Jesus Aufforderung, keine Kirchen, sondern Herbergen für die Armen zu bauen - Die Schöpfung als Wahrer Tempel
Jakob Lorber Großes Johannesevangelium Johannes Band 1 Kapitel 49
01] Sagt der Oberpriester: »Ich bin nun
ganz in der Ordnung und hoffe, daß es in kurzer Zeit auch diese ganze
Ortschaft werden wird. Aber eine Frage noch erlaube mir, und diese eine
Frage bestehe darin: Sollen wir nun noch den Berg und Dein altes Haus
ehren und dort Deinen Sabbat heiligen, oder sollen wir von nun an uns
hier ein Haus erbauen, in dem wir uns versammeln möchten in Deinem
Namen? Wenn letzteres Dein Wille wäre, so möchtest Du uns etwa morgen
wohl eine passende, Dir am meisten wohlgefällige Stätte anweisen, und
wir würden dann alles aufbieten, Deinem Wunsche auch darin zu genügen!«
02] Sage Ich: »Freund, was euch und allen Menschen not tut, das habe Ich euch heute am Berge kundgetan.
03] Zur Beachtung dessen aber bedarf es
weder des alten Hauses auf dem Berge und noch weniger eines neuen in der
Stadt, sondern allein eures gläubigen Herzens und eures festen guten
Willens.
04] Als Ich gestern hierher kam und eine
Rast nahm am Jakobsbrunnen, und zusammentraf mit der Irhael, da auch
fragte sie Mich, als sie Mich näher erkannte, wo man Gott anbeten solle,
ob auf Garizim oder zu Jerusalem im Tempel. Sie soll es dir sagen, was
Ich darauf ihr zur Antwort gab!«
05] Hier wendet sich der Oberpriester an die Irhael, und die sagt: »Also aber redete dann mit mir der Herr:
06] a 'Es kommt die Stunde,
und ist schon da, daß die wahren Anbeter Gott weder auf Garizim noch in
dem Tempel zu Jerusalem anbeten werden! Denn Gott ist ein Geist, und die
Ihn anbeten, müssen Ihn im Geiste und in der Wahrheit anbeten!' Das
sprach der Herr; du bist ein Oberpriester und wirst nun wohl wissen, was
nun zu tun sein dürfte! {a joh.04,23 ff.}
07] Ich bin der Meinung: So der Herr
schon einmal uns allen die übergroße Gnade erwies und Herberge nahm in
diesem Hause, das nicht mein, sondern Sein Haus ist und bleiben soll, so
soll dieses Haus für immer ein denkwürdigstes bleiben, und wir wollen
darin uns allzeit versammeln in Seinem Namen und Ihm zu Ehren heiligen
den Sabbat!«
08] Sagt der Oberpriester: »Ja, ja, du
hast wohl recht, so wir schon lauter Gläubige wären; aber man muß
dennoch auch für die Schwachen irgend eine Rücksicht nehmen! Diese
würden sich daran noch mehr stoßen.«
09] Sage Ich: »Irhael hat recht! Wer
sich stößt, nun, der soll sich stoßen und soll seinen Berg besteigen!
Wenn er dort nichts mehr finden wird, da wird er sich dann schon von
selbst eines Bessern zu bedenken anfangen.
10] Nicht Bethäuser sollet ihr Mir fürder erbauen, sondern Gasthäuser und Herbergen für Arme, die euch nichts zu entgelten haben!
11] In der Liebe zu den armen Brüdern
und Schwestern werdet ihr Meine rechten Anbeter sein, und Ich werde in
solchen Bethäusern häufig unter euch sein, ohne daß ihr es sogleich
merken werdet; aber in eigens zu Meiner Anbetung mit den Lippen, wie es
bis jetzt der Fall war, erbauten Tempeln werde Ich ebensowenig von nun
an wohnen, als des Menschen Verstand in seiner kleinen Zehe.
12] Wollt ihr aber schon in einem
erhabenen Tempel eure Herzen zu Mir erwecken und vor Mir in eine rechte
Demut eingehen, da gehet hinaus in den weiten Tempel Meiner Schöpfungen,
und Sonne, Mond und die Sterne alle und das Meer, die Berge, die Bäume
und die Vögel in der Luft, wie die Fische im Wasser und die zahllos
vielen Blumen auf den Feldern werden euch Meine Ehre verkünden!
13] Saget, ist der Baum nicht herrlicher
denn alle Pracht des Tempels zu Jerusalem?! Der Baum ist ein reines
Gotteswerk, hat sein Leben und bringt nährende Frucht. Was aber ist und
bringet der Tempel? Ich sage es euch allen: nichts als Hochmut, Zorn,
Neid, die bellendste Eifer- und Herrschsucht; denn er ist nicht Gottes,
sondern nur ein eitles Menschenwerk!'
14] Wahrlich, wahrlich sage Ich es euch
allen: Wer Mich ehren, lieben und dadurch anbeten wird, daß er in Meinem
Namen Gutes tut seinen Brüdern und Schwestern, der soll seinen ewigen
Lohn haben im Himmel; wer Mich aber fürder durch allerlei Zeremonie
verehren wird in einem eigens dazu erbauten Tempel, der soll auch seinen
Lohn zeitlich aus dem Tempel haben! So er aber nach des Fleisches Tode
zu Mir kommen und sagen wird: 'Herr, Herr, sei mir, Deinem Diener,
gnädig!', da werde Ich dann zu ihm sagen: a 'Ich
kenne dich nicht; daher weiche von Mir und suche dir den Lohn bei dem,
bei welchem du gedient hast!' Aus diesem Grunde sollet denn auch ihr
fürder mit keinem Tempel etwas mehr zu tun haben! {a mt.07,23}
15] Aber in diesem Hause möget ihr zu
Meinem Gedächtnisse immer zusammenkommen, ob an einem Sabbate oder an
einem andern Tage; denn ein jeder Tag ist des Herrn, nicht allein der
Sabbat, an dem ihr in der Folge ebenso Gutes tun möget wie an einem
andern Tage.«