Aus der Philothea von Franz von Sales / zweiter Teil / 2. Kapitel
Kurze Betrachtungsmethode
Du weißt vielleicht nicht, wie du das innerliche Gebet pflegen sollst; leider verstehen das heute nur wenige. Ich will dir eine kurze Anleitung dafür geben. Später wirst du ja durch Bücher, die davon handeln, und besonders durch die Übung deine Kenntnisse vervollständigen.
Die Vorbereitung besteht aus zwei Teilen:
1. sich in Gottes Gegenwart versetzen;
2. um seinen Beistand bitten.
Um sich in Gottes Gegenwart zu versetzen, schlage ich hauptsächlich vier Mittel vor, die dir für den Anfang dienen können.
1. Das lebendige und aufmerksame Erfassen der Allgegenwart Gottes. Gott ist ja in allem und überall; es gibt keinen Ort und kein Ding, wo er nicht wirklich gegenwärtig wäre. Wohin die Vögel auch fliegen, sie finden ihr Element, die Luft, in der sie sich bewegen; so finden auch wir, wohin immer wir gehen mögen, Gott überall gegenwärtig. Jeder kennt diese Wahrheit, aber wie viele gibt es, die sie wirklich erfassen? Blinde sehen den Fürsten nicht, der vor ihnen steht, aber sie nehmen eine ehrfürchtige Haltung an, wenn man ihnen sagt, daß er zugegen ist. Da sie ihn aber nicht sehen, vergessen sie leicht auf seine Gegenwart und lassen sich dann auch in der Haltung gehen. Wir sehen den allgegenwärtigen Gott nicht; obwohl uns der Glaube dessen versichert, vergessen wir auf seine Gegenwart oft und benehmen uns, als wäre Gott weit entfernt von uns. Denn obwohl wir Gott überall gegenwärtig wissen, denken wir nicht daran und tun, als wüßten wir es nicht.
Kurze Betrachtungsmethode
Du weißt vielleicht nicht, wie du das innerliche Gebet pflegen sollst; leider verstehen das heute nur wenige. Ich will dir eine kurze Anleitung dafür geben. Später wirst du ja durch Bücher, die davon handeln, und besonders durch die Übung deine Kenntnisse vervollständigen.
Die Vorbereitung besteht aus zwei Teilen:
1. sich in Gottes Gegenwart versetzen;
2. um seinen Beistand bitten.
Um sich in Gottes Gegenwart zu versetzen, schlage ich hauptsächlich vier Mittel vor, die dir für den Anfang dienen können.
1. Das lebendige und aufmerksame Erfassen der Allgegenwart Gottes. Gott ist ja in allem und überall; es gibt keinen Ort und kein Ding, wo er nicht wirklich gegenwärtig wäre. Wohin die Vögel auch fliegen, sie finden ihr Element, die Luft, in der sie sich bewegen; so finden auch wir, wohin immer wir gehen mögen, Gott überall gegenwärtig. Jeder kennt diese Wahrheit, aber wie viele gibt es, die sie wirklich erfassen? Blinde sehen den Fürsten nicht, der vor ihnen steht, aber sie nehmen eine ehrfürchtige Haltung an, wenn man ihnen sagt, daß er zugegen ist. Da sie ihn aber nicht sehen, vergessen sie leicht auf seine Gegenwart und lassen sich dann auch in der Haltung gehen. Wir sehen den allgegenwärtigen Gott nicht; obwohl uns der Glaube dessen versichert, vergessen wir auf seine Gegenwart oft und benehmen uns, als wäre Gott weit entfernt von uns. Denn obwohl wir Gott überall gegenwärtig wissen, denken wir nicht daran und tun, als wüßten wir es nicht.
Deshalb müssen wir vor dem Gebet in unserer Seele das Bewußtsein der göttlichen Gegenwart
erneuern. David verstand das, als er ausrief: "Steig ich zum Himmel hinauf, so bist Du auch dort,
mein Gott; steig ich hinab zur Hölle, so bist Du auch dort" (Ps 139,8). Machen wir uns die Worte
Jakobs zu eigen: "Wie erschütternd ernst ist dieser Ort! Wahrhaftig, Gott ist hier, und ich wußte es
nicht" (Gen 28,16ff). Er wollte sagen, daß er nicht daran dachte. Wenn du dich also zu beten
anschickst, dann sag von ganzem Herzen zu deiner Seele: Wahrhaftig, Gott ist hier.
2. Das zweite Mittel, sich in seine heilige Gegenwart zu versetzen, ist der Gedanke, daß Gott sich nicht nur am gleichen Ort mit dir befindet, sondern noch auf besondere Weise in deinem Herzen, auf dem Grunde deiner Seele, die er durch seine göttliche Gegenwart belebt, gleichsam als Herz deines Herzens, als Seele deiner Seele. Wie die Seele den ganzen Leib durchdringt, in allen Teilen des Leibes gegenwärtig ist und doch ihren besonderen Sitz hat, so ist Gott überall gegenwärtig, er steht aber in besonderer Weise unserer Seele bei. Deshalb nannte ihn David den Gott seines Herzens (Ps 73,26) und der hl. Paulus sagte: "ln Gott leben wir, bewegen wir uns und sind wir" (Apg 17,28). Bei der Betrachtung dieser Wahrheit wirst du in deinem Herzen eine große Ehrfurcht vor Gott erwecken, der in dir so innig gegenwärtig ist.
3. Das dritte Mittel ist, den Heiland zu betrachten, der in seiner Menschheit vom Himmel her auf alle Menschen blickt, besonders aber auf die Christen, die seine Kinder sind, und noch mehr auf die Betenden, deren Handeln und Verhalten er sieht. - Das ist keine bloße Einbildung, sondern die reine Wahrheit; wenn auch wir ihn nicht sehen, er betrachtet uns doch von oben, - der hl. Stephanus sah ihn im Augenblick seines Martertodes - so daß wir mit der Braut des Hohen Liedes (2,9) sagen können: "Er ist hinter der Wand, er schaut durch das Fenster, er blickt durch die Gitter."
4. Die vierte Art ist, sich der Einbildungskraft zu bedienen und sich den Heiland in seiner heiligen Menschheit als bei uns gegenwärtig vorzustellen, wie wir unsere Freunde uns vorzustellen gewohnt sind, und zu sagen: Ich glaube zu sehen, wie er dies oder jenes macht, es scheint mir, ich sehe ihn, usw. Sind wir aber vor dem allerheiligsten Altarsakrament, dann ist diese Gegenwart Jesu wirklich und nicht nur in unserer Phantasie, denn die Brotgestalten sind wie ein Schleier, hinter dem der Herr wirklich gegenwärtig uns sieht und betrachtet, obwohl wir ihn nicht in eigener Gestalt sehen.
Bediene dich also eines dieser vier Mittel, um deine Seele vor dem Gebet in Gottes Gegenwart zu versetzen. Es ist nicht notwendig, alle vier anzuwenden; nimm nur eines davon, kurz und einfach.
2. Das zweite Mittel, sich in seine heilige Gegenwart zu versetzen, ist der Gedanke, daß Gott sich nicht nur am gleichen Ort mit dir befindet, sondern noch auf besondere Weise in deinem Herzen, auf dem Grunde deiner Seele, die er durch seine göttliche Gegenwart belebt, gleichsam als Herz deines Herzens, als Seele deiner Seele. Wie die Seele den ganzen Leib durchdringt, in allen Teilen des Leibes gegenwärtig ist und doch ihren besonderen Sitz hat, so ist Gott überall gegenwärtig, er steht aber in besonderer Weise unserer Seele bei. Deshalb nannte ihn David den Gott seines Herzens (Ps 73,26) und der hl. Paulus sagte: "ln Gott leben wir, bewegen wir uns und sind wir" (Apg 17,28). Bei der Betrachtung dieser Wahrheit wirst du in deinem Herzen eine große Ehrfurcht vor Gott erwecken, der in dir so innig gegenwärtig ist.
3. Das dritte Mittel ist, den Heiland zu betrachten, der in seiner Menschheit vom Himmel her auf alle Menschen blickt, besonders aber auf die Christen, die seine Kinder sind, und noch mehr auf die Betenden, deren Handeln und Verhalten er sieht. - Das ist keine bloße Einbildung, sondern die reine Wahrheit; wenn auch wir ihn nicht sehen, er betrachtet uns doch von oben, - der hl. Stephanus sah ihn im Augenblick seines Martertodes - so daß wir mit der Braut des Hohen Liedes (2,9) sagen können: "Er ist hinter der Wand, er schaut durch das Fenster, er blickt durch die Gitter."
4. Die vierte Art ist, sich der Einbildungskraft zu bedienen und sich den Heiland in seiner heiligen Menschheit als bei uns gegenwärtig vorzustellen, wie wir unsere Freunde uns vorzustellen gewohnt sind, und zu sagen: Ich glaube zu sehen, wie er dies oder jenes macht, es scheint mir, ich sehe ihn, usw. Sind wir aber vor dem allerheiligsten Altarsakrament, dann ist diese Gegenwart Jesu wirklich und nicht nur in unserer Phantasie, denn die Brotgestalten sind wie ein Schleier, hinter dem der Herr wirklich gegenwärtig uns sieht und betrachtet, obwohl wir ihn nicht in eigener Gestalt sehen.
Bediene dich also eines dieser vier Mittel, um deine Seele vor dem Gebet in Gottes Gegenwart zu versetzen. Es ist nicht notwendig, alle vier anzuwenden; nimm nur eines davon, kurz und einfach.