Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3



Briefwechsel zwischen Abgarus Ukkama, Fürst von Edessa, und Jesus von Nazareth

Das kleine Evangelium in Briefform. Historisch gesichert und voll bibelgemäß, d.h. reine evangelische Botschaft ohne jeglichen Widerspruch zur Bibel. Jesus von Nazareth offenbart Sich hier Selbst als Mensch seiender Gott; als der Christus (Messias), Heiland, Erlöser, der von den Propheten angekündigt und von Johannes dem Täufer erkannt wurde. Es sind diese Briefe an und von Jesus in den letzten Monaten und Wochen Seines Erdenlebens entstanden. Durch das Innere Wort empfangen von Jakob Lorber. 

Wikipedia-Link zu den geschichtlichen Überbleibseln dieses Briefwechsels.



Erster Brief des Abgarus an Jesus.
 
[1,01] Abgarus, Fürst in Edessa, Jesu dem guten Heilande, der in dem Lande um Jerusalem erschienen ist, alles Heil!
[1,02] Ich habe von Dir gehört und von Deinen Gesundmachungen, wie Du sie ohne Arzneimittel und Kräuter verrichtest. Denn die Rede geht, daß Du die Blinden sehen machst, die Lahmen gehen, daß Du die Aussätzigen reinigst und die unreinen Geister austreibst und diejenigen heilst, die mit langwierigen Krankheiten kämpfen, und endlich sogar die Toten auferweckst.
[1,03] Nachdem ich alle diese Dinge von Dir gehört habe, so habe ich demnach bei mir selbst geschlossen, eines von beidem müsse wahr sein: entweder Du seiest Gott, vom Himmel herabgekommen – oder Du, der diese Dinge tut, seiest doch zum wenigsten ein Sohn des großen Gottes!
[1,04] Ich ersuche Dich daher durch dieses Schreiben, Dich zu mir zu bemühen, um die Krankheit, die ich habe, zu heilen!
[1,05] Ich habe auch gehört, daß die Juden wider Dich murren und Dir Böses zufügen wollen. – Ich aber habe eine zwar kleine, aber wohlgeordnete Stadt, welche für uns beide hinreichend sein wird. Daher komme Du, mein überaus hochgeachtetster Freund Jesus, zu mir und bleibe bei mir in meiner Stadt und in meinem Lande! Da sollst Du von jedermann auf Händen und im Herzen getragen sein. – Ich erwarte Dich mit der größten Sehnsucht meines Herzens!
[1,06] Gesandt durch meinen getreuesten Knecht Brachus. 






Erstes Antwortschreiben von Jesus.
 
[1,01] Abgarus, du bist selig, weil du Mich nicht gesehen und doch geglaubt hast! Denn siehe, es steht von Mir geschrieben, daß die, welche Mich gesehen haben, nicht an Mich glauben werden, auf daß die, welche Mich nicht gesehen haben, glauben und leben mögen in Ewigkeit!
[1,02] Was aber das betrifft, darum du Mir schriebst, daß Ich solle zu dir kommen, da Ich hier im Judenlande verfolgt werde, da sage Ich dir: Es ist nötig, daß alles das, um dessentwillen Ich gekommen bin in die Welt, an diesem Orte an Mir erfüllt werde, und daß Ich, nachdem dieses alles in der Kürze an Mir erfüllt sein wird, zu Dem aufsteigen werde, von dem Ich ausgegangen bin von Ewigkeit.
[1,03] Sei aber geduldig in deiner leichten Krankheit! So Ich in den Himmel werde aufgenommen sein, da werde Ich einen Jünger zu dir senden, damit er deine Krankheit heile und dir und allen, die bei dir sind, die wahre Gesundheit gebe!
[1,04] Geschrieben durch Jakobus, einen Jünger des Herrn Jesu Christi, und übersandt durch Brachus, des Königs Boten, aus der Gegend Genesareth.
[1,05] Bald darauf, als Abgarus vom Herrn Jesus diese überhimmlische Antwort erhalten hatte, begab es sich, daß dieses Königs ältester Sohn und Thronfolger in eine tödliche Fieberkrankheit verfiel, zu der alle Ärzte in Edessa sagten, daß sie unheilbar sei. Das brachte den armen Abgarus nahe zur Verzweiflung. In solcher seiner übergroßen Betrübnis schrieb er abermals an den guten Heiland Jesus. 


Zweiter Brief des Abgarus an Jesus.
 
[2,01] Abgarus, ein armseliger Fürst in Edessa, Jesu dem guten Heilande, der erschienen ist in dem Lande um Jerusalem, alles Heil und alle Ehre Gottes!
[2,02] O Jesus, Du guter Heiland! Siehe, mein ältester Sohn, der Thronerbe, der sich mit mir über die Maßen auf Deine Ankunft in meiner Stadt freute, ist todeskrank geworden. Ein böses Fieber hat sich seiner bemächtigt und droht ihn in jedem Augenblicke zu töten! – Ich aber weiß, wie es mir der Bote beteuert hat, daß Du derlei Kranke ohne Arznei bloß durch Wort und Willen in die Ferne heilest! O Jesus, Du guter Heiland, Du wahrhaftiger Sohn des allerhöchsten Gottes, das Du sicher bist – lasse also auch meinen Sohn, der Dich so sehr liebt, daß er für Dich sogar in den Tod gehen möchte, wieder gesund werden durch Dein mächtiges Wort und Willen!
[2,03] O Jesus, Du guter Heiland! bescheide mich, der ich auch krank bin, nur diesmal nicht auf die Zeit nach Deiner mir verkündeten Himmelfahrt; sondern helfe, helfe, helfe sogleich meinem Sohne!
[2,04] Geschrieben in meiner Stadt Edessa, übersandt durch den früheren getreuen Boten. 



Zweites Antwortschreiben von Jesus.
 
[2,01] Abgarus, groß ist dein Glaube! Und darum könnte es mit deinem Sohne wohl besser werden. Aber da Ich bei dir Liebe gefunden habe, mehr als in Israel, so will Ich dir auch mehr tun, als so du nur allein geglaubt hättest!
[2,02] Siehe, Ich, der Herr von Ewigkeit, nun ein Lehrer der Menschen und ein ewiger Befreier vom ewigen Tode, werde deinem Sohne das ewige Leben schenken vor Meiner Auffahrt, da er Mich ungesehen und ungekannt vor Meinem bevorstehenden Leiden für alle Menschen aus seinem ganzen Herzen geliebt hat. Und so wirst du, Mein lieber Abgarus, wohl deinen Sohn dem Leibe nach verlieren in der Welt, aber dem Geiste nach tausendfach gewinnen in Meinem ewigen Reiche!
[2,03] Glaube aber ja nicht, daß dein Sohn, so er sterben wird, im Ernste sterben wird! – Nein, nein! Sondern wann er stirbt, da erst wird er erwachen vom Todesschlaf dieser Welt zum wahren, ewigen Leben in Meinem Reiche, welches ist geistlich und nicht leiblich. [2,04] Darum lasse dich nicht betrüben in deiner Seele! Denn siehe und schweige: Ich allein bin der Herr, und außer Mir ist keiner mehr! Darum tue Ich frei, was Ich tue, und niemand kann zu Mir sagen: Tue das oder tue das nicht!
[2,05] Was Ich aber nun tue, und es zulasse, daß Ich wie ein schwacher Mensch verfolgt werde, das habe Ich schon ehedem vorgesehen, ehe noch die Erde gegründet war und eher, als Sonne, Mond und Sterne vom Himmel herab der Erde leuchteten. Denn Ich ging darum aus von Meinem Vater, der in Mir ist, wie Ich in Ihm! Der Vater aber ist das Höchste, denn Er ist Meine Liebe, Mein Wille. Der Geist aber, der aus Mir und dem Vater gehet, wirkend von Ewigkeit zu Ewigkeit, ist das Heiligste. Und das alles bin Ich, der dir nun solches offenbaret!
[2,06] Darum betrübe dich nicht, da du nun weißt, wer Der ist, der dir nun solches veroffenbaret hat! Schweige jedoch davon bis dahin, da Ich werde am Pfahle erhöht werden von den Juden, davon dir sobald Kunde wird, als es geschehen wird, denn sonst würde die Welt vor der Zeit fallen!
[2,07] In diesen Tagen aber wird ein armer Jüngling in deine Stadt kommen.
Diesen nehme auf und tue ihm Gutes, so wirst du darob Mein Herz erfreuen, – darum Ich deinem Sohne eine so große Gnade erweise und ihn ob seiner Liebe vor Mir dahin gehen lasse, da Ich hingehen werde nach der Erhöhung am Pfahle. – Amen.
[2,08] Geschrieben zu Kana in Galiläa durch den Jünger Johannes und übersandt durch des Königs Boten. 



Dritter Brief des Abgarus an Jesus.
 
[3,01] Abgarus, ein kleiner Fürst in Edessa, Jesu dem guten Heilande, der im Lande um Jerusalem erschienen ist, alles Heil in Ewigkeit!
[3,02] Aus Deinem herrlichen Gnadenbriefe, den Du o Herr, Herr Gott von Ewigkeit, mir bestaubtem Wurme vor diesem meinem jetzt an Dich gerichteten Schreiben allergnädigst zugesandt hast zu meinem und meines Sohnes übergroßem Troste, habe ich klarst ersehen, daß in Dir die höchste Liebe wohnen muß. Denn sonst wäre es rein unmöglich, daß Du, als der einige Herr aller Himmel wie dieser Erde, mir, einem Wurme vor Dir, meines Dich über alles liebenden Sohnes wohlgedenkend, einen so allmächtig wirkenden Trost hättest können zukommen lassen! – Ich kann Dir, o Herr, dafür doch wohl nichts anderes tun als, vor Deinem allerheiligsten Namen in den Staub meiner Nichtigkeit sinkend, Dir meinen und meines Sohnes Dank darbringen. Nimm diesen unsern heißesten Dank als ein Pfand unserer heißesten Liebe gnädigst an und gedenke unser allezeit in Deiner für mich unbegreiflichen Milde!
[3,03] Meines sehr kranken Sohnes Liebe zu Dir hat mir ein liebes Begehren nach Dir vor ein paar Tagen kundgetan. Herr, vergib es mir, so ich es Dir durch dieses Schreiben wieder kundtue! – Wohl weiß ich es, daß Dir unsere Gedanken schon eher bekannt sind, als ich und mein Sohn sie noch gedacht haben. Aber demungeachtet schreibe ich Dir, wie man einem Menschen schreibt, und tue das nach dem Rate jenes von Dir mir anempfohlenen armen jungen Menschen, der sich nun schon bei mir, bestgehalten, befindet, der da mir sagte, daß ja jedermann so zu Dir kommen müsse, der von Dir etwas erhalten will. [3,04] Dieser junge Mensch gab vor, Dich gesehen zu haben. Er hat eine zwar
sehr einfache, aber sonst, wie es mir vorkommt, sehr richtige und treffende Darstellungsgabe. Dieser junge Mensch, seiner Fähigkeit zufolge mir sehr teuer, beschrieb uns jüngst zu unserer größten Freude Deine Gestalt auf eine so anschauliche Weise, daß ich und mein Sohn, der noch lebt, aber wohl schon höchst schwach ist, Dich förmlich zu sehen glaubten. In meiner Stadt aber lebt ein sehr großer Künstler in der Malerkunst. Dieser malte mir sogleich nach der Darstellung des jungen Menschen Deinen Kopf mit der Brust. Mich und meinen Sohn überraschte dieses Bild um so höchst erfreulicher, als mir der arme junge Mensch beteuerte, daß Du, o Herr, gerade also aussähest!
[3,05] Darum aber habe ich nun auch diese Gelegenheit benützt, durch den treuen Überbringer dieses meines gebührendsten Dankschreibens Dir Dein eigen Bild zu übersenden, auf daß Du es selbst besehen möchtest und mir dann kundtun durch den Boten, ob dieses Bild Dir wohl gleichsieht?
[3,06] O Herr Jesus, Du guter Heiland aller Menschen, zürne uns ja nicht darob!
Denn nicht eine verächtliche Neugierde, nein, sondern reine, übergroße Liebe zu Dir trieb uns dazu, uns dies allerteuerste Kleinod unseres Herzens also anfertigen zu lassen, auf daß wir von Dir uns doch irgendeine Vorstellung machen können, der Du unsere Herzen bis in die tiefste Tiefe mit Deiner Liebe erfüllt hast und bist geworden unser größter Reichtum, unser größter Trost und unseres Herzens köstlichster Brautschmuck im Leben und im Tode!
[3,07] O Herr, höre ja nimmer auf, unser in Deinem Herzen zu gedenken! – Dein für uns heiliger Wille geschehe! 


Drittes Antwortschreiben von Jesus durch denselben Boten des Königs innerhalb zehn Tagen. 

[3,01] Meinen Segen, Meine Liebe und Meine Gnade dir, Mein geliebter Sohn Abgarus!
[3,02] Ich sagte hier in Judäa wohl oft zu denen, denen Ich von allerlei Übeln des Leibes geholfen habe: Siehe, das hat dir dein Glaube getan! – Aber noch keinen habe Ich gefragt: Liebst du Mich? Und noch keiner hat es Mir aus der Tiefe seines Herzens gesagt: Herr! ich liebe Dich!
[3,03] Du aber glaubtest lange schon zuvor, ohne Mich gesehen zu haben, daß Ich der Einige es bin. Und nun liebst du Mich schon wie einer, der lange schon wiedergeboren wäre aus dem Feuer des Geistes.
[3,04] O Abgarus! Abgarus! Wüßtest du und könntest du es fassen, wie sehr Ich dich darum liebe und welch eine große Freude du Meinem ewigen Vaterherzen machest – dich würde die zu große Seligkeit dessentwegen erdrücken, daß du nimmer leben könntest! 

[3,05] Sei aber standhaft bei allem, was du mit der Zeit von den bösen Juden über Mich hören wirst, die Mich bald in die Hände der Henker übergeben werden. So du aber das hören wirst und wirst dich nicht ärgern darob, so wirst du geistig nach deinem Sohne der Erste sein, der lebendigen Anteil an Meiner Auferstehung vom Tode haben wird.
[3,06] Wahrlich, wahrlich sage Ich dir: Die da glauben Meiner Lehre, daß sie von Gott ist ausgegangen, die sollen auferwecket werden am jüngsten Tage, allda ein jeder sein rechtes Gericht finden wird. Aber die Mich wie du lieben, die werden den Tod nimmer schmecken! Sondern wie schnell da ist der schnellste Gedanke, also schnell auch werden sie aus diesem Leben des Leibes in das allerhellste ewige Leben verklärt werden und werden Wohnung nehmen bei Mir, ihrem Vater von Ewigkeit. Solches behalte jedoch sorgfältig bei dir geheim, bis Ich werde auferstanden sein!
[3,07] Dann aber wird alsbald ein Jünger zu dir kommen, wie Ich dir schon im ersten Briefe verheißen habe, und wird, bis auf deinen Sohn, der vor Mir gehen wird ohne Schmerz in Mein Reich, dich und dein ganzes Haus gesund machen leiblich und geistlich. [3,08] Ob der Ähnlichkeit zwischen Meiner Außengestalt und deinem Mir durch deinen Boten zugesandten Bilde wird dich dein Bote, der Mich nun schon zum dritten Male sah, auf das getreueste benachrichtigen. Wer ein Bild in deiner Absicht von Mir will, dem sei es keine Sünde! Denn da erduldet die Liebe ja alles. Aber wehe denen, die Mich zu einem Götzen gestalten werden! – Halte aber auch das Bild geheim!
[3,09] Geschrieben in Judäa durch Meiner Jünger einen, der Meinem Herzen nahe ist, und übersandt wieder durch denselben Boten.
[3,10] Mein Heil deinem Hause! – Amen. 



Vierter Brief des Abgarus an Jesus sieben Wochen nach dem dritten geschrieben.
 
[4,01] Abgarus, ein kleiner Fürst in Edessa, Jesu dem guten Heilande, der im Lande um Jerusalem erschienen ist und nun verfolgt wird von einem Ende zum andern von den dummen, blinden Juden, die nicht erkennen das heilige Urlicht, die Sonne der Sonne in ihrer Mitte, alles Heil!
[4,02] O Du mein guter Heiland Jesus! Nun ist geschehen in der Wirklichkeit an meinem lieben Sohne, was Du, o Herr, mir im zweiten Briefe vorhergesagt hast. Er ist vor ein paar Tagen gestorben und hat mich auf dem Totenbette noch angelegentlichst mit vielen Tränen im Auge gebeten, ich möchte Dir mit diesem Schreiben seinen innigsten Dank ausdrücken dafür, daß Du ihn wirklich so ganz ohne Schmerzen und ganz ohne Furcht vor dem Tode des Leibes hast gnädigst dahinscheiden lassen.
[4,03] Dein Bild hat er wohl bei tausend Male an sein Herz gedrückt, und sein letztes Wort war: „O Du mein guter Vater Jesus! O Jesus, Du ewige Liebe, der Du allein das wahre Leben bist von Ewigkeit! Du, der Du jetzt wie eines Menschen Sohn wandelst unter denen, die Deine Allmacht ins Dasein rief und ihnen Gestalt und Leben gab – Du allein, ja Du bist meine Liebe in Ewigkeit! – Ich lebe, ich lebe, ich lebe durch Dich in Dir ewig!!!“
[4,04] Nach diesen Worten verschied mein lieber Sohn. Wohl wirst Du, o Herr, es wissen, daß da so das irdische Ende meines Sohnes war und daß ich und mein ganzes Haus viel geweint haben um ihn. Aber dennoch schreibe ich Dir dieses wie ein Mensch dem Menschen, dieweil es also mein sterbender Sohn vor seinem irdischen Ende sehnlichst gewünscht hat.
[4,05] O Herr, vergib mir armem Sünder vor Dir, so ich Dir nun schon durch ein viertes Schreiben zur Last werde und Dir, o Herr, vielleicht irgendeine Störung in Deinem allerheiligst wichtigsten Geschäfte bewirke.
[4,06] Schließlich wage ich noch die Bitte diesem Schreiben anzufügen, daß Du Deinen Trost mir nicht entziehen möchtest! Denn siehe, mich hat nun nach meinem Sohne dennoch eine große Traurigkeit befallen, der ich bei meinem festesten und wie möglich besten Willen nicht ledig werden kann. Daher bitte ich Dich, Du guter Heiland, Du bester Vater von Ewigkeit, Du wollest von diesem großen Schmerze mich frei machen. Aber nicht mein, sondern Dein heiliger Wille geschehe!

Vierte, eigenhändige Antwort von Jesus in griechischer Zunge, während die früheren in jüdischer Zunge abgefaßt waren.
[4,01] Mein geliebter Sohn und Bruder Abgarus! Was deinen Sohn betrifft, so weiß Ich alles, und es ist Mir überaus lieb, daß es mit ihm ein so schönes Ende für diese Welt, aber einen noch bei weitem schöneren Anfang in Meinem Reiche genommen hat.

[4,02] Du aber tust wohl daran, so du um ihn ein wenig trauerst, denn siehe, der Guten gibt es wenige auf der Welt. Die aber da sind wie dein Sohn, die sind wohl einer Nachtrauer wert!
[4,03] Siehe, auch Ich weine deinem Sohne eine köstliche Träne nach! – So ward alle Welt aus einer Träne aus Meinem Auge, und so wird der neue Himmel auch wieder gestaltet.
[4,04] Ich sage dir, daß da gute Tränen von einem übergroßen Werte im Himmel sind. Denn mit diesen allerköstlichsten Juwelen wird der Himmel gezieret in Ewigkeit. Aber mit bösen Haß-, Neid- und Zorntränen wird die Hölle in ihren Festen gestärkt.
[4,05] Daher sei dir das der größte Trost, daß du trauerst um den Guten! Behalte aber diese Trauer noch eine Kürze, bis du nach Mir trauern wirst eine Kürze; dann aber wird dich Mein Jünger von allem frei machen.
[4,06] Sei aber fortan sehr barmherzig, so wirst du auch eine große Erbarmung finden! Vergiß der Armen nicht! Diese sind allzumal Meine Brüder! Was du ihnen tust, das tust du Mir, und Ich werde es dir vergelten hundertfältig.
[4,07] Suche das Große, das ist Mein Reich, so wird dir auch das Kleine dieser Welt zukommen! So du aber suchtest das Kleine, da könntest du des Großen nicht wert erachtet werden.
[4,08] Du aber hast (in deinem Gefängnisse) einen Verbrecher, der nach deinem weisen Gesetze den Tod verdient hat. Ich aber sage dir, Liebe und Erbarmung stehen höher denn Weisheit und Gerechtigkeit! Handle daher mit ihm nach der Liebe und nach der Erbarmung, so wirst du eins sein mit Mir und mit Dem, der in Mir ist und von dem Ich ausgehe als Mensch dir gleich. – Amen.
[4,09] Von Mir Selbst geschrieben zu Kapharnaum und übersandt durch deinen Boten. 


Fünfter Brief des Abgarus an Jesus geschrieben drei Wochen nach der Antwort des Herrn auf den vierten Brief.
 
[5,01] Abgarus, ein kleiner Fürst in Edessa, Jesu dem guten Heilande, der im Judenlande um Jerusalem erschienen ist als das Urlicht, als die ewige Urkraft, die alles neu umschaffet – Himmel, Welten, Wesen – und nicht erkannt wird von den Ersten, die berufen sind, wohl aber von denen, die bereits Tausende von Jahren in der Finsternis schmachteten, – alles Heil von uns Kindern der Nacht!

[5,02] O Herr! Welcher Sterbliche kann wohl die Größe Deiner Liebe zu uns Menschen, die wir nur Deine Geschöpfe sind, fassen – aus welcher Liebe Du nun alles neu gestalten willst, und willst aber dabei selbst einen Weg wandeln, der nach meinen menschlichen Begriffen für Gott fast unmöglich und undenkbar zu sein scheint!
[5,03] Bist Du auch hier auf dieser Erde, die Du mit einem Hauche verwehen könntest, als ein ganz einfacher Mensch unter den Menschen gegenwärtig, so regierest und erhältst Du aber aus Deinem innersten Gottwesen dennoch die ganze Unendlichkeit! Und jeder Staub der Erde, jeder Tropfen im Meere, Sonne, Mond und alle zahllosen Sterne horchen der Allmachtstimme Deines Herzens, das da der ewige Mittelpunkt aller Dinge und Wesen in der ganzen Unendlichkeit ist.
[5,04] O wie endlos selig müssen Deine Jünger sein, so sie Dich am hellsten Tage ihres Geistes nur so erkennen, wie ich armer Sünder aus meiner Nacht!
[5,05] O wäre ich nur nicht lahm an meinen Füßen, wie lange schon wäre ich bei Dir! So aber sind meine elenden Füße mir ein Hindernis zu meiner größten Seligkeit geworden. Aber das alles ertrage ich nun gerne, weil Du, o Herr, mich nur insoweit für würdig befunden hast, mit mir armem, dummem Tropfe brieflich zu reden und mich über so viele Wunderdinge zu belehren, über die man freilich wohl nur von Dir, o Herr, nie aber von einem Menschen belehrt werden kann.
[5,06] Was wußte ich wohl früher von einem Leben nach dem Tode? – Alle Weisen der Welt hätten mir dieses Rätsel nicht enthüllt. Denn unsere Vielgötterlehre hat wohl eine dichterische Unsterblichkeit, die aber ebensowenig der Wirklichkeit gleicht wie ein leerer Traum dem andern, in dem man bald auf dem Meere zu Fuße geht und fährt übers Land zu Schiffe.
[5,07] Du, o Herr, aber hast es mir im Worte und in der Tat gezeigt, wie nach dem Tode dieses unseres sehr gebrechlichen Leibes erst ein vollkommenstes, wahrhaftiges, freiestes Geistesleben seinen Anfang nimmt und nimmerdar verändert wird ewig.
[5,08] Aus diesem Grunde aber habe ich es mir nun auch zur unerläßlichen Aufgabe gemacht, Dir, o Herr, für diese endlos große Gnade durch dieses Schreiben meinen gebührendsten Dank darzubringen, der freilich gegen diese Deine endlos große Gnade in das reinste Nichts zerfällt.
[5,09] Aber was, o Herr, könnte ich Dir auch geben, das Du mir nicht zuvor gegeben hättest!?
[5,10] Ich denke, ein rechter Dank aus dem Herzen scheint mir noch das dem Menschen am meisten Eigenste zu sein, weil der Undank sicher sein volles Eigentum ist. Daher auch kann ich, o Herr, Dir nichts darbringen als eben meinen geringen Dank – aber dennoch mit der vollsten Versicherung, daß ich nun bereit bin, in meinem kleinen Staate alles sogleich einzuführen, was Du, o Herr, mir gnädigst gebieten möchtest, – also wie ich nach Deinem Wunsche den großen Staatsverbrecher nicht nur alsogleich aus dem Kerker heben, sondern ihn auch sogleich in meine Schule und an meinen Tisch bringen ließ.
[5,11] Ob ich daran recht getan oder etwa, wie man zu sagen pflegt, des Guten zuviel getan habe, das zu beurteilen reicht mein menschlicher Verstand nicht hin. Darum komme ich, o Herr, auch in diesem Stücke zu Dir mit diesem Schreiben, daß Du mir darüber die rechte Weisung gnädigst erteilen möchtest.
[5,12] Meine Liebe, meinen Dank und meinen kindlichsten Gehorsam Dir, o Herr Jesus, ganz allein! Dein Wille geschehe! 



Fünftes Antwortschreiben von Jesus.
 
[5,01] Höre du, Mein geliebter Sohn und Bruder Abgarus! Ich habe nun bei zweiundsiebzig Jünger, darunter zwölf Apostel; aber alle zusammen haben nicht solche Sehekraft wie du allein, der du ein Heide bist und Mich nie gesehen hast und nicht alle die vielen Wunder seit Meiner Menschwerdung, seit Meiner Geburt.
[5,02] Darum aber sei auch der besten Hoffnung; denn siehe, es wird geschehen, und es ist schon geschehen, daß Ich den Kindern das Licht nehmen werde und werde es in der Fülle geben euch Heiden! Denn siehe, erst vor kurzem habe Ich unter den hier mitunter lebenden Heiden, Griechen und Römern Glauben gefunden, desgleichen in ganz Israel nicht anzutreffen ist. Liebe und Demut aber sind nun unter den Juden ganz fremde Eigenschaften des menschlichen Herzens geworden, während Ich sie nicht selten unter euch im Vollmaße antreffe.
[5,03] Siehe, darum werde Ich es den Kindern nehmen und werde es euch geben, das ist: all Mein Reich zeitlich und ewig! Die Kinder aber sollen sich nähren vom Unflate der Welt!
[5,04] Du möchtest Meinen Willen in deinem Staate zum Gesetze machen. – Das wird sich vorderhand noch nicht tun, denn siehe, es gehört zu allem eine gewisse Reife. Aber Mein Gesetz ist nichts als Liebe. Willst du schon in deinem Staate etwas von Mir einführen, so führe dieses Gesetz ein, dann wirst du mit Meinem Willen ein leichtes Werk haben! Denn siehe, Mein Wille und Mein Gesetz sind so völlig eins, wie da Ich und der Vater völlig eins sind.
[5,05] Freilich liegt dann in Meinem Willen noch so manches, was du nun nicht fassen könntest. Wenn aber Mein Jünger zu dir kommen wird, der wird dich in alles leiten. Und so du durch ihn auf Meinen Namen getauft wirst, dann wird der Geist Gottes über dich kommen und wird dich selbst in allen Dingen unterweisen.
[5,06] Mit dem Verbrecher hast du völlig recht getan. Denn siehe, Ich tue mit euch Heiden ja dasselbe. Deine Tat aber sei dir ein guter Spiegel dessen, was Ich schon tue und später in der Fülle tun werde.
[5,07] Das zu deiner Ruhe und zu deinem Segen! – Amen. 



Sechster Brief des Abgarus an Jesus zehn Wochen später geschrieben.
 
[6,01] Abgarus, ein kleiner Fürst in Edessa, Jesu dem guten Heilande alles Heil, der um Jerusalem erschienen ist, ein Heil allen Völkern, die eines guten Herzens sind und den rechten Willen haben, nach Seinem Worte ihr Leben einzurichten!
[6,02] O Herr, vergib mir meine große Dreistigkeit und mein schon wahrhaft unverschämtes Zudringen zu Dir! Aber Du weißt es ja, daß gute Ärzte bei den Menschen stets in größtem Ansehen standen, weil sie allezeit noch in den Dingen der Natur die sichersten Kenntnisse besaßen, darum sich bei großen Erscheinungen in der Natur jedermann gerne an sie wandte, um von ihnen einen wennschon matten Aufschluß zu erhalten.
[6,03] Um wie endlos höher über alle naturkundigen Ärzte der Welt stehst Du in meinen Augen, der Du nicht nur Arzt in allen Dingen, sondern auch zugleich Schöpfer und Herr aller Natur bist von Ewigkeit!!! Dir kann ich daher nun ganz allein meine gegenwärtige sonderbare Staatsnot vortragen und Dich dann aus aller Tiefe meines Herzens um die gnädige Abwendung dieser sonderbaren Not anflehen.
[6,04] Siehe, wie Du es sicher vom Grunde schon lange weißt, ist vor zehn Tagen hier ein kleines Erdbeben verspürt worden, welches, Dir ewig Dank, ohne besondere Spuren vorüberging. Ein paar Tage nach diesem Erdbeben fing (jedoch) alles Wasser an, trüb zu werden, und jeder Mensch, der das Wasser trank, bekam Kopfschmerzen und ward darauf ganz unsinnig.
[6,05] Ich gab da sogleich ein strenges Gebot heraus, daß da in meinem ganzen Lande das Wasser so lange niemand gebrauchen darf, bis ich es wieder zu gebrauchen gebieten werde. Unter der Zeit aber sollen alle meine Staatsbürger zu mir nach Edessa kommen, allwo sie Wein und Wasser bekommen werden, das ich nun für den Zweck auf großen Schiffen eigens von einer ziemlich entfernten griechischen Insel holen lasse.
[6,06] Ich glaube, weil mich zu dieser Handlung rein nur die Liebe zu meinem Volke und die wahrste Erbarmung über dasselbe antrieb, keine schlechte Tat begangen zu haben. Darum bitte ich Dich, o Herr, in aller Demut und Zerknirschtheit meines Herzens, Du wollest mir und meinem Volke aus dieser Not helfen!
[6,07] Denn siehe, es will sich das Wasser nicht klären, und dessen tolle Wirkung ist stets die gleiche. O Herr, ich weiß, daß Dir alle guten und bösen Kräfte und Mächte untertan sind und müssen weichen Deinem Winke; daher bitte ich Dich, Du wollest Dich gnädigst meiner erbarmen und mich wegen des armen Volkes befreien von dieser Plage! Dein göttlicher heiliger Wille geschehe!
[6,08] Als der Herr diesen Brief gelesen hatte, erregte Er sich tief in Seinem Innern und sprach laut wie ein Donner: „O Satana, Satana! Wie lange willst du Gott, deinen Herrn, noch versuchen!? Was tat dir, du ärgste Schlange, dies arme, gute Völklein, daß du es also scheußlich plagest?
[6,09] Auf daß du wieder erfahrest, daß Ich dein Herr es bin, so habe es in diesem Lande von diesem Augenblicke an ein Ende mit deiner Bosheit! Amen.
[6,10] Hast du dir einst nicht bloß der Menschen Fleisch bedungen, es zu proben, was Ich dir gestattete wie bei Hiob?! Was machst du mit Meiner Erde?! – Hast du Mut, so greife Mich an! Aber Meine Erde und die Menschen, die Mich in ihren Herzen tragen, lasse in Ruhe bis zur Zeit, die Ich dir zur allerletzten Freiheitsprobe gönnen werde!“

Nach diesem Ausruf erst erging durch einen Jünger an den Abgarus folgende Sechste Antwort des Herrn Jesus.
[6,01] Mein lieber Sohn und Bruder Abgarus! Diesen argen Streich hat dir nicht dein Feind, sondern allein Mein Feind gespielt! Du jedoch kennest diesen Feind nicht; Ich aber kenne ihn schon gar lange.

[6,02] Dieser Mein Feind ist der alte unsichtbare Fürst der Welt und hatte bisher eine große Macht nicht nur auf dieser Erde, die sein Haus ist, sondern auch in den Sternen. Allein seine Macht wird nur noch eine kurze Zeit dauern, und bald wird der Fürst dieser Welt geschlagen werden.
[6,03] Du aber fürchte ihn nimmerdar! Denn für dich und dein Volk habe Ich ihn nun geschlagen. – Gebrauche daher nun ganz ruhig das Wasser deines Landes, denn es ist in diesem Augenblicke rein und gesund geworden.
[6,04] Siehe, dieweil du Mich liebst, ist dir Arges begegnet. Weil aber deine Liebe zu Mir mächtiger ward in der Bedrängnis, so hat deine Liebe gesiegt über alle Macht der Hölle, und du bist nun für alle Zeit frei vor solchen höllischen Ausgeburten!
[6,05] Daher wird es kommen, daß der Glaube großen Versuchungen preisgegeben wird und wird durch Wasser und Feuer wandeln müssen. Aber das Feuer der Liebe wird das Glaubensprobefeuer ersticken und das Wasser mit seiner Allgewalt verdampfen.
[6,06] Wie es aber nun deinem Lande natürlich ergangen ist, so wird es dereinst vielen aus Meiner Lehre ergehen geistig; sie werden auch sehr unsinnig werden, die aus den Pfützen der falschen Propheten trinken werden!
[6,07] Meine Liebe, Meinen Segen und Meine Gnade dir, Mein Bruder Abgarus!
− Amen. 



Siebter Brief des Abgarus an Jesus neun Wochen nach Empfang der sechsten Antwort an den Herrn geschrieben und fünf Tage vor dem Einzug in Jerusalem an den Herrn gelangt.
 
[7,01] Abgarus, ein kleiner Fürst in Edessa, Jesu dem guten Heilande alles Heil, der erschienen ist in der Gegend um Jerusalem, ein Heil allen Völkern, ein Herr und ein gesalbter König von Ewigkeit, ein Gott aller Kreatur, aller Menschen und aller Götter, der guten wie der bösen!

[7,02] O mein Gott, o mein Herr, o Du alleiniger Erfüller meines Herzens und vollster Inbegriff aller meiner Gedanken! Ich weiß es zwar wohl schon aus Deinem ersten gnädigsten Briefe an mich, daß mit Dir nach Deinem eigenen unbegreiflichen Ratschlusse das alles geschehen muß, was eben die argen jerusalemitischen Juden mit Dir vorhaben.
[7,03] Ich kann es mir wohl auch dunkel vorstellen, daß das alles schon so wird sein müssen. Aber daß sich mein Dich nun über alles liebendes Herz dagegen sträubet, von meiner menschlichen Seite betrachtet, das wirst Du, o Herr, sicher noch besser einsehen als ich, ein schwacher Mensch. Daß ich aber vollen Grund habe, Dir, o Herr, solches zu berichten, wird die Folge zeigen im Verlaufe dieses meines Schreibens.
[7,04] Siehe, ich als ein römischer Vasall, ein naher Verwandter des Tiberius, der da Kaiser (Cäsar) in Rom ist, habe auch in Jerusalem meine römischen getreuen Beobachter, die besonders ein scharfes Auge auf das dortige überaus hochmütige Priestertum haben. Diese meine Beobachter haben mir genau berichtet, was diese stolzen, übermütigen Priester und Pharisäer mit Dir vorhaben.
[7,05] Sie wollen Dich nicht nur nach ihrer Art steinigen oder verbrennen; nein, das ist ihnen viel zu wenig, sondern sie wollen an Dir ein Exempel der allerunmenschlichsten Grausamkeit statuieren! – Höre, o Herr! Diese Bestien in Menschengestalt wollen Dich an das Kreuz mit scharfen Nägeln heften lassen und Dich so lange daran hängen lassen, bis Du langsam vor den ungeheuersten Schmerzen stürbest am Schandpfahle! Und dieses Meisterstück menschlicher Bosheit wollen sie an diesem bald kommenden Osterfeste ausführen!
[7,06] Herr, sei es, wie es wolle – aber mich hat es bis ins Innerste empört! Ich weiß, wie diese rein sinnlichen und herrschsüchtigen Bestien Dich gar nicht darum töten wollen, weil Du Dich als ihren verheißenen Messias ausgibst vor dem Volke. O das würde diese priesterliche Hyänenbrut wenig kümmern; denn ich weiß es nur zu gut, daß sie bei sich weder an einen Gott, noch viel weniger an Dich glauben und unter sich aus einer Gotteslästerung sich wenig machen.
[7,07] Aber sie haben einen ganz anderen Plan! – Siehe, diese Bestien wissen, daß sie von Rom ihrer geheimen Konspirationen wegen mit Argusaugen beobachtet werden. Und der sehr scharfsichtige Pilatus hat einen solchen hohepriesterlichen Aufstandsversuch, so fein er auch angelegt war, schon im vorigen Jahre genau durchschaut und hat, wie Du es weißt, bei fünfhundert Arme und auch Wohlhabende, zumeist leider Galiläer, vor dem Vorhofe am Feste ergreifen und sogleich enthaupten lassen, wodurch er sich freilich die Feindschaft des Herodes zuzog, da das meistens seine Untertanen getroffen hat.
[7,08] Dieses Beispiel wirkte stark erschütternd auf die Gemüter der Templer. Um die lästige Scharte auszuwetzen, haben sie nun Dich ausersehen, wollen Dich als einen Staatsrebellen beim Pontius anklagen und Dich auch als den Haupträdelsführer des vorjährigen Aufstandes bezeichnen, um sich auf diese Art vor dem römischen Hofe wieder weiß zu waschen und dadurch Roms lästige Argusaugen von sich abzuwenden, um dann wieder leichter ihre Hochverratspläne zu schmieden, was ihnen aber auf keinen Fall gelingen wird. Du siehst es ohne dies mein Schreiben auch, und endlos besser, daß sie von Rom aus auf ein Haar durchschaut sind.
[7,09] Willst Du, o Herr, einen Dienst von mir, Deinem innigsten Freunde und Anbeter, so sende ich darob sogleich Eilboten nach Rom und zu Pontius, und ich stehe Dir dafür, daß diese Bestien in gleicher Zeit in dieselbe Grube fallen werden, die sie Dir bereitet haben!
[7,10] Doch da ich Dich, o Herr, nur zu wohl kenne und wohl weiß, daß Du keines Menschen Rates bedarfst, so wirst Du wohl tun, was Dir am besten deucht. Ich als Mensch aber habe das als eine meiner ersten Pflichten angesehen, Dir die Sache also getreu kundzugeben, wie sie sich auf ein Haar also und nicht anders verhält – verbunden mit meinem herzinnigsten Danke für Deine Gnade, die Du mir und meinem Volke erwiesen hast.
[7,11] O Herr, lasse mich wissen, was ich hier für Dich tun soll! – Dein allzeit
heiliger Wille geschehe! 



Siebtes und letztes Antwortschreiben von Jesus.
 
[7,01] Höre, Mein geliebter Sohn und Bruder Abgarus, es verhält sich richtigalles genau also, wie du Mich nun benachrichtiget hast. Aber dessenungeachtet muß mit Mir alles also geschehen, weil sonst kein Mensch ewig je das ewige Leben erreichen könnte – was du jetzt freilich nicht einsiehst, aber in Kürze dieses große Geheimnis einsehen wirst.
[7,02] Daher lasse vorderhand deine Mir freundlichst dargebotenen Schritte fürMeine Rechtfertigung. Denn sie würden da wenig fruchten, wo des Vaters ewige Macht waltet, der in Mir ist und Ich als ein Mensch von Ihm ausgegangen bin.
[7,03] Darum erschrecke dich Mein Kreuz ja nicht, an das Ich geheftet werde, – denn siehe, gerade dieses Kreuz soll für alle künftigen Zeiten der Grundstein zum Reiche Gottes und zugleich die Pforte in dasselbe werden!
[7,04] Ich aber werde nur drei Tage lang dem Leibe nach tot sein. Am dritten Tage aber werde Ich als ein ewiger Überwinder des Todes und der Hölle wieder vom Tode in Jerusalem auferstehen und Mein allmächtiges Gericht wird treffen alle Täter des Übels. [7,05] Für die aber, die Meines Herzens sind, werde Ich dann die Pforte der Himmel weit auftun vor ihren Augen!
[7,06] Wenn du aber in wenigen Tagen wirst am Tage die Sonne ganz verfinstert erschauen, dann denke, daß Ich, dein größter Freund und Bruder, am Kreuze gestorben bin! – Erschrecke aber nicht darob! Denn das alles muß so kommen, und den Meinen wird dennoch kein Haar gekrümmt werden.[7,07] Wann Ich aber auferstehen werde, in dem Augenblick sollst du ein Wahrzeichen bekommen, daran du Meine Auferstehung sogleich erkennen wirst!
[7,08] Meine Liebe, Gnade und Mein Segen mit dir, Mein lieber Bruder Abgarus! – Amen.




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