empfangen durch Jakob Lorber | Großes Johannesevangelium Band 3 | 43. Kapitel
[GEJ 3.43.1] Sagt Mathael: „Ein redlich-guter Wille ist schon soviel wie das halbe Werk; aber der Mensch darf es nicht zu lange bloß beim guten Willen lassen, sondern muß solchen ehestmöglich ins Werk setzen, ansonst der Wille mit der Zeit sich abkühlt, seine Spannkraft verliert und am Ende zur Vollbringung eines guten Werkes zu schwach und ohnmächtig wird.
[GEJ 3.43.2] Siehe, solange das Wasser im Topfe siedet, kann man
verschiedene Früchte weich sieden und sie in leicht verdauliche Speisen
umgestalten; aber wenn das Wasser im Topfe lau und am Ende gar kalt
geworden ist, da geht es mit dem Weichkochen der Früchte nicht mehr!
[GEJ 3.43.3] Darum ist der Wille eines Menschen gleich einem
siedenden Wasser im Topfe. Die Liebe zu Gott und zu allem Guten des
Lebens aus Gott ist das rechte Feuer, das das Lebenswasser im Topfe zum
tätigen Sieden bringt; die weich zu kochenden Früchte aber sind jene
Werke und Taten, die wir als gut und wahr anerkannt, aber noch nicht ins
Werk gesetzt haben, daher wir sie eben, solange das Wasser im mächtigen
Sieden ist, in das Wasser tun müssen, ansonst sie roh und unverdaulich
bleiben und daher fürs Leben von keinem Nutzen sind.
[GEJ 3.43.4] Was man sonach will, das muß man auch tun, ansonst
bleibt der Wille stets eine Lüge gegenüber dem Leben, und aus der Lüge
wird in Ewigkeit keine Wahrheit!
[GEJ 3.43.5] Wahrheit aber ist das Leben, und die Lüge der Tod; darum
suche in allem die Wahrheit, sie ist das Leben, und fliehe die Lüge in
und außer dir, denn sie ist der wirkliche Tod!
[GEJ 3.43.6] Oder was hast du, wenn du dir einbildest, als hättest du
etwas? Siehe, nichts als das Nichtige deiner Einbildung! Und was ist
das? Siehe, es ist nichts, und dieses Nichts ist der wahre Tod!
[GEJ 3.43.7] Wenn du aber bauen willst und hast kein Material und
keine Bauleute, wie wird dein Haus, das du bauen willst, aussehen? Sieh,
es wird nimmer eine Gestaltung bekommen! Das Material aber sind die
Taten und Werke eines lebendigen Willens, der tatkräftige Wille aber
sind die Bauleute; diese führen dann aus deinen guten Werken ein rechtes
Haus auf, und dieses Haus ist dein wahres Leben in Gott, das da ewig
unverwüstbar stehen wird. Aber mit einer geringen Mühe wird kein Haus
erbaut, und am allerwenigsten das Lebenshaus; darum heißt es da tätig
sein in aller Fülle der uns zu eigen verliehenen Kraft, ansonst dürfte
es mit dem Baue schlecht vorwärtsgehen.
[GEJ 3.43.8] Als Noah die Arche baute, soll er im Anfange sehr
saumselig sein ihm anbefohlenes Werk begonnen haben. Als seine
Widersacher das merkten, zerstörten sie ihm zur Nachtzeit stets, was er
am Tage zustande gebracht hatte. Erst nach vielen Jahren begann er Tag
und Nacht an der Arche zu arbeiten und stellte Wächter auf; da erst ging
der Bau seiner Vollendung mit raschen Schritten entgegen und bot also
zur Zeit der großen Flut, wie bekannt, denen, die darin waren, den
Schutz und bewahrte sie vor dem sonst sicheren Untergange.
[GEJ 3.43.9] Ich sage es dir, daß wir im Grunde nun lauter Noahe
sind. Die Welt mit ihren Lügen und Trügereien und all den daraus
hervorgehenden Lockungen ist die immerwährende Flut. Auf daß wir von der
nicht verschlungen werden, müssen wir die anbefohlene Arche emsigst
erbauen; diese Arche ist die Lebensfestigung unserer Seele zur Erhaltung
und endlichen Vollausbildung des Gottesgeisteslebens in der Seele.
[GEJ 3.43.10] Wenn dann endlich die Flut der lockenden
Weltversuchungen hinabsinken wird in die Tiefe ihrer Leerheit, so wird
das Gottesleben in und über die Seele hinaustreten in aller Kraft und
wird in der reinen und neuen Lebenssphäre in der allerungebundensten
Freiheit ohne alle feindlichen Wegelagerer ein neues Werk beginnen und
damit segnen in und mit Gott die ganze Unendlichkeit von Ewigkeit zu
Ewigkeit! – Verstehst du dies Bild?“