Aus der Philothea von Franz von Sales / zweiter Teil / 9. Kapitel
Kommt es vor, daß du an der Betrachtung keinen Geschmack und keine Freude findest, so bitte ich
dich: beunruhige dich deshalb nicht! Verrichte in solchen Zeiten mündliche Gebete; klage beim
Herrn über dich selbst, bekenne deine Unwürdigkeit, bitte ihn um seine Hilfe und sprich mit Jakob: "Ich lasse nicht von Dir, o Herr, Du segnetest
mich denn" (Gen 32,26), oder mit der Kanaaniterin: "Ja, Herr, ich bin ein Hündlein, aber die Hunde
fressen doch auch die Brosamen, die vom Tisch des Herrn abfallen" (Mt 15,27). - Ein anderes Mal
nimm ein Buch zur Hand, lies es aufmerksam, bis dein Geist wieder rege und ausgeruht ist. Oder
sporne dein Herz an durch körperliche Bewegungen oder fromme Haltung. Empfindest du nach all dem noch immer keine Freude, dann rege dich darüber nicht auf, so groß
auch die Dürre deiner Seele sein mag; bleib einfach in frommer Haltung vor Gott.