine Braut, welche dir näher steht als du es
ahnst, erfährt stets und stets, daß du auch mit einer Hure reizenden
Fleisches eine Sache hast und teilest dein Herz zwischen der Braut und
der Hure. Und solches ist der Grund, warum deine Braut verreist ist und
nun also verzieht. Lasse ab von der Hure, und deine Braut wird nimmer
verziehen!“
[HIM 2.430101.7] Sehet das Bild und betrachtet es genau in euch, und
ihr werdet es überleicht erraten, daß hier ihr die Bräutigame und Ich
die Braut bin. Die Hure aber ist die Welt!
[HIM 2.430101.8] Ich sage euch aber: Die Braut ist verkleidet unter
euch und beobachtet alle eure Schritte und Tritte des Herzens und
spricht nun auch zu euch allen: „Lasset völlig ab von der Hure, und die
Braut wird nicht mehr verziehen für jene, die sich völlig zu ihr
gekehret haben!“
[HIM 2.430101.9] Also suchet, bittet und klopfet, so wird euch die
Braut werden! – Suchet, bittet und klopfet „aber im Geiste und in der
Wahrheit, und nicht in der Mauer und im Schnitz- und Bilderwerke und im
gebackenen Brote“, sondern, wie gesagt, im Geiste und in der Wahrheit in
eurem Herzen, so werdet ihr es finden, erhalten, und die Braut wird
auftun die Türe zu ihrem Gemache!
[HIM 2.430101.10] Dieses sei euch allen beschieden in diesem neuen Jahre! Amen. Das sagt die Braut! Amen.